Geschichtliches zum früheren Kloster Retters

Das bis heute das älteste Kloster zwischen Main und Taunus, das Kloster Retters, hat vor einiger Zeit mit Hilfe von Archäologen und Historikern weitere Geheimnisse preis gegeben. Neue Erkenntnisse zu dem Kloster Retters (1146-1559) sind in den letzten zwei Jahren auf dem Gelände des Hofes durch eine archäologisch-geophysikalische Prospektion mit dem Ziel erreicht, mögliche Grundmauern des zerstörten Prämonstratenserinnen „Kloster Retters“ zu finden. Maßgeblich daran beteiligt waren Martin Posselt (Archäologe) und die Leiterin des Kulturamtes der Stadt, Dr. Beate Matuschek als Kunst- und Bauhistorikerin.

Zur Geschichte: Retters wurde 1146 als Filialkloster der Mutterabtei Rommersdorf (Neuwied) zunächst als Doppelkloster für Mönche und Nonnen gegründet, allerdings schon vor 1200 als Nonnenkloster weitergeführt.

Inmitten einer weitgehend wenig besiedelten Region waren Klöster infrastrukturelle Einrichtungen, deren Schwerpunkte in Retters der Seelsorge, Kranken- und Armenfürsorge sowie eine standesgemäße Ausbildung und Versorgung von Töchtern des Niederadels galten. Als Graf Ludwig von Stolberg die lutherische Landesreligion einführte, löste er nach 400 Jahren karitativen Wirkens Kloster Retters auf.

Die Zerstörung der Klostergebäude im 16. und 17. Jahrhundert sowie die tiefgreifende Neugestaltung des Rettershofes im 20. Jahrhundert erschwerten die Messungen der Archäologen.

Orientierung zur Anordnung der Bauten gab die früheste Ansicht des Klosters von Sebastian Wolf aus dem Jahr 1592, etwa 30 Jahre nach seiner Schließung im Jahr 1559. In dieser Zeit waren große Teile der Anlage abgetragen und anderweitig verbaut, der Glockenturm zwischen Apsis und Langhaus war bereits, eingestürzt.

Die Richtigkeit der Jahrhunderte alten Karte von Sebastian Wolf wurde bestätigt durch eine GPS-Ortung der Klostermauern, die Abiturientinnen und Abiturienten der Eichendorffschule mit Leistungsfach Geschichte vornahmen.

Funde von Mauerwerk 1984 und Messungen lassen auf den ehemaligen Kreuzgang schließen.

Ausgangspunkt ist eine nach Osten ausgerichtete Kirche mit Chor und Sakristei. Südlich an die Kirche schließt sich der Kreuzgang mit Kreuzgarten an. Um den Kreuzgang gruppieren sich Funktionsbauten, die für Kloster Retters schriftlich belegt sind. Das Dormitorium (Schlafhaus), das Refektorium (Speisesaal), eine Infermeria (Siechenhaus), ein Einzelgebäude für den Prior, ein Klostergarten, ein Obstgarten und ein Kreuzweg.

Der Wirtschaftshof – im Nordwesten der Anlage – hat sich am heutigen Gutshof dort befunden, wo heute der Obst- und Gartenbauverein sein Domizil hat und das Stöffche keltert und das Kelterhaus eingerichtet hat.

Der Eingang der Kirche wurde von Felix und Hertha von Richter-Rettershof 1934 beim Ausgraben eines morschen Walnussbaums auf dem Gelände des heutigen Reitplatzes gefunden. Über die Maße der Kirche ist allerdings nichts bekannt.

Vergangenheit und Gegenwart: Teil des früheren Klosters werden heute immer noch genutzt – der Wirtschaftsteil im Norden der Anlage als Pferdestall und die Katakomben vom Gartenbauverein Fischbach für die Produktion des heimischen Stöffchens.Dokumentation: Stadt Kelkheim



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