Aus dem Ordnungsamt auf die Showbühne Jeanette Alterino bei „The voice of Germany“

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Jeanette Alterino ist eine ganz normale junge Frau. Sie lebt und arbeitet in Kelkheim und doch hat sie vielen etwas voraus. 1. kann sie hervorragend singen und 2. brachte sie ihr Gesang jetzt bis auf die Bühne und in die Blind Auditions der beliebten Abendshow „The voice of Germany“. Die Kelkheimer Zeitung war neugierig und hat mit ihr über ihre Erfahrungen und Eindrücke beim Blick hinter die Kulissen gesprochen

KEZ:

Beschreiben Sie bitte mal ein bisschen den Bewerbungsprozess. Wie läuft das ab?

Jeanette Alterino:
Normalerweise findet ein deutschlandweites Scouting in den Großstädten statt, bei welchem man sich in mehreren Runden mit Gesang beweisen muss und auch ein Interview durchläuft. In diesem Jahr fand dieser Auswahlprozess coronabedingt ausschliesslich online statt. Ich habe also Gesangsvideos mit dem Smartphone aufgenommen und nach Berlin geschickt. Im April wurde ich dann nach der Sichtung der Videos und den Interviews zur finalen Auswahlrunde nach Berlin eingeladen, bei welcher man schon in einer engeren Auswahl an Kandidaten live vorsingen darf. Hier bereitet man mehrere Songs vor und sucht bereits mit der Produktion nach DEM EINEN SONG. Danach heißt es warten, ob auch die Einladung für die Blind Auditions folgt. Die Einladung erreichte mich dann ein paar Wochen später und die Vorbereitungen auf die Blind Auditions haben begonnen.

KEZ:
Wie hat das Umfeld reagiert, die Kollegen im Ordnungsamt, als es hieß: Sie sind bei den Blind Auditions dabei?

Jeanette Alterino:
Die Reaktionen waren toll – wenn nicht sogar beflügelnd. Meine Familie und meine Freunde waren sofort Feuer und Flamme und waren sehr gespannt. Einige Kollegen im Rathaus wissen, dass ich seit einiger Zeit mit meiner Band ‘Soul Between Strings‘ Covermusik mache und haben mir öfter schon gesagt „Versuch es doch mal bei the Voice“. Mein Umfeld und auch meine lieben Kollegen haben sich sehr für mich gefreut und alle Daumen gedrückt.

KEZ:
Warum haben Sie den Beatles Song gewählt?

Jeanette Alterino:
Man wählt nicht ganz alleine seinen Song bei den Blind Auditions. Der Auswahlprozess des Songs geschieht in enger Abstimmung mit der Musikredaktion. Zwischen mehreren Songs die ich präsentiert habe, wurde „Come Together“ für das passendste Lied zu meiner Stimmfarbe empfunden. Es war für mich eine Herausforderung aus dem Song, der eigentlich recht monoton ist, noch was raus zu holen, um auch mich und meine Stimme zu zeigen. Ich hatte riesen Spaß mich dieser Aufgabe zu stellen. Außerdem sind die Beatles Kult und auch den Song kennt so ziemlich jeder. Ich habe mich sehr gefreut, eine musikalische Abwechslung in der Show zu sein und so einen Klassiker performen zu dürfen.

KEZ:
Seit wann singen Sie? Liegt das in der Familie?

Jeannette Alterino:
Gesungen habe ich, glaube ich, schon immer. Zu meiner Schulzeit durfte ich das Saxophon spielen lernen, als seinerzeit die Bläserklassen in der Eichendorffschule eingeführt wurden. Zu meiner Abschlussfeier im Jahr 2006 habe ich mich allerdings zum ersten Mal mit dem Gesang auf die Bühne getraut und mit meinem Klassenkameraden Eric Claptons ‘Tears in Heaven‘ performt. Das Feedback war so schön, dass ich mit dem Singen nicht mehr aufgehört habe. Im Jahr 2011 habe ich Simon Steinhäuser, Dipl. Gitarrist, hier in Kelkheim auf der „offenen Bühne“ kennengelernt und seither spielen wir gemeinsam als Duo und Band. Mittlerweile verbindet uns nicht mehr nur die Musik, sondern wir sind auch verschwägert.

KEZ:
Man steht dort auf der Bühne, sieht nur diese 4 umgedrehten Stühle und hat im Hinterkopf, dass Millionen vor‘m Fernseher sitzen. Was macht das mit einem?

Jeannette Alterino:
Also ehrlich gesagt, habe ich mir im Vorfeld viele Gedanken dazu gemacht und mir vorgenommen, das alles auszublenden. Ich wollte Spaß auf der Bühne haben und das Publikum im Studio mitnehmen. Das habe ich auch genau so gemacht. Aber natürlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass in den letzten Sekunden eben doch der Wettbewerb in die Gedanken kam und es mich doch schon sehr nervös gemacht hat in den letzten Zügen.

KEZ:
Viele sagen ja immer, im Fernsehen ist alles schon vorher abgesprochen. Stimmt das?

Jeanette Alterino:
Nein. Vieles was passiert, wird oftmals gar nicht gezeigt. Die Blind Auditions werden zusammengeschnitten, so wie auch die Gespräche. So entsteht vielleicht der Eindruck das es manchmal zu perfekt passt, um das es spontan war, aber es war ganz sicher spontan.

KEZ:
Sie machten den Eindruck, dass es nicht ganz so schlimm war, dass sich keiner der Coaches umgedreht hat. Was geht einem in dem Moment durch den Kopf?

Jeanette Alterino:
Es war für mich überhaupt nicht schlimm, dass sich keiner der Coaches für mich gedreht hat. Sicher wünscht man sich, dass diese aufregende Reise weiter geht, aber selbst bis zu den Blind Auditions zu kommen, hat mich schon wahnsinnig stolz gemacht. Am Ende ist Musik und Gesang eine Geschmacksache und um vier Personen zu überzeugen, die ca. 150 Talente hören, dazu gehört auch etwas Glück. Die Erfahrungen in Berlin mit der Produktion, der tollen Band, so vielen tollen Künstlern und Profis waren durchweg nur positiv und wertvoll für mich. Aber ich weiß auch, dass mein normales Leben weitergeht und nicht nur von diesem einen Traum abhängig ist. Daher habe ich es nicht so schwer genommen, dass die Reise nach den Blind Auditions schon wieder vorbei war.

KEZ:
Angenommen, Sie wären weiter gekommen und hätten die Wahl gehabt? Zu welchem Coach wären Sie gegangen?

Jeannette Alterino:
Hätte ich die Wahl gehabt, dann wäre diese auf Johannes Oerding gefallen. Ihn hatten bisher sicher nicht alle so auf dem Schirm gehabt, aber wer die Sendung bis jetzt verfolgt hat weiß, was er für ein wahnsinnig guter Musiker ist. Bodenständig, ehrlich und er kann unfassbar viele Genres bedienen. Ich denke, bei ihm hätte ich einiges lernen können.

KEZ:
Lust, es im nächsten Jahr nochmal zu probieren? Mark Forster schien ja nicht abgeneigt und lobte die Stimme.

Jeanette Alterino:
Ich hatte das Ziel, ein Mal in den Blind Auditions singen zu dürfen. Seit Anbeginn der Sendung denke ich als leidenschaftliche Sängerin darüber nach. Das Ziel habe ich erreicht. Ich denke, Erfolg mit der Musik zu haben ist nicht von einem Millionenpublikum abhängig. Für mich ist musikalischer Erfolg ein Gefühl, das ich habe, einfach, wenn ich Musik mache. Wo und wie viele dabei zuhören, ist dabei nicht wichtig. Daher denke ich nicht, dass ich nochmal bei „The Voice of Germany“ mein Glück versuche, aber ich möchte eine erneute Teilnahme nicht gänzlich ausschließen. Wer weiß, was noch so kommt …



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