Ruppertshain (ju) – Es ist nur eine Probe – doch was da auf der Bühne der Rossertschule in Ruppertshain passiert, fühlt sich schon jetzt bedeutungsvoll an. In leisen Szenen, klaren Worten und eindrucksstarken Liedern setzen sich die Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen mit einem ernsten Thema auseinander: Rassismus, Ausgrenzung, Anderssein. Das Theaterstück, das am Freitag im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums der Schule aufgeführt wird, ist kein gewöhnliches Kinderstück. Es ist ein klares Zeichen. Und ein starkes.
Mutig und ehrlich – Kinder setzen ein Zeichen
Mit Unterstützung der Theaterpädagogin Ruth Klapperich und der Mezzosopranistin und Theaterkünstlerin (Kleine Oper Bad Homburg) Dzuna Kalnina, selbst aus Ruppertshain, ist ein Stück entstanden, das den Blick auf den Schulalltag richtet – und darüber hinaus. Es geht um Hänseleien, um Anderssein, um die feinen Unterschiede, die manchmal wie Mauern wirken. Und es geht darum, was wir dagegen tun können.
Gerade proben 6 Schülerinnen in einer Szene wie es sich wohl anfühlt, wenn jemand aus einer Gruppe ausgeschlossen wird. Gemeinsam mit Ruth Klapperich suchen sie einen Grund und finden ihn in der Haarlänge: Nur Fee hat kürzere Haare, alle anderen Mädchen können sich einen Zopf machen. Auf diesem Szenario baut die Szene auf, erarbeitet von den Kindern.
Das Stück erzählt keine große Heldengeschichte – und doch steckt in jedem der Kinder, die hier proben, ein kleiner Held oder eine kleine Heldin. Sie fragen sich: Wie fühlt es sich an, ausgeschlossen zu sein? Was macht es mit mir, wenn andere über meine Sprache lachen, meine Herkunft oder meine Kleidung? Und was kann ich tun, damit sich jemand nicht allein fühlt? In einer Befragung sollten die Jungen und Mädchen aufschreiben, was für sie Ausgrenzung und Mobbing bedeutet. Womit beginnt es, womit kann es enden? Ihr Antworten steckten die Schüler in eine Box, die Schule wertete sie aus und gab die Infos an Dzuna weiter. So entstand ein Stück, das sich den Ängsten und Sorgen, aber auch der Möglichkeiten annimmt und Wege aufzeigt.
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
Seit dem vergangenen Jahr trägt die Rossertschule offiziell diesen Titel – und mit dem Theaterprojekt wird deutlich: Es bleibt nicht beim Schild an der Tür. Die Auszeichnung verpflichtet. Deshalb hat der Ausländerbeirat der Stadt Kelkheim das Projekt mit angestoßen. Gemeinsam mit Dzuna Kalnina sollte das Thema greifbar gemacht und mit Leben gefüllt werden – mitten im Alltag, mitten in der Schule. „Wir wollen mehr als nur Schilder aufhängen“, sagt Salomé Korschinowski, Vorsitzende des Ausländerbeirats. „Es geht darum, das Projekt ‚Stadt gegen Rassismus‘ in die Köpfe und Herzen zu bringen – besonders der Jüngsten. Denn dort fängt alles an.“
Ein besonderes Jubiläum mit Haltung
Wenn die Rossertschule am heutigen Freitag ihr zehnjähriges Bestehen feiert, dann tut sie das nicht nur mit Luftballons und Kuchen – sondern auch mit Haltung. Das Theaterstück ist der emotionale Höhepunkt des Festakts. Eltern, Lehrkräfte, Gäste aus der Stadtpolitik und Wegbegleiter der Schule sind eingeladen, sich von der Vorstellung berühren zu lassen. Denn wenn Kinder den Mut finden, über Rassismus zu sprechen, wenn sie zeigen, dass sie genau wissen, wie Ausgrenzung sich anfühlt – dann wird klar: Die Zukunft kann besser werden. Wenn wir zuhören. Wenn wir hinschauen. Und wenn wir gemeinsam den Mund aufmachen.
Ein Stück, das bleibt
Was da am Freitag in der Aula der Rossertschule gezeigt wird, ist weit mehr als ein Projekt. Es ist eine Einladung zum Nachdenken – und ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass auch junge Stimmen stark sein können. Die Botschaft ist klar: Jeder kann etwas tun. Jeder kann ein Zeichen setzen. Und manchmal beginnt Veränderung genau da, wo Kinder einfach anfangen zu spielen.