Urbanes Gärtnern - Nachhaltigkeit mitten im Klostergarten

Andreas und Maren Jungmann haben mit ihren Söhnen David (5, links) und Nils (7) ein Hochbeet im Klostergarten übernommen und freuen sich über Kohlrabi und Co. Foto: Ulbricht

Gärtnern ist aktuell voll im Trend: Obst, Gemüse und Kräuter selbst anbauen, ernten und verarbeiten - nachhaltiger geht es nicht. Doch Flächen, auf denen urbane Gärten geschaffen werden können sind rar, gerade in Städten.

Und da tritt die Pfarrei St. Franziskus auf den Plan. Die Leiterin der Kindertagesstätte St. Hildegard, Jutta Huke, hatte die Idee, im Klostergarten Hochbeete zum Bewirtschaften durch Familien entstehen zu lassen. Gärtnern im Klostergarten, was könnte näher liegen? Mit ihrer Idee stieß sie auch bei Pastoralreferentin Isabell Trautmann auf offene Ohren. Ein Platz im Klostergarten war schnell gefunden – nicht zu schattig, nicht zu sonnig. Über den Verteiler von Kita, Gemeinde und Familienzentrum wurden Familien gesucht, die gern den Aufbau und das Bewirtschaften eines Hochbeetes übernehmen wollen. Einzige Voraussetzung: kein eigener Garten. Schnell waren vier Interessenten gefunden und schon konnte es losgehen. Mit der tatkräftigen und fachmännischen Unterstützung der Klostergartenfreunde entstanden in Gemeinschaftsarbeit vier Paletten-Hochbeete. „So ein Hochbeet ist ja eine Wissenschaft für sich. Ganz nach unten kommen Gestrüpp und Reisig, darauf Erde, Mulch und ganz zum Schluss Blumenerde“, erläutert Helmut Krause von den Klostergartenfreunden den Aufbau eines solchen Beetes.

Sabine und Harald Kaiser sind jetzt stolze Besitzer und Bewirtschafter eines Beetes. „Wir beide lieben die Natur, haben aber nicht wirklich Ahnung vom Gärtnern gehabt“, gestehen die Beiden. Inzwischen wachsen und gedeihen in ihrem Mini-Garten Kräuter, Salat, Brokkoli und Erdbeeren. Sogar geerntet haben sie schon Einiges. „Es macht echt viel Freude und wir sind fast jeden Tag hier“, schwärmt Sabine Kaiser. Doch es ist nicht nur das Gärtnern, das die Kaisers hierherführt. Der Austausch mit den Mitgärtnern wird sehr geschätzt, hinzu kommt der Plausch über den Gartenzaun mit den Bewohnern des angrenzenden Altenwohnheims. Eine win-win-Situation für beide Seiten.

Auch die vierköpfige Familie Jungmann genießt die Zeit an ihrem Hochbeet. Hier bei ihnen wachsen Kohlrabi, Liebstöckel und Waldmeister. Wie bei den Kaisers: Vorerfahrung keine. Sohn David (5) hat dagegen schon große Pläne, was mit dem Waldmeister passiert: „Da machen wir Waldmeister-Griesbrei draus!“ Mama Maren schmunzelt, und Papa Andreas möchte lieber Sirup aus dem wohlriechenden Kraut machen. Mehrwert hat das Beet auch hier: Bei den Kindern stärkt es das Verständnis für die Herkunft von Nahrungsmitteln, und die Eltern können experimentieren und ausprobieren.

Finanzielle Unterstützung für das Projekt gab es von der Naspa und dem Globus Baumarkt, der auch die Paletten kostenlos zur Verfügung stellte. Und wenn es nach Isabell Trautmann geht, sollen noch mehr Beete hinzukommen. „Wir sind in Gesprächen mit dem angrenzenden Grundstücksbesitzer“, verrät sie.

Besucher gab es auch schon, allerdings solche, die man unbedingt im Auge behalten sollte: Wildschweine. „Zum Glück haben wir Hochbeete, da ist nicht so leicht ranzukommen. Aber anscheinend können sie etwas klettern“, hat Isabell Trautmann rausgefunden. „Aber noch ist Frieden mit den Schweinen.“

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