Großer Abschied für „KG“ aus der Kommunalpolitik

KG Schramm (Zweiter v. li.) im Kreise seiner Parteifreunde von der FDP und Wegbegleiter: Ehrenbürgerin Annemarie Ramm (v. li.), Gerhard Hablitzel, Ortsvorsteherin Lilo Majer-Leonhard (CDU), Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann, FDP-Fraktionschef Michael-Klaus Otto, Dagmar Reuter, Birgit Becker und Dr. Jürgen Bokr.

Foto: Schleer

Falkenstein (cas) – Seine Partie, die FDP, hatte in sein Lieblingsrestaurant „La Vida“ im Falkensteiner Bürgerhaus eingeladen, um Karl-Gustav Schramm (KG) für sein jahrzehntelanges kommunalpolitisches Engagement zu danken. Der Einladung seiner Parteifreunde waren etwa 100 Gäste gefolgt. Eine ganze Reihe namhafter Persönlichkeiten aus der Lokalpolitik, darunter Magistratsmitglieder, Stadtverordnete, Ortsbeiratsmitglieder aus allen Fraktionen, Vertreter der Vereine, Mitglieder des Ortsverbandes, Freunde und Verwandte wollten KG für seine Zeit in der Kommunalpolitik danken und sein jahrzehntelanges Engagement auf diese Weise würdigen.

„Fröhlich und zwanglos“ sollte die Feier sein, die Musik „laut und knackig“, also ganz nach dem Gusto von KG. Zu diesem Zweck hatte man die Wiesbadener Liveband „is‘ was“ engagiert und die ließen es richtig krachen.

KG, der seit 1960 aktiv in der FDP ist, wurde von den Laudatoren durchweg als Mensch beschrieben, der eine enorme Vielseitigkeit aufweist und mit seinem Heimatort und den Menschen dort sehr verbunden ist. „Neben seiner Berufstätigkeit und vieler abendlicher Stunden der Fortbildung fand er tatsächlich noch Zeit für Sport, Musik und Politik“, so Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann. Erst kürzlich wurde KG für 45 Jahre Vorstandsarbeit bei der Turn- und Sportgemeinschaft Falkenstein geehrt (wir berichteten).

Der gelernte Kfz-Mechaniker startete seine politische Laufbahn bei den Jungdemokraten. Nach Beginn seiner aktiven Zeit bei der FDP ab 1960 war er zwischenzeitlich stellvertretender Kreisvorsitzender. Sein politisches Hauptbetätigungsfeld war die Kommunalpolitik, in der er ab 1972 als FDP-Stadtverordneter und auch als FDP-Fraktionsvorsitzender tätig war. Nach parteiinternen Meinungsverschiedenheiten in diesen Jahren bei der Wahl des Bürgermeisterkandidaten trat KG zurück und legte sein Mandat nieder. 2001 wurde er als Stadtrat in den Magistrat gewählt und übte dieses Amt dann bis zum Ende der vergangenen Legislaturperiode Anfang dieses Jahres aus. „KG ging es immer darum, eigenverantwortlich zu handeln und sich nicht von irgendwelchen Autoritäten etwas vorschreiben zu lassen. Er ist und war eben immer ein echter Liberaler“, so von Bethmann.

Doch nicht nur der politische Rückblick lag am Sonntagnachmittag im Fokus, sondern auch Erinnerungen an KGs Kindheit in Falkenstein und sein späteres Interesse für die Jugendbewegung und die damit prägende Wirkung auf Jungwähler kamen zur Sprache. So konnte Lokalhistoriker Hermann Groß, der KG bereits seit frühen Kindertagen kennt, Anekdoten aus der Zeit seiner Kindheit beisteuern.

Groß erinnerte an die in der Nachkriegszeit existierenden Tauschzentralen, die es zum Beispiel in Kronberg gab. Dort konnte man – oder zumindest versuchen – weniger brauchbare Gegenstände aus dem eigenen Haushalt gegen dringend benötigte Gegenstände zu tauschen. „KG hat in dieser Zeit eine Tauschzentrale für Kinder gegründet.“ Groß selber erinnerte sich schmunzelnd daran, wie er KGs Angebot, das von „einem abgebrochenen Zollstock bis zu ein paar rostigen Nägeln“ reichte, regelmäßig begutachtete. Unvergessen bleibt ihm auch die Zeit, in der KG bei einem Unfall unter einen Jeep der amerikanischen Besatzer geriet und glücklicherweise nur mit leichten Blessuren davonkam. Aufgrund der ständig neu eintreffenden Entschädigungsgeschenke durch die amerikanischen Nachbarn vermutet Groß heute noch ein Herauszögern der Genesung durch KG.

ALK-Chef Robert Rohr wiederum nutzte die Feier zu Ehren von KG, sich öffentlich dazu zu bekennen, dass er in jungen Jahren von KG politisch geprägt wurde und aufgrund dessen auch die FDP gewählt hatte. Rohr bezeichnete KG als „wichtige Größe in meinem Leben, denn ich hatte mein erstes Auto bei ihm gekauft“. Doch nicht nur als Autoverkäufer hatte KG Eindruck gemacht, auch hatte er sich für die Initiativgruppe Jugendzentrum Königstein, der Rohr angehörte, interessiert und sich solidarisch gezeigt. „KG ist ehrenvoll, gradlinig und ehrlich. Ein leuchtendes Beispiel dafür wie man Politik machen kann.“

KG selber war sichtlich gerührt über die Organisation und Durchführung der Feierlichkeiten. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, einen persönlichen Rückblick mit seinem ganz besonderen Humor zum Besten zu geben, „aber einen Rückblick nach dem Motto ‚Die FDP und ich im Wandel der Zeit‘ – das bleibt Ihnen erspart.“ In seinem Resümee erinnerte er sich an den einen „schlimmen Moment“, als die Gebietsreform in den 70er-Jahren in Hessen durchgeführt wurde und Falkenstein mit Königstein fusionieren sollte. „Wir hatten mit Königstein eine gepflegte, gut funktionierende, solide Feindschaft, die Jahrzehnte oder vielleicht auch Millionen von Jahren bereits existierte“, und dann sollte der Name der Stadt mit den neuen Ortsteilen auch noch Königstein lauten. Schlimmer geht es nicht mehr.“ Aber „bereits nach 20 Jahren“ verspürte KG diese Skepsis den Königsteinern gegenüber nicht mehr, und „heute wohnen meine besten Freundinnen und Freunde in Königstein.“ Im Namen der Stadt dankte 1. Stadtrat Walter Krimmel KG mit den Worten „Hut ab vor der Leistung, die Du gebracht hast!“

Krimmel teile den besagten „schlimmen Moment“, aber als nach einigen Jahren in der Presse die Aussage getroffen wurde, dass „Königstein sich in Falkensteiner Hand befände, hatten die Falkensteiner es geschafft. Man sieht, dass wenn man den Willen hat, Politik zu gestalten, und sich einbringen will, auch politisch etwas bewirken kann“, so Krimmel. Wehmut und Fröhlichkeit machten den goldenen Oktobernachmittag im „La Vida“ mit den vielen Gästen zu einer fast familiären Feier. Und in Gedanken haben sich sicher viele Teilnehmer den Worten von von Bethmann angeschlossen, der nämlich die Hoffnung aussprach, dass KG „uns noch für viele wichtige Gespräche zur Verfügung steht.“



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