Es war ein lauer Samstagabend, Walter Renneisen betrat die Bühne im Rettershof und hatte das Publikum gleich auf seiner Seite.
Aus Sicht eines gefangenen Affen, auf dem Weg in den Hagenbeckschen Zoo, ereifert er sich über das menschliche Gebaren und hält dem Menschen den Spiegel vor, aus dem ihm das Angesicht des Affen entgegenlächelt. Hohe Philosophie.
Renneisen, der Tausendsassa, kalauert sich durch Heinz Erhardts Gedichte, zitiert augenzwinkernd Christian Morgenstern, offenbart sein Talent auf der Trompete und gleitet immer wieder ins Hessische ab. „Wann mir gewwe, gewwe mir gern. Awwer mir gewwe nix!“ oder „eh‘ isch misch uffresch, is mir‘s lieber egal“ - das ist wirklich Hessen-Comedy für Liebhaber.
Wenn man ihn da vorn auf der Bühne stehen sieht, kann man nicht glauben, das Renneisen die 80 überschritten hat. Hellwach, immer den Schalk im Nacken, gibt er Anekdoten zum Besten, ergeht sich in der Tragik des Lebens. Tragisch-komisch wird es dann gegen Ende der Vorstellung und war so nicht geplant. Doch häufig sind Pannen die besten Situationen für einen Schauspieler und Darsteller, um sein Können unter Beweis zu stellen. So auch für Renneisen. Das Mikro streikt, geht an, geht wieder aus. Die Techniker wirbeln aufgeregt umher, nur der Mann auf der Bühne behält die Nerven, erfasst blitzschnell die Situation und unterhält das Publikum gewohnt witzig, gewohnt intelligent. Mal laut erzählend, mal unterstützt vom Mikrofon, mal mit dem Megafon in der Hand, das immer wieder vom Publikum unter Gelächter eingefordert wird. Manchmal fragt man sich, ob das Ganze nicht doch zum Programm gehört, so perfekt überspielt Walter Renneisen den Supergau. Und so gelingt dann auch die Zugabe. Mit tat- und singkräftiger Unterstützung des Publikums gibt der Schauspieler auf der Trompete mit „What a wonderful world“ sein Bestes und sorgt für einen krönenden Abschluss mit anhaltendem Beifall und strahlenden Gesichtern.
Ein gelungener Abend mit einer charmanten Hommage an die Literatur, das Theater, das Leben und den hessischen Dialekt.