Moderner, jünger, autarker – neuer Vorstand des Kelkheimer Tierschutzvereins mit frischem Wind

Das Sommerfest war gut besucht – unter anderem stattete sogar Landrat Michael Cyriax dem Tierheim einen Besuch ab. Und der Wettergott drückte kurz mal auf die Regenpausetaste. Fotos: Judith Ulbricht

Kelkheim
(ju) – Es weht ein frischer Wind durch das Kelkheimer Tierheim. Nicht, weil der Herbst vor der Tür steht, sondern weil das Team um den neuen Vorstand Mark Bojko und Julia Hemming für viel Wirbel und Veränderung sorgt. Das Sommerfest in Kooperation mit dem Kelkheimer Kunstkaufhaus e.V. war ein erster Schritt und ein voller Erfolg. Ein vierstelliger Betrag aus Flohmarkt- und Bonverkauf, Kunstkaufhausaktionen und Spenden ist zusammengekommen. Geld, das für Tierschutz und Tierheim immens wichtig ist. Und durch die diversen Aktionen und vermehrtes Auftauchen in der Presse haben sich viele neue freiwillige Helfer gefunden, auf die so ein Tierheim angewiesen ist. „Hier müssen 12.000 Stunden pro Jahr geleistet werden, um den Betrieb am Laufen zu halten. Da sind wir für jede helfende Hand dankbar“, fasst Mark Bojko den Aufwand in Worte. Das sei wie in einem Uhrwerk: Da greifen kleine Zahnräder in große, nur so funktioniert es. Denn inzwischen kümmert man sich hier nicht nur um tierische Notfälle, sondern auch um menschliche. „Wir haben Jugendliche hier, die ihre Sozialstunden, zu denen sie verdonnert wurden, ableisten. Da bedarf es klarer Regeln und Ansagen“, so Bojko. Gerade verabschiedet er einen Jugendlichen, nicht ohne ihn daran zu erinnern, am nächsten Tag pünktlich zu sein.

Moderner wollen sie werden, jünger, und die Außenwirksamkeit soll verstärkt werden – so formuliert Mark Bojko seine Ziele. Dazu gehört auch eine verstärkte Nutzung der Sozialen Medien. „Wir brauchen junge Leute, die erreicht man am besten auf diesem Wege“, weiß der 1. Vorsitzende. „Jeder ist willkommen, der sich einbringen will.“ Doch nicht nur die Sozialen Medien werden genutzt, inzwischen ist auch das Fernsehen auf das Tierheim aufmerksam geworden. Die beliebte Tiersendung „Hund, Katze, Maus“ (VOX) möchte vor Ort drehen. In der Sendung gibt es eine Rubrik „Vorher, nachher“, in der Hunde, hauptsächlich aus der Tierrettung, eine „Umgestaltung“ bekommen. „Sprich aus zottelig, ungepflegt und schwer vermittelbar wird süß und knuffig“, bringt es Tierheimleiterin Nadine Bahr auf den Punkt. Das Team sprüht nur so vor neuen Ideen. So möchten sie auf der Website eine Rubrik „was wurde aus ...“ einrichten. Denn das Interesse an dem Schicksal der Tiere ist groß. Der Wechsel im Vorstand ist überaus positiv zu sehen, obwohl sich Mark Bojko und Julia Hemming klar darüber waren, in was für Fußstapfen sie treten. „Rosemarie Hippel hat nach 25 Jahren im Verein und 12 im Vorstand den Platz frei gemacht für Jüngere. Sie hat viel bewirkt, und wir setzen da jetzt an“, so Bojko. Dabei ergänzen sich die Sozialarbeiterin Hemming und der faktenbasierte Banker Bojko hervorragend – Herz und Verstand, eine gute Mischung. Und die beiden haben auch gleich richtig losgelegt. Für jede Tiergattung wurden Teamleiter festgelegt, um kürzere und klarere Wege einschlagen zu können. Das stärkt auch die Qualitätsstandards im Umgang mit den neuen Helfern. Vorhandene Räume werden besser genutzt, brachliegende Flächen einer Nutzung zugeführt, kleinere und größere Umbaumaßnahmen in Angriff genommen. Außerdem möchten die beiden dafür sorgen, dass das Tierheim autarker wird. „Nachdem wir häufiger in der Presse auftauchten, kam ein Anbieter von Solaranlagen auf mich zu, und jetzt prüfen wir, wie sich das umsetzen lässt“, verrät Bojko. Es ist deutlich mehr Leben im Tierheim, was nicht nur von den Tieren herrührt, sondern auch vom geschäftigen Treiben auf dem Gelände. „Durch die derzeit stattfindenden Veränderungen ist gefühlt die Akzeptanz untereinander größer geworden“, berichtet Beate Günther von ihren Eindrücken. Die Teamleiterin „Hunde“ findet es toll, dass sich jetzt Abläufe vereinfacht haben und gemachte Absprachen eingehalten und umgesetzt werden. Auch Vorschläge zu Veränderungen werden von Mark Bojko angehört, abgewogen und bei Machbarkeit zeitnah umgesetzt. „Ich habe hier so ein kreatives Team, man muss sie nur lassen, und vor allen Dingen, auch etwas zulassen“, ist sich Bojko bewusst. Deswegen möchte er auch gern die Helfertreffen wiederbeleben, die wegen der Pandemie nicht mehr stattfinden konnten. Eine Art „Come-Together“, um Abläufe und Prozesse zu verbessern und das Teambuilding zu unterstützen. Bojko: „Es braucht Leben hier und wir möchten junge Leute begeistern und eine gemeinsame Basis schaffen. Wenn uns das gelingt, schauen wir sehr positiv in die Zukunft.“

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