Königstein – Der durch den Opel-Zoo verlaufende Philosophenweg verbindet nicht nur Kronberg und Königstein, sondern sorgt auch für Differenzen zwischen den beiden Nachbarstädten.
Um die Bedeutung des Philosophenwegs hervorzuheben wird die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) am kommenden Samstag (1. August) über den öffentlichen Weg Richtung Kronberg wandern. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor dem Königsteiner Hilfeleistungszentrum, Am Kaltenborn 3. Der Rückweg in die Kurstadt erfolgt über den Scheibelbuschweg, der als „Ersatz“ für den Philosophenweg durch den Zoo vorgesehen ist. Alle interessierten Bürger sind zur Teilnahme herzlich eingeladen.
Die im Rahmen des gemeinsamen Bebauungsplanverfahrens der beiden Städte zum Zoo geäußerten Vorhaltungen auf Kronberger Seite, dass Königstein „nicht zu einer einheitlichen und in sich widerspruchsfreien Beschlusslage gekommen“ sei, wies der ALK-Stadtverordnete Günther Ostermann zurück. Das Königsteiner Stadtparlament habe am 25. Juni vier wichtige Ziele zum Bebauungsplanverfahren beschlossen. Die Königsteiner Beschlüsse seien nicht in sich widersprüchlich, sie stünden aber teilweise im Widerspruch zu Positionen der Stadt Kronberg und des Opel-Zoos, unterstrich die zweitstärkste Fraktion des Königsteiner Stadtparlaments. Bei dem bislang gemeinsamen Bebauungsplanverfahren der beiden Städte mit zwei identischen Bebauungsplänen habe Kronberg bislang stets den Ton angegeben, da die größte Fläche auf Kronberger Gemarkung liegt. Dies könne aber nicht bedeuten, dass Kronberg die Vorgaben mache und Königstein zu allem Ja und Amen sage, meinte Ostermann. Interkommunale Zusammenarbeit sei nicht nur etwas für Reden sondern müsse in der Praxis ihren Test bestehen und in eine gleichberechtigte Zusammenarbeit münden. Schließlich seien die Auswirkungen des Zoo-Betriebs auf die beiden Städte recht unterschiedlich. Die Verkehrsbelastung sei eher auf der Königsteiner Seite zu spüren, schließlich reisten die meisten Besucher mit dem Auto über Mammolshain und den Königsteiner Kreisel an und parkten zu großen Teilen auf Flächen, die zur Königsteiner Gemarkung gehören. Es sollte überlegt werden, zu einer gemeinsamen Sitzung des Kronberger Ausschusses für Stadtentwicklung und des Königsteiner Ausschusses für Planungs-, Umwelt- und Bauangelegenheiten einzuladen.
Zu den klaren Beschlüssen des Königsteiner Stadtparlaments gehört nach Angaben Ostermanns die einstimmige Forderung, den Philosophenweg als öffentlichen Weg zu erhalten. Ebenso einstimmig wurde verlangt, auf die Wiesenparkplätze zu verzichten und die Wiesen naturbelassen zu erhalten. In Bezug auf die über die Wiese geführte Baustraße zum Waldparkplatz forderten die Königsteiner deren Rückbau auf eine Breite von dreieinhalb Metern sowie eine Einbahnregelung in Richtung Waldparkplatz. 15 Stadtverordnete von ALK und SPD hatten sich darüber hinaus für den kompletten Rückbau dieser Straße ausgesprochen, hierfür aber keine Mehrheit gefunden. Ostermann erinnerte daran, dass ursprünglich der Rückbau dieser nur für den Bau von Elefantenhaus und Dämpfungsbecken angelegten Straße vorgesehen gewesen sei.
Weiterhin hätten sich die Königsteiner Parlamentarier einstimmig für ein Baufenster für die Errichtung eines Parkhauses auf dem derzeitigen Schotterparkplatz ausgesprochen. Dieser Beschluss sei als Entgegenkommen an den Zoo angesehen worden, damit diesem die Option eingeräumt werde, ein Parkdeck zu errichten, ohne ein erneutes Änderungsverfahren für den Bebauungsplan anzustoßen. Mit dieser Option hätte der Zoo selbst entscheiden können, ob er irgendwann ein Parkhaus errichte, um mehr Autos von Besuchern unterzubringen. Aus Sicht der ALK sei klar, dass dort kein Monster-Bauwerk hinkommen dürfe, sondern nur ein der Topographie angepasstes Parkhaus mit Grundebene und erster Etage. Das in Kronberg an die Wand gemalte Horrorgebäude mit einer Höhe von neun Metern sei auch mit der ALK nicht zu machen. Ein begrüntes Parkdeck mit einer Höhe von drei bis dreieinhalb Metern hätte nach Auffassung der ökologischen Wählergemeinschaft ALK sicher nicht das von Kronberg aus zu beobachtende Landschaftsbild gestört. In der Tat sei das Gebäude der Gaststätte Lodge am Zoo wesentlich höher und massiver.
Als bemerkenswert bewertete Ostermann die Äußerung von Zoo-Direktor Dr. Kauffels, dass der Zoo sich bereit erklärt habe, rund 120.000 Euro für das Bebauungsplanverfahren zu übernehmen.
Die ALK sprach sich erneut für den Schutz der wertvollen Wiesen aus. Zugleich bezweifelte Ostermann die von Zoo-Direktor Kauffels in der Presse gemachte Äußerung, die Parkplätze des Zoos hätten im Jahr 2014 lediglich an sieben Tagen nicht ausgereicht. Tatsächlich seien aber an mindestens 25 Tagen, beispielsweise nach Fertigstellung des Publikumsmagneten Elefantenhaus im Sommer 2014 an nahezu allen folgenden Wochenenden bis Mitte Oktober die nur ausnahmsweise genehmigten Behelfsparkplätze auf den Wiesen als Parkfläche benutzt worden. Diese seien zum Teil auch dann genutzt worden, wenn zeitgleich auf dem Waldparkplatz noch eine Vielzahl von Parkplätzen vorhanden gewesen sei. Die Auflage, nur bei Überfüllung des Haupt- und Waldparkplatzes und nur auf trockenen Wiesen behelfsweise zu parken, werde häufig nicht eingehalten. Die Dokumentation der Parksituation am Zoo im Vorjahr ist auf der ALK-Homepage unter www.alk-koenigstein.de/Dokumentation_Parksituation_Opel-Zoo_2014.pdf abrufbar. Dieses vom Zoo gewünschte und von den Behörden offenbar geduldete Parkverhalten könne man auch in diesem Jahr an fast jedem Wochenende beobachten.
Der Rückweg der ALK-Wanderung führt über den im Frühsommer 2015 asphaltierten Scheibelbuschweg. Dieser Weg wurde von der Gemarkungsgrenze zu Kronberg bis zur bereits vorhandenen Baustraße über die Opelwiesen asphaltiert. Zwischen der Baustelle des Dämpfungsbeckens und der Ausfahrt des Opel-Zoos am Elefantenhaus liegt dieser Weg vollständig auf Königsteiner Gemarkung. Die Art und Weise der Vorbereitungen des Unterbaus und die Anlage von Banketten lasse befürchten, dass die Asphaltierung dauerhaft bestehen soll, so Ostermann. Zugleich erinnerte er an die von der Stadt Kronberg im Rahmen der Bürgerbeteiligung e-Opinio zum Opel-Zoo im Herbst 2013 gemachte schriftliche Äußerung, dass für diesen Weg eine wassergebundene Decke geplant werde und die wasserrechtliche Genehmigung einen Rückbau der Baustraße nach Beendigung der Bauarbeiten beinhalte. Nachdem Ostermann in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung auf diesen Widerspruch hingewiesen hatte, teilte Bürgermeister Leonhard Helm mit, dass es sich um eine Baumaßnahme des Abwasserverbandes Kronberg handele und es „nicht seine Baustelle“ sei. Deshalb, so die Zusage, werde die Stadt Königstein in Kronberg nachfragen und die Anfrage dann im Stadtparlament beantworten.