Christopher Park spielt Mozart und Schumann – in bester Begleitung

Königstein (as) – Die Königsteiner sind ihrem Haus der Begegnung treu und auch am Samstagabend herrschte große Vorfreude auf einen Abend mit dem hochbegabten jungen Pianisten Christopher Park und „Friends“, seine jungen musikalischen Freunde, die ihn auf eine spannende Musikreise begleiteten.

Die ersten Töne von Beethovens Sonate op. 10, die Park ohne Noten und voller Hingabe spielte, gingen unter die Haut. Der Steinway Flügel unterstrich souverän die Virtuosität des jungen Pianisten, Schüler von Christoph Eschenbach, der sich mit vielen internationalen Auftritten und zahlreichen Auszeichnungen einen Namen gemacht hat. So wurde diese Sonate zum reinen Klangerlebnis. Das Presto spielte er flink und leicht, man hörte, sah und spürte seine Spielfreude mit vollem Körpereinsatz und allen Sinnen. Die getragenen Klänge des Largo waren ergreifend. Beeindruckend: Wie laut er sein konnte und wie wunderbar leise – ein aufregendes Spiel. Die Komposition und deren Gegensätze waren spannungsreich und tief empfunden – Gänsehaut inklusive: Beethovens wiederkehrende Crescendi verklangen überraschend ganz zart. Das zeigte die Virtuosität des jungen Pianisten, der für seine technische Versiertheit, musikalische Überzeugungskraft und sympathische Ausstrahlung gelobt wird. Die Zuhörer wirkten hoch konzentriert, Christopher Park hatte sie alle in seinen Bann gezogen. Beim Menuetto hopste er fröhlich auf seinem Klavierstuhl, auch hier wusste er mit dem Wechsel von langsamen und schnellen Tempi gut umzugehen. Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 7 D-Dur op. 10 Nr. 3 entstand in den Jahren 1796 bis 1798 und ist – wie die beiden anderen Werke unter dieser Opuszahl – der Gräfin Anna Margarete von Browne gewidmet. Man bezeichnet die Sonaten nach der berühmten Einschätzung Hans von Bülows auch als das „Neue Testament“ der Klavierliteratur; das „Alte Testament“ der Klavierliteratur sei das wohltemperierte Klavier von Bach.

Mit Mozarts Klavierquartett Nr. 1 G-Moll KV478 kam Leben auf die Bühne. Christopher Park am Klavier wurde nun bestens und sensibel begleitet von seinen „Friends“, der 26-jährigen Cellistin Hyun-Mi Kim aus Bad Soden, die mehrfach ausgezeichnet wurde und an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken bei Professor Gustav Rivinius studiert, dem Violonisten Alexander Wies, 26 Jahre alt, mehrfacher Preisträger bei „Jugend musiziert“, der auch als Konzertmeister des Frankfurter Hochschulorchesters Orchestererfahrung sammelte sowie Vladimir Babeshko, Bratschist und Schüler von Yuri Bashmet in Moskau, der sich schon einen Namen bei der Kronberg Academy gemacht hat, Anne-Sophie Mutter bereits bei einer Konzerttournee durch Europa begleiten durfte. Mozarts Musik macht einfach glücklich! Das junge Quartett, das sich nur per Augenkontakt und Kopfnicken verständigte, zeigte immer wieder neue Facetten dieser unsterblichen Musik, die in ihrer eigenen Vergnügtheit unverwechselbar ist. Leicht war das Spiel des Quartetts, das stimmige Miteinander höchster Hörgenuss. Ernsthaft – allzu ernsthaft manchmal, da würde ein Lächeln den Zuhörer betören – widmeten sie sich dem Spiel und Mozarts tänzerischer Leichtigkeit beim Rondo. Es gab viel Applaus für die Darbietung und „Bravi“-Rufe.

Nach der Pause stellte Christopher Park seine „kleinen Schülerinnen“ vor, die überraschend virtuos und vor allem charismatisch im zarten Alter von 12 und 11 Jahren eine Nocturne (Leonie Wiegel) und einen Walzer (Alina Gründel) von Chopin spielten – ohne Noten! Auch sie bekamen eine Rose von Manfred Colloseus, dem ersten Vorsitzenden des Fördervereins des Hauses der Begegnung.

Ein stimmungvolles Finale bildeten die Schumann Lieder mit der elfenhaften 21-jährigen Sopranistin Samantha Gaul, die Jungstudentin an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt und derzeit Schülerin von Professor Hedwig Fassbender ist, die Christopher Park sehr einfühlsam am Klavier begleitete. Im Frühjahr wird die junge Sängerin am Staatstheater Darmstadt in der Oper „Turn of the Screw“ von Benjamin Britten auftreten. Samantha Gaul ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern sie hat eine glockenklare liebliche Stimme, die zu ihrer zarten Erscheinung passt. Ihre Aussprache war lobenswert, man verstand die Texte von Eichendorff, Rückert und Kannengießer sehr gut. Zu den schönsten Liebesliedern gehört „Widmung“ von Friedrich Rückert, das Schumann Clara Wieck gewidmet hat. Gauls schauspielerisches Talent und ihre Bühnenpräsenz entfalteten sich zusehends: Beim „Rätsel“ gab sie den Zuschauern mit einem verschmitzten Lächeln Fragen auf, bei der Zugabe des „Hexenlied“ von Mendelssohn Bartholdy waren ihre Stimme und ihr Körperausdruck temperamentvoll und irgendwie verhext...

Widmung

Du meine Seele, du mein Herz,

Du meine Wonn‘, o du mein Schmerz,

Du meine Welt, in der ich lebe,

Mein Himmel du, darein ich schwebe,

O du mein Grab, in das hinab

Ich ewig meinen Kummer gab.

Du bist die Ruh, du bist der Frieden,

Du bist vom Himmel mir beschieden.

Dass du mich liebst, macht mich mir wert,

Dein Blick hat mich vor mir verklärt,

Du hebst mich liebend über mich,

Mein guter Geist, mein besser Ich

Parks Schülerinnen Leonie Wiegel und Alina Gründel (re.)

Christopher Park und „Friends“ im Einklang: Vladimir Babeshko (v. li.), Hyun-Mi Kim und Alexander Wies.

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