Zwei neue Ladestationen im Industriegebiet Münster – weiterer Ausbau läuft

Bürgermeister Albrecht Kündiger, Andreas Schreiber (Firma elinko), Lutz-Hendrik Groot Bramel und Thorsten Sonnentag (Copy Company Kelkheim) präsentieren die Ladesäule in der Margarete-von-Wrangell-Straße. Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim
(ju) – Was tut man, wenn man eine große Solaranlage auf dem Dach hat? Einerseits kann man den erzeugten Strom ins Netz einspeisen und kassiert dafür derzeit zwischen 7 und 8 Cent pro Kilowattstunde (bei Überschusseinspeisung). Oder man errichtet eine Ladesäule auf dem Firmengelände und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Gemeinsam mit privaten Organisatoren unter der Federführung des rührigen Kelkheimers Lutz-Hendrik Groot Bramel wurde in der Margarete-von-Wrangell-Straße 23 und 25 jetzt eine neue Ladestation eingeweiht. Zwei Ladeparkplätze mit einer Ladeleistung von jeweils 22kW stehen zur Verfügung. Rund um die Uhr können E-Auto-Besitzer hier ihre Fahrzeuge für 42 Cent pro Kilowattstunde mit Solarstrom/Zertifizierten Grünstrom betanken. Durch die Verwendung einer Ladekarte oder das Abscannen des an der Ladesäule vorhandenen QR-Codes kann die Ladestation sofort vollumfänglich genutzt werden. Für vier Stunden darf dann das Fahrzeug stehen und geladen werden, für alles darüber wird eine Blockiergebühr fällig.

Andreas Schreiber von der Firma elinko, hat die ganze Technik vorbereitet und aufgebaut. Er sieht in diesen Privatinitiativen eine große Zukunft für die e-Mobilität. So wie Groot Bramel, für den früh klar war, dass auf lange Sicht eine Ladestation der wirtschaftlichere Faktor sei. Für ihn muss vor allen Dingen der Gesetzgeber tätig werden, in Bezug auf Speichermöglichkeiten und Einspeisung ins Netz. „Es kann nicht sein, dass man seinen solarerzeugten Strom billig ins Netz einspeist und dann wieder teuer dazukaufen muss, wenn die Sonne zum Beispiel mal nicht so doll scheint oder es Nacht ist.“ Ein Speicher für die Solaranlage auf der Halle in der Margarete-von-Wrangell-Straße würde rund 78.000 Euro kosten, bis sich das rentiert, vergehen Jahre. Keine Alternative also. So investierte er lieber in die Ladesäule, die vom Ministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird. Rund 13.000 Euro kostet so eine Säule, hinzu kommen noch die Netzanschlusskosten.

Thorsten Sonnentag von der Firma Copy Company Kelkheim GmbH unterstützt die Initiative von Groot Bramel gern. So fertige er in seiner Firma die Banner, die am Zaun des Privatgrundstücks angebracht sind. Sie weisen darauf hin, dass man keine Hemmungen zu haben braucht, Privatgrund zu befahren.

Bürgermeister Albrecht Kündiger dankt allen Beteiligen, insbesondere Initiator Groot Bramel für das gelungene Projekt. Er begrüßt dies sehr und hofft, dass es in Zukunft noch mehr Nachahmer für diese private Initiative geben wird. Er wies auch darauf hin, dass es nicht Aufgabe der Kommune sei, ein flächendeckendes Ladenetz in der Stadt zu etablieren. Damit stimmt er dem Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, bei, der zum Masterplan des Bundesverkehrsministers Volker Wissing, bis 2030 eine Million Ladepunkte zu schaffen, sagte, „dass das Stromladenetz zwar eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, entscheidend ist aber, die Aufgaben und Lasten gleichmäßig zu verteilen“. Landsberg kritisierte das Ansinnen scharf: „Städte und Gemeinden sind keine Tankstellenbetreiber“, stellte er fest. Eine derartige „Gewährleistungsaufgabe“ könnten die Kommunen nicht umsetzen. Viel wichtiger sei es, Quartierslösungen zu finden, Handel und Gastronomie stärker miteinzubinden und auch das Potenzial von Parkhäusern im Blick zu behalten. Man dürfe nicht nur auf das Laden am Straßenrand setzen. Positiv sei, dass viele Energieversorger beim Ausbau des Ladenetzes bereits mit den Kommunen kooperieren.

Kündiger teilte weiterhin mit, dass in absehbarer Zeit rund 20 öffentliche Ladestationen angeboten werden können. Derzeit würden die Aufbauten für vier Schnellladestationen an der Shell-Tankstelle vorbereitet, der Betreiber des CarSharings möchte groß in die e-Mobilität einsteigen und auch Mobile und die Mainova-Initiative haben Interesse am Aufbau eines Ladenetzes in Kelkheim bekundet.

Info

Die Anzahl an zugelassenen reinen Elektroautos betrug am 1. Oktober 2022 rund 840.600. Zum 1. April 2022 gab es gut 50.000 Normal- und 8.700 Schnellladepunkte in Deutschland.



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