Die Schlafmaus mit der Zorro-Maske – Infotafeln für den Gartenschläfer eingeweiht

Sascha Apitz, Vorsitzender des „Krautgärten e.V., präsentiert mit Susanne Steib vom BUND Hessen die Infotafeln, die viel Wissen über den Gartenschläfer vermitteln. Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim
(ju) – Er ist klein, kuschelig, nachtaktiv, liebt Obst und trägt eine Zorro-Maske. Sozusagen ein Superheld auf vier kleinen Pfoten. Die Rede ist vom Gartenschläfer, der sich in der Rhein-Main-Region und vor allen Dingen in Kelkheim sehr wohl und heimisch fühlt. Und weil er hier die heimische Fauna und Flora bereichert, bekam das possierliche Tierchen am vergangen Donnerstag zwei offizielle Informationstafeln, die Spaziergängern Informationen zum Gartenschläfer liefern. Wer nun am Westeingang der Kleingartenanlage „Krautgärten e.V.“ vorbei in Richtung Liederbach läuft, kommt an den neuen Informationstafeln vorbei. Susanne Steib vom BUND Hessen, die das Projekt „Gartenschläfer“ betreut, übergab die Tafeln an den Kleingartenverein 1992 Krautgärten in die Hände von Sascha Apitz, Vorsitzender des Vereins. Der kleine Verwandte des Siebenschläfers ist auch in der Gartenanlage zu Hause, wie Apitz berichtete. Die heimliche Hauptstadt des Gartenschläfers ist aber Wiesbaden. Dort hat es sich der kleine Nager sogar im Hauptbahnhof gemütlich gemacht, wie Susanne Steib berichtet. Kelkheim ist dafür die erste Stadt in Hessen, die sich „mit Gartenschläfer-Infotafeln schmücken kann. Bislang einzigartig“, freut sich die Umweltschutzbeauftragte Steib.

Vor rund drei Jahren rief der BUND das Projekt „Gartenschläfer“ ins Leben. Vorangegangen waren Jahre, in denen die Population stetig abnahm und man sich keinen Reim drauf machen konnte. „In Sachsen sind die Tiere komplett verschwunden und keiner weiß warum“, so die Fachfrau. So wollte man mehr über den kleinen „Superhelden“ herausfinden, gründete eine Meldestelle (www.gartenschlaefer.de) für Sichtungen und ließ sich tot aufgefundene Tier übergeben, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei arbeitet der BUND Hand und Hand mit der Justus-Liebig-Universität in Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. „In erster Linie geht es uns darum Schutzmaßnahmen entwickeln zu können, Aufklärung zu betreiben und den richtigen Umgang mit dem Nager zu vermitteln“, so Steib. Denn Gefahr droht dem pelzigen Gesellen vor allem durch das Ausbringen von Pestiziden und Giftködern. „In den Tieren, die wir haben untersuchen lassen, wurden Pestizidrückstände gefunden. Einige Leute benutzen auch heute noch Gifte, die seit den 80er Jahren verboten sind, weil sie noch irgendwo im Schuppen rumstehen“, weiß Steib.

Einen Lobbyisten hat der Gartenschläfer in Sascha Apitz gefunden. „Wir sind auf den kleinen Gartennachbar erst aufmerksam geworden, als immer wieder Gartenbesitzer zu uns gekommen sind und sich über die Menge an Bilchen (Schlafmäuse) beschwerten“, so Apitz. Sie forschten etwas nach und stellten fest, hier handelt es sich nicht um Ratten (wie vermutet) sondern um den bedrohten Gartenschläfer, der seit Jahren auf der Roten Liste steht. Sofort wurde ein Maßnahmenkatalog entwickelt, um die Schlafmaus zu schützen. Mit dabei ganz simple Dinge wie das Abdecken der Regentonnen, die Schaffung von Nistplätzen durch das Errichten von Stein-oder Asthaufen und der komplette Verzicht von Pestiziden in der gesamten Anlage. Auch auf den Heißhunger des Gartenschläfers hat man sich eingestellt. Damit Cocktailtomaten und Co. nicht alle angeknabbert werden, werden kleine Obsthaufen (Ablenkfütterung) aufgeschichtet, an denen sich der Nager gütlich tun kann. So klappt das Zusammenleben ganz gut und damit auch die nachkommenden Generationen den kleinen „Zorro“ zu schätzen wissen, klärt der Kleingartenverein in seinem angrenzenden Schul- und Lehrgarten demnächst auch noch mit einer Lehrtafel über den Gartenschläfer auf. Doch jetzt steht in den „Krautgärten“ erstmal die Begehung für den „Deutschlandwettbewerb der Kleingartenvereine“ an. Im Landeswettbewerb konnte sich die Gartenanlage schon gegen ihre Mitkonkurrenten durchsetzen. „Jetzt wollen wir uns auch den Deutschlandtitel holen“, so Sascha Apitz. Vielleicht trägt der Gartenschläfer ja etwas dazu bei.

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