Leserbrief

Unsere Leserin Jutta Ueck-Knoll bezieht sich hier auf den zuvor veröffentlichten Leserbrief von Herrn Dr. Thonke und auf die letzte Stadtverordnetenversammlung, bei der sie anwesend gewesen sei:

„Nachverdichtung, die den Namen nicht verdient“

Das Zauberwort von der Nachverdichtung ist in der letzten Stadtverordnetenversammlung reichlich strapaziert worden. Nachverdichtung nur mit Reihenhäusern schafft den dringend benötigten bezahlbaren Mietwohnraum aber nicht, den die Koalition so großspurig auf ihre Fahnen geschrieben hat. Von Wohnungsmangel betroffen sind nicht diejenigen, die finanziell in der Lage sind, sich ein Haus zu kaufen, sondern vor allem diejenigen, die das nicht können: Bevölkerungsgruppen mit geringem bis mittlerem Einkommen.

Mit der aktuell geplanten Erschließung eines Feuchtbiotops, das in das gesamte 15 000 qm umfassende Kräthenbach-Biotop in Fischbach integriert ist, will die Koalition eine ökologisch äußerst sensible Fläche opfern und unter dem Deckmantel ,„Nachverdichtung in Kelkheim“ bebauen.

Das Areal liegt nicht im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, so dass erst Baurecht geschaffen werden muss. Die Aufstellung des Bebauungsplans soll im beschleunigten Verfahren erfolgen, bei dem Erleichterungen möglich sind. Insbesondere können Umweltprüfung und frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung entfallen.

Geplant sind nur Doppelhaushälften, ein soziales Wohnraumangebot in Form einer verpflichtenden Quote für bezahlbare Wohnungen ist von der Koalition nicht vorgesehen. Die Stadt soll also die Fläche für den Grundeigentümer und den Bauträger zu Bauland entwickeln, das um ein Vielfaches im Wert steigt, ohne dass die Kommune einen wirtschaftlichen und sozialen Nutzen daraus zieht. Da stellt sich schon die Frage, warum etwa beim Buchsbaum-Gelände oder beim ehemaligen Bauhof Fritz die Schaffung eines angemessenen Anteils an bezahlbaren Wohnungen möglich ist, beim Kräthenbach-Grundstück dem Bauherrn aber keine Steine in den Weg gelegt werden.

Die Koalition schafft es nicht, die Entwicklung von Wohngebieten und den Erhalt von schützenswerten Naturflächen gleichgewichtig zu bewerten. Wenn Baupolitik von Eigeninteressen überlagert ist, fehlt ein Kompass, um zu entscheiden, wo gebaut werden kann und wo besser nicht. Die Bebauung des Feuchtbiotops zerstört wertvolle Natur und leistet keinen Beitrag zur sozialen Wohnraumversorgung, während sich der Grundbesitzer mit Hilfe der Koalition die Taschen füllt. Zukunftsweisende Wohnungsbaupolitik für Kelkheim ist das sicher nicht.

Jutta Ueck-Knoll, Kelkheim



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