Vorlesetag – Von eifrigen Eltern und einem vorwitzigen Ball

Die großen Strolche lauschen den Geschichten, die einige Eltern im Turnraum vorgelesen haben. Foto: R. Goricki

Kelkheim
(ju) – Haben Sie sich nicht auch schon immer gefragt, was an einem Freitagmorgen so los ist in unserem Kelkheimer Städtchen? Vor allen Dingen, wenn in den Kindergärten und Grundschulen Vorlesetag ist. Unser Leser Robert Goricki war hautnah dabei und berichtet:
Bundesweiter Vorlesetag – dieses Jahr war das Motto „Gemeinsam - Einzigartig“. Im Kindergarten „Die großen Strolche“ ging an diesem Tag die Post ab - soviel schon mal vorweg.

Der Elternbeirat des Kindergartens hatte frühzeitig die Fährte aufgenommen und sich über den Vorlesetag informiert. Danach verbreitete sich die Info wie ein Lauffeuer, also per Whatsapp-Gruppe. Beim Butterbrotgeschmiere der Muttis und Vatis vibrierte es anhaltend. Viele Eltern meldeten sich und wollten vorlesen. Ganz viele Büchervorschläge wurden eingereicht und das ganze Setting besprochen und geplant. Es wurde kommuniziert und geplant, wie man es mit einer riesigen Portion Vorfreude so macht. Nun, die Zeit schritt voran, der Tag kam näher. Mehrere Absagen später (... mein Kind ist krank, ... ich bin leider krank, ... oh wir sind jetzt leider alle krank), waren am Tag der Entscheidung noch drei mutige Eltern übrig, die bereit waren, es mit 25 neugierigen Kindern aufzunehmen. Im Turnraum des Kindergartens wurde dann vorgelesen, was das Zeug hielt. Nicht nur für die Kinder wurde gelesen, auch die Erzieher des Kindergartens lauschten neugierig den liebevollen Geschichten, die aus den Büchern in den Raum strahlten. Drei Bücher wurden vorgelesen: „Das grüne Kücken“, der „Flori Flunkerfisch“ und der Klassiker und Gassenhauer „Vom Räuberchen, dem Rock und dem Ziegenbock“. Die Kinder waren hellauf begeistert und lauschten konzentriert und mit den größten Kulleraugen, die Kinder nur machen können. Als Verschnaufpause für die Vorlesekehlchen ließen sich die Vorlesenden Melanie, Andreas und Robert zwischendurch von der Kinderschar ein paar Lieder vorsingen. Ein Buch, ein Lied und weiter geht‘s. Das große Finale war ein „Arabi, Arabi, Ram Sam Sam“, dass noch nie so laut, leise, schnell und langsam gesungen wurde wie an diesem Tag. So schön gemeinsam an einem feinen Vorlesetag, an einem Morgen mitten in unserem schönen Kelkheim. Was für ein Spaß!

Auch die Grundschüler der Albert-von-Reinach-Schule in Fischbach freuten sich schon lange auf den Vorlesetag. Und da der Platz in der eigenen Schule nicht ausreichte, zog man einfach um zu den Großen nebenan in der GSF, die bereitwillig ihre Aula zur Verfügung stellten. Denn die Jungs und Mädchen erwartete ein echter Leckerbissen. Kinderbuchautor Jola Bilko hatte es sich auf einem Sofa gemütlich gemacht, begrüßte die Erst- und Zweitklässler, die erwartungsfroh vor ihm auf dem Boden knieten. In der Hand hatte er sein neuestes Buch „ICH BALL – Neues Spiel. Neues Glück“. Und um die Spannung zu erhöhen, stieg plötzlich Nebel hinter dem Vorhang auf, ein Raunen ging durch den Raum. Ein kurzes Räuspern des Autors und die Kinder tauchten ein in die Welt von „ICH Ball“, der aus der Ich-Perspektive seine Geschichte, die des Fußballspiels, die seiner besten Freunde Maximilian (8) und Mia (10) und die von deren Familie erzählt. Das Spiel beginnt. Der Ball wird getreten, gestoßen, geflankt, gelupft, geköpft, gestreichelt, geworfen, geschossen. Er ist das Spielgerät beim Fußball, das Runde, das »ins Eckige« muss, ins Tor. Nur wenn er die Linie komplett „überschritten“ hat, dann zählt es. Der Ball ist „das Salz in der Suppe“ des Fußballs. Über ihn wird geschrieben, geredet und geflucht …

Und er würde sagen: „Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, immer und immerzu getreten zu werden. Das ist hart und tut auch mal weh. Aber dafür kann ich jedes Spiel ganz allein entscheiden, und manchmal werde ich sogar geküsst. Ich habe Freunde und Verwandte auf der ganzen Welt. Aber was wissen die Leute schon von mir? Dabei bin ich der Einzige, der die ganze Wahrheit kennt, ich entscheide – Ich. Ball!“

Zu Beginn der Geschichte wird „ICH BALL“ von Ronaldo in Turin über das Tor in den Nachthimmel gejagt. Und er fliegt und fliegt und fliegt, bis er in Frankfurt landet und Maximilian und Mia trifft, zwei fußballbegeisterte Kinder. Ihnen erzählt er, dass er auf Weltraummission auf dem Mond seinen Abdruck hinterlassen hat, bevor er vom Astronauten auf die Erde zurückgeschossen wurde, um die Torlinientechnik zu testen, die in seinem balligen Bauch schlummerte. Außerdem hat er die Queen getroffen, ein Geisterspiel in Schottland bestritten und durfte auf der Ballon d‘Or-Verleihung mit den Großen des Fußballs dinieren. Jola Bilko schafft es, auf wirklich kindgerechte Art und Weise viel Wissen rund um den Fußball zu vermitteln. Mit einem vorwitzigen Ball und ganz viel Hintergrundwissen schafft er einprägsame Bilder. Unterstützung bei dem Buch erhielt er von Peter Großmann, der seit 23 Jahren das Sportgesicht des ARD-Morgenmagazins ist.

Die Jungen und Mädchen waren auf jeden Fall begeistert. Aufgeregt löcherten sie Bilko mit ihren Fragen und freuten sich schon darauf, das Buch endlich allein zu lesen.

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