Neue Selbsthilfegruppe „Fibromyalgie-Syndrom“

Der Referent Rainer Marx (links) von der Fibromyalgie-Selbsthilfe Rhein-Main-Kinzig und die Gründerin der neuen FMS-Selbsthilfegruppe in Falkenstein – Gabriele Herbach-Kuhn mit ihrem Mann Gerhard Kuhn (rechts) – freuten sich über den regen Dialog im Anschluss an den Vortrag über das Fibromyalgie-Syndrom in der Stadtbibliothek. Foto: Krüger

Falkenstein (sk) – Wenig bekannt ist die Krankheit Fibromyalgie-Syndrom (FMS). Der Begriff leitet sich von dem lateinischen Wort Fibra ab, was Faser bedeutet, und von den griechischen Bezeichnungen Mys für Muskel und Algos für Schmerz. Wörtlich übersetzt versteht man darunter also einen Faser-Muskel-Schmerz, der sich meist chronisch in der gelenknahen Muskulatur, im Ansatzbereich der Bänder und Sehnen, in Wirbelsäulen- und Brustbeinnähe sowie in der Region der unteren Rippenbögen entwickelt.

Selbst betroffen von dieser Krankheit, entschied sich Gabriele Herbach-Kuhn aus Falkenstein, sich mit anderen Betroffenen über die Begleiterscheinungen ihrer chronischen Erkrankung auszutauschen. Die Selbsthilfegruppe existiert noch keine drei Wochen, hat aber bereits acht Teilnehmer, die das Prinzip der gegenseitigen Unterstützung und Auseinandersetzung innerhalb der Gruppe befürworten. Unter der Telefonnummer (06174) 2596703 oder per E-Mail an Praeventions-und-Rehasportverein-Taunus[at]gmx[dot]de können sich Interessierte und Betroffene informieren beziehungsweise anmelden.

Ratgeber-Herausgeber hielt Vortrag

Mit Rainer Marx, ehemaliger polizeilicher Ermittler, selbst FMS-Patient und seit 20 Jahren Vollzeit- FSM-Selbsthilfegruppen-Leiter, haben Gabriele Herbach-Kuhn und Gerhard Kuhn einen kompetenten Spezialisten an ihrer Seite, der ihre neue Selbsthilfegruppe unterstützend begleiten wird. Vergangene Woche hielt er in der Stadtbibliothek vor etwa 25 interessierten Zuhörern einen Vortrag über die Symptome, Diagnostik und Therapieformen des Fibromyalgie-Syndroms. Er ist Herausgeber eines sehr informativen FMS-Ratgebers, der über die Fibromyalgie-Selbsthilfe Rhein-Main-Kinzig per E-Mail an Rainer.Marx[at]FM-Selbsthilfe-RMK[dot]info angefordert werden kann.

Ziel der bundesweiten Zusammenarbeit mit zahlreichen Selbsthilfegruppen ist der Aufbau eines interdisziplinären Qualitätszirkels bestehend aus Ärzten, Orthopäden und Therapeuten, um eine wirkungsvolle Behandlungsmethodik des umfangreichen Symptomenkomplexes der Fibromyalgie zu entwickeln. Denn bezeichnend für das Krankheitsbild ist eine über Jahre dauernde schleichende Entwicklung des Syndroms, was die Diagnostik so kompliziert macht, da sowohl Röntgenbilder als auch Laborwerte keinen eindeutigen Aufschluss geben.

Patienten irren nicht selten jahrelang von Arzt zu Arzt bis sich das Schmerzsyndrom vollständig entwickelt hat und andauernde Schmerzreaktionen am ganzen Körper des Patienten auslöst.

Fehldiagnose Hypochonder

Während dieser regelrechten Ärzte-Odyssee werden die Betroffenen nicht selten als Hypochonder abgestempelt, was ihre Symptome noch verschlimmert. Anfangs klagen die Betroffenen über druck- und berührungsempfindliche schmerzende Stellen (sog. Tender-Points), die häufig von Schwindel, Herzbeschwerden, Schlafstörungen, Antriebsschwäche, geistiger Erschöpfbarkeit, Angstgefühlen, depressiven Verstimmungen, verminderter Stresstoleranz, Hörproblemen, Zähneknirschen, Muskelschwäche u.v.m. begleitet werden.

Erfahrungsgemäß konzentrieren sich Ärzte zunächst auf die Behandlung der offensichtlichen Symptome. Das FMS-Syndrom verlangt jedoch eine differenziertere Diagnostik, bei der mindestens elf von 18 anerkannten Schmerzpunkten und/oder mindestens sieben von 19 anerkannten Schmerzregionen über die Schmerzdauer von mindestens drei Monaten festgestellt werden müssen.

Wie und wodurch die Fibromyalgie entsteht, ist noch weitgehend ungeklärt. Derzeit diskutiert man vorwiegend eine Störung der schmerzverarbeitenden Systeme im zentralen Nervensystem mit der Folge einer erniedrigten Schmerzschwelle. Studien belegen überdies bei FMS-Patienten eine Störung der sensorischen Nervenendigungen.

Überdurchschnittlich häufig liegen psychische Störungen wie Depressivität und Ängstlichkeit vor, wobei bislang ungeklärt ist, inwieweit diese Störungen selber Folge der chronischen Schmerzen sind oder aber die Symptome der Fibromyalgie eine zugrunde liegende psychische Störung reflektieren. Rainer Marx sieht bei vielen seiner Selbsthilfegruppen-Mitglieder physische und psychische Stressoren, die das Krankheitsbild der FMS fördern. Sein Therapieansatz lautet daher Ruhe, Entspannung, richtiges Atmen, Ablenkung vom Schmerz durch positives Denken - getreu seinem Credo „Geduldig die eigenen körperlichen und mentalen Stressoren verringern, kann aus häufigen Schmerzen gelegentliche machen!“



X