Kelkheim (ju) – Dass ein Verein von seinen Mitgliedern lebt, ist selbstverständlich. Dass ein Verein wächst und gedeiht, wenn er gute Vereinsarbeit leistet, auch. Nicht so selbstverständlich ist es, dass ein Verein immer noch von seinen Mitgliedern unterstützt wird, selbst wenn diese nicht mehr aktiv sind. Die TuS Hornau, einer der größten Vereine in Kelkheim, kann auf eben diesen Pool aus „ruhenden“ Mitgliedern zurückgreifen. Umso wichtiger ist es für den Vorstand, vertreten an diesem Tag von Werner Jakobartl, Peter Morgenstern und Bernd Dethier, langjährige Mitglieder zu ehren und ihnen einfach mal DANKE zu sagen. „Solche Menschen machen einen Verein aus. Sie sind mit dem Herzen Mitglied, obwohl sie vielleicht keinen Sport mehr machen. Aber sie halten uns die Treue“, lobt der 1. Vorsitzende Jakobartl. Viele sähen den Verein inzwischen als eine Art zweite Familie an, haben hier ein zweites Zuhause gefunden.
Man ist gern hier „auf der schönsten Anlage im Rhein-Main-Gebiet“, witzelt Morgenstern, und Dethier fügt an: „Wir haben viel zu bieten: Rasenplatz, Kunstrasenplatz, Tennisanlage, Boule-Anlage, eine super Gastronomie, die wir Wolfgang Zengerling zu verdanken haben.“ Auch an diesem Tag gedachte man noch einmal des engagierten Ehrenvorsitzenden Zengerling, der Anfang des Jahres verstorben war. Er war es, der dem Verein einen maßgeblichen Aufschwung „verpasste“, sodass man heute die stolze Zahl von 1.800 Mitgliedern in zehn Abteilungen vorweisen kann.
Lange Geschichte
Als im August 1886 der Verein von 27 turnbegeisterten Männern gegründet wurde, ahnte noch keiner, wie sich der Turn- und Sportverein entwickeln wird. Irgendwann zog man aus Hornau, wo Sporthalle (heutige Gagernanlage) und Turnplatz lagen, hoch an den Reis. Hier wuchs ein Verein heran, der so manche Familie „komplett in ihren Bann zog“. So wie die Familie Girschik. Mutter Yvonne meldete vor 25 Jahren nicht nur sich und den Mann beim Verein an, sondern auch gleich noch die Töchter Alessia, Denissa und Jessica. Eine Vereinskarriere war geboren: Yvonne begann als Trainerin beim Eltern-Kind-Turnen, wurde Übungsleiterin beim Geräteturnen und machte sich einen Namen als Chefin und Trainerin in den Abteilungen Gymnastik und Tanz.
Für 40-jährige Treue wurde ebenfalls eine Mutter geehrt, die ihre Söhne durch die Gegend fuhr, um ihnen den Sport zu ermöglichen, den sie so liebten – Renate Schlögl. Als „Basketballeltern“ und mit zwei Söhnen, die in unterschiedlichen Altersklassen spielten, fehlte damals die Zeit für etwas Eigenes. Das holt sie jetzt nach, macht noch aktiv Gymnastik. „Mütter investieren viel in ihre Kinder und sind damit eine große Stütze des Vereins“, lobte Jakobartl das Engagement Schlögls.
Noch länger dabei, nämlich 50 Jahre, sind Michael Schmal (Basketball), Rainer Steuernagel (Volleyball), Bastel Mohr (Tischtennis) und Bernd Dethier (Tischtennis). Alles verdiente Mitglieder, die ihren Abteilungen stets die Treue hielten und bisweilen noch halten. Michael Schmal zum Beispiel war bis vor 10 Jahren noch aktiver Basketballer, auch Sebastian (Bastel) Mohr spielt immer noch Tischtennis, „man kann es halt nicht lassen.“ Ebenso Dethier, dem das Tischtennisgen schon in die Wiege gelegt wurde. Sein Vater war lange Zeit das „Triebwerk“ der Tischtennisabteilung, der Junior trat in seine Fußstapfen, spielte erfolgreich und erinnert sich noch heute gern an den Aufstieg in die Kreisliga. Heute ist er aktiv im Vorstand, schwingt aber auch ab und an noch die Kelle. Ein „Unikat“ in der Runde der 50er ist Rainer Steuernagel, der Volleyballer. Er war Zuspieler, Trainer, Abteilungsleiter und Antriebsfeder für die Beachvolleyball-Anlage. „Deinem Engagement haben wir es zu verdanken, dass wir inzwischen sogar zwei Plätze und enormen Zuwachs haben“, freut sich Dethier, der die Ehrung für Steuernagel vornahm.
Die TuS gibt es nun seit 137 Jahren, 70 davon begleitete Gertrud Merklein, die am 1. April 1953 in den Verein eintrat. Das Turnen hatte es ihr angetan, damals noch in der alten Halle gegenüber der Martinskirche. „Ich habe sie noch erlebt als ’Sündenpfuhl’ während der Faschingszeit und als baufälliges, nicht mehr zu rettendes Gebäude“, erinnert sie sich. Als Siebenjährige gab es für sie nichts Schöneres als erst das Kinderturnen und dann das Geräteturnen. Die Leidenschaft ist bis heute geblieben. Aktiv ist sie in ihrer Sportart nicht mehr, aber mit dem Fahrrad täglich unterwegs, um fit zu bleiben. Und sie freut sich schon, „in 10 Jahren wieder hier oben an der schönen Anlage zu stehen und die 80 Jahre zu feiern.“
Neuerungen
Auch ein Verein wie die TuS Hornau stößt irgendwann an Grenzen. Das gab der 1. Vorsitzende Werner Jakobartl zu. So sei man gerade dabei, eine neu gegründete Tanzgruppe unterzubringen, was sich etwas schwierig gestaltet. „Es gibt Kapazitätsprobleme, da brauchen wir nicht drumrumreden. Da müssen wir als Vorstand schauen, wie wir damit umgehen.“ Doch jetzt steht erstmal die Jahreshauptversammlung am 16. Oktober auf der Tagesordnung, bei der auch eine neue Satzung beschlossen werden soll. „Die aktuelle Satzung der TuS Hornau e.V. ist am 30. März 1979 in Kraft getreten. In diesen 44 Jahren hat sich viel geändert. Und jetzt soll sich auch unsere Satzung ändern. So wollen wir z.B. einen Jugendrat einführen. Die meisten Änderungen sind aber nur formaler Natur. Wir haben uns dabei im Wesentlichen an der Mustersatzung des Landesportbundes Hessen e.V. entlanggearbeitet“, erklärt Jakobartl. Und noch eine Neuerung hat der Vorstandsvorsitzende in petto: In Kooperation mit der Stadt, der Versehrten- und Behinderten-Sportgemeinschaft Kelkheim VBSG und dem Deutschland lernt Schwimmen e.V. errichtet der Verein auf seinem Gelände eine sogenannte SportBox. Mit den SportBoxen kann man dort, wo gesportelt oder gespielt wird, kostenfrei Spiel- und Sportequipment ausleihen. In den Boxen stehen beispielsweise Fuß- oder Basketbälle, Boulekugeln oder auch Fitnesstrainingsequipment zur Verfügung. Die Box enthält vier Schubladen. Die Benutzung ist ganz einfach: Man braucht dafür nur ein Smartphone und die SportBox-App. Nutzen dürfen die Equipment-Ausleihe Mitglieder der beteiligten Vereine wie auch Nichtmitglieder. Jakobartl: „Die Vorbereitungen für das Aufstellen laufen; es mussten ein paar kaputte Birken gefällt und der Stellplatz geebnet und ertüchtigt werden, und dann kann die Box kommen.“