Königstein – Die elegant gekleidete, ältere Dame hat ihren Rollator gut im Griff. Ganz locker bewegt sie sich mit dem Gefährt im Takt der Gitarrenmusik ein paar Schritte nach rechts, zieht die Gehhilfe zu einem imaginären Ausgangspunkt zurück, um dann auf dem Parkett wieder ein paar Meter nach links zu schreiten. Schwungvoll und äußerst rund in der Bewegung tanzt die Frau mit ihrem Rollator, auf dessen Sitzfläche ein Trinkbecher steht, zu den Klängen von „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“.
Im Foyer der Kursana Villa Königstein singen die Bewohner und Gäste beim Tag der offenen Tür gemeinsam und sie bringen einiges in Bewegung. Die Komfort-Pflegeeinrichtung in der Bischof-Kaller-Straße präsentiert den Besuchern ihre abwechslungsreichen Angebote aus dem Fitness- und Aktivitäten-Programm.
Die Ergotherapeutin Juliana Budde demonstriert den Senioren eine kleine gymnastische Übung, die sie im Stehen am Rollator absolvieren können. Mal sollen die Teilnehmerinnen der Runde eine Hand hochstrecken, mal versuchen, auf einem Bein zu stehen und dann den rechten Arm und den linken Fuß gleichzeitig anzuheben. Für manche wird es ein Balanceakt, und genau darum geht es. Die Senioren trainieren mit dieser Übung ihr Gleichgewicht.
Im Kaminzimmer nebenan wird fleißig gekegelt. Die Distanz, die die Plastikkugel zu überbrücken hat, ist kurz und auch die Kegel sind leicht, die Bedingungen sozusagen den Senioren und ihren Möglichkeiten angepasst. Hier geht es nicht wie beim richtigen Kegeln auf der langen Bahn um Anlauf, Geschwindigkeit, Kraft und Präzision, sondern einfach um einen kurzen Schwung, der die die Gelenke von der Hand über den Ellenbogen bis zur Schulter in Bewegung bringt. Das gelingt älteren Frauen und Männern auch, wenn sie mit Hilfe der Konsole Wii nicht tatsächlich Tennis spielen oder Kegeln, sondern den Ball nur auf dem Bildschirm übers Netz schlagen und alle Neune umwerfen. Die Muskulatur wird dennoch trainiert. Ganz individuell, jeder bestimmt sein Pensum selbst.
„Wir haben hier eine große Auswahl an Aktivitäten und für jeden etwas im Angebot“, sagt Bettina Gross. Nach Auskunft der stellvertretenden Direktorin der Kursana Villa stehen Gymnastik, Basteln, Kegeln, Gedächtnisanregung, Singen oder das Balancetraining – mit und ohne Rollator – jede Woche auf dem Programm „und manchmal läuft das auch bis 20 Uhr“, so Bettina Gross.
„Die anderen dürfen gern kegeln, ich spiele lieber Skat“, sagt die Königsteinerin Elfriede Pracht, die zum Tag der offenen Tür in die Kursana Villa gekommen ist und sich dort auch schon angemeldet hat, „falls ich eines Tages zu Hause nicht mehr allein zurechtkomme.“ Die 93-Jährige hat sich bereits erkundigt, ob jemand im Haus so wie sie Interesse und Leidenschaft für Skat mitbringt. „Zwei Herren hätten sich gemeldet“, sagt Elfriede Pracht erleichtert. Vielleicht spielt ja auch jemand Schach, das mache ich nämlich auch gern“, sagt die in Riga geborene Frau. Wenn sie in die Komfort-Pflegeeinrichtung zu Kursana umziehe, lege sie Wert darauf, dass sie wie zu Hause einen Fernseher habe, auf dem sie die Nachrichten und politische Sendungen verfolgen könne. „Der muss groß sein, weil ich wegen meiner Makuladegeneration schlecht sehe“, sagt sie. Und das Vorlesen wäre ihr auch wichtig, betont die ehemalige Bibliothekarin. Edith Hammer besucht ebenfalls den Tag der offenen Tür bei Kursana, um sich über die Aktivitäten und das Fitness-Programm zu informieren. Sie hat die Villa bereits bei einer Hausführung kennengelernt und kann sich gut vorstellen, hier zu wohnen. Bevor sie sich aber endgültig entscheidet, ob die Pflegeeinrichtung jetzt für sie das Richtige ist, „werde ich ein paar Wochen zur Probe hier einziehen“, sagt die 80-jährige Frau. Auf die Frage, auf was sie bei der Betreuung oder im Service Wert legt und was ihr wichtig ist, weiß sie zunächst keine Antwort, stimmt dann aber dem Hinweis ihres Sohnes Rudi lächelnd zu. „Sie trinkt gern abends mal ein kühles dunkles Bier.“
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