Kelkheim (kez) – Kürzlich wollten wir das Auto in die Garage fahren, da stockte der Atem: eine ausgewachsene Ringelnatter lag auf einem Stein, nur einen Meter vom Garagentor entfernt. Das Handy war schnell gezückt, und es gelangen ein paar interessante Aufnahmen. Bei einer Nahaufnahme war es der Schlange aber doch zu viel, sie verschwand unter einem Steinhaufen.
Früher war diese Schlangenart bei uns nicht selten. Sie hatte unseren Komposthaufen als Lebensraum auserkoren, denn dort sahen wir sie fast den ganzen Sommer. Eines Tages lag ein sogenanntes „Natternhemd“, das heißt die gesamte abgestreifte Haut, auf dem Kompost. Die Messung ergab: 120 cm Länge (Kelkheimer Zeitung vom 02.08. 2000), wobei sogar ein kleines Stück vom Schwanz fehlte. Doch das ist lange her.
In den Folgejahren wurden die Tiere immer seltener und waren sogar jahrelang ganz verschwunden.
Was dazu geführt hat, bleibt ein Rätsel, denn der Kompost wird immer noch nur alle paar Jahre umgesetzt, und die Wiese hinterm Haus wird nur einmal im Jahr gemäht.
Doch jetzt war die Ringelnatter plötzlich wieder aufgetaucht. Eine Nachfrage bei den Nachbarn ergab: Keiner hatte in den letzten Jahren die Schlange gesehen, bis auf eine Ausnahme. Drei Wochen vor unserer Beobachtung hatte unser Nachbar nebenan das Tier schwimmend in seinem Pool gesehen. Doch warum war die Schlange überraschend bei uns aufgetaucht? Hier gibt es nirgends einen Tümpel mit Fröschen, die eine Lieblingsspeise der Ringelnatter sind. Dass es dieselbe Schlange war, konnten wir leicht feststellen, da das Schwanzende fehlte.
Drei Tage später schlängelte sie sich auf der anderen Seite des Hauses entlang, um bald wieder zu verschwinden.
Jeden Tag schauen wir auf dem Kompost nach, ob die Schlange nicht doch wieder heimisch werden möchte, aber bisher vergeblich. Die Tiere sind äußerst nützlich im Garten, denn sie vertilgen, wenn sie keine Frösche, Kröten und Molche bekommen, auch Schnecken und Mäuse. Von letzteren gibt es bei uns eine Menge. Aber Blindschleichen und Eidechsen sind ebenfalls vor ihnen nicht sicher. Und die würden wir gerne lebend sehen. Da das Tier dauernd in Bewegung war, konnten wir die Länge nur schätzen, aber 80 Zentimeter waren es sicher.
Aufgrund der Größe des Exemplares halten wir die Schlange für ein Weibchen und würden uns freuen, wenn sie im Komposthaufen ihre Eier ausbrüten würde.
Klaus Schurian