60 Jahre Klinik Dr. Steib: Fachklinik mit familiärer Atmosphäre

Leiten die Klinik Dr. Steib seit Anfang der 90er-Jahre: Dr. Sibylle Balzer-Kuna (li.) und Dr. Sabine Balzer-Brandt. Foto: privat

Königstein
(el) – Königstein, seine Burg und die Kliniken – eine enge Verzahnung mit einer fruchtbaren Wechselwirkung, von der nicht zuletzt die Königsteiner Bürger und die hier Kurenden profitieren. Einer der Pioniere auf dem Gebiet der „Wellness“ bzw. Gesunderhaltung von Körper und Geist war Dr. Ludwig Steib, Arzt und Geburtshelfer, der 1956 mit der Eröffnung der nach ihm benannten Klinik Dr. Steib das Fundament für die heutige Fachklinik gelegt hat, wie sie heute von seinen Enkelinnen, Dr. Sibylle Balzer-Kuna und Dr. Sabine Balzer-Brandt, in der dritten Generation geführt wird. Dr. Steib, der 1921 von Mainz nach Königstein kam, erkannte schon früh, dass die Seele Krankheiten produziert und sich diese Leiden auch über den Körper ein Ventil verschaffen, was wir heutzutage unter der medizinischen Disziplin Psychosomatik verstehen.

Allgemeinmedizin, Psychoanalyse und Hypnose – das waren einige der Behandlungen, die Dr. Steib in seinem Sanatorium anbot. Frei Haus gab es die idyllische Natur dazu, die die Patienten jedes Mal genießen konnten, wenn sie auf ihren extra breit angelegten Balkonen standen. 28 Betten hatte das Haus ursprünglich, heutezutage verfügt das private Krankenhaus über 36 und über einen hohen Behandlungsstand auf den Gebieten Psychiatrie und Psychologie. Dr. Sabine Balzer-Brandt spricht in diesem Zusammenhang von einer „dynamischen Psychiatrie“, die durch Psychosomatik sowie weitere Spezialbehandlungen wie die Musiktherapie oder aber die Bio-Feedback-Analyse verstärkt wird, in denen physiologische und psychische Prozesse wahrgenommen werden. Auch Sporttraining und Info-Vorträge tragen zur mehrdimensionalen Behandlung bei, ebenso wie die Verhaltenstherapie, die Angstbewältigung sowie Skill-Training in kleinen Gruppen in den Vordergrund stellt.

All diese Fortschritte konnte der Klinikgründer leider nicht mehr mit eigenen Augen erleben. Nach seinem Tod im Jahre 1962, nur wenige Jahre nach der Klinik-Eröffnung, übernahm seine Tochter, Dr. Almut Balzer-Steib, das Zepter und führte das Haus allein unter Berücksichtigung der prägenden Säulen Neurologie und Psychiatrie. Sie sei es auch gewesen, die das Sanatorium zum Fachkrankenhaus geführt habe, erinnerte Dr. Sibylle Balzer-Kuna. Hier würden die Patienten eine wohltuende familiäre Atmosphäre vorfinden und so Abstand von ihren Problemen gewinnen. Auch die überschaubare Größe des Hauses, in dem Fachärzte mit langjähriger Berufserfahrung tätig seien, habe sich als Vorteil erwiesen. Es herrsche ein vertrauensvolles Therapieklima, das sich auch durch die langjährige Präsenz des Pflegepersonals auszeichne, so Balzer-Brandt, die darauf hinwies, dass dies jedoch nicht im Umkehrschluss bedeute, dass man deswegen Stillstand begrüße. Im Gegenteil: „Das ist nicht unser Anliegen“, so Balzer-Brandt.

Eine andere, nicht minder wichtige Sicht auf die Klinik und das Umfeld, in das sie eingebettet ist, vertrat Gastredner Friedel Mägdefrau, Landesgeschäftsführer des Landesverbandes der Privatkliniken in Hessen und Rheinland-Pfalz e.V. Mägdefrau verdeutlichte, weshalb „Keimzellen“ des Verbandes, wie etwa die Klinik Dr. Steib, so wichtig für die allgemeine Entwicklung und den Fortschritt des Klinikwesens im Sinne der Patienten sind. Mägdefrau zeigte in seinem Grußwort auf, wie schwer es heutztage für eine Privatklinik ist, sich zu tragen. Die Hürden, die der Gesetzeber seit den 70er-Jahren immer wieder aufgestellt habe – wie etwa das Krankenhaus-Strukturgesetz – seien hoch. Es gäbe hunderte von Vorschriften, die beachtet werden müssten, so dass man sich schon mitunter frage, wie das alles zu realisieren sei. Umso bewundernswerter sei das selbstständige Wirken der Klinik Dr. Steib als eines der Gründungsmitglieder des Verbandes. Einen neuen Ansatz für die psychiatrischen Kliniken gäbe es auch, der aus dem Preis-System ein Budget-System machen solle. Hier bemühe man sich um Klarheit, sagte Mägdefrau.

Der gerade vom Burgfest herbeieilende Bürgermeister Leonhard Helm unternahm in seiner Ansprache eine Zeitreise in eine Ära hinein, die heutzutage noch in Königstein omnipräsent ist bzw. die, wenngleich nur designtechnisch, eine gewisse Renaissance erfährt. Schließlich zeugten laut Helm selbst die Stühle, die im Foyer der Klinik zum Jubiläum aufgestellt worden seien, von den goldenen sechziger Jahren in Königstein und passten ebenso in das Haus der Begegnung wie in den nun für diesen besonderen Anlass bestuhlten Eingangsbereich der Klinik. Die Symbiose zwischen der Stadt und den Kliniken sei überall, merkte Helm an und Stadtverordnetenvorsteher Freiherr Alexander von Bethmann stieß in dasselbe Horn. Burg und Kliniken – beide stünden als wichtige Wirtschaftsfaktoren in der Kurstadt und beide profitierten sie von der guten Lage der Kurstadt.



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