Königstein (el) – Fünf oder sechs Telefone auf einmal zu bedienen war für Detlev Janß keine Seltenheit – in seinem „alten“ Leben, wenn man das so sagen kann. Früher war der Königsteiner für eine Großbank in Frankfurt im Devisenhandel tätig und in der Welt der Aktien und Derivate zu Hause. Als Ausgleich zu den Anforderungen eines verantwortungsvollen Jobs ist der gebürtige Rheinländer immer schon seiner Sammlerleidenschaft nachgegangen. Insbesondere „Militaria“ und alles, was man dieser Kategorie zuordnen kann, wie etwa Orden, Mützen etc. hat sein Herz höher schlagen lassen. Das mag wohl auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass es in seiner Kindheit in unmittelbarer Nähe einen Truppenübungsplatz gegeben habe, vermutet Janß hier die Quelle seiner Inspiration. Seine eigene große Sammlung umfasst unter anderem den seltenen Orden „Pour le Mérite“ (französisch „Für das Verdienst“), der als höchste Tapferkeitsauszeichnung im preußischen Königreich von König Friedrich II. gestiftet wurde.
Aus dieser Begeisterung für die Geschichte und das Interesse an den Schicksalen dahinter – kein Stück wird gesammelt, ohne dass dessen Historie recherchiert wurde – ist für Detlev Janß und seine Frau Silke weitaus mehr geworden als ein bloßes Hobby, dem man gerne in seiner Freizeit nachgeht. Vor etwa einem Jahr eröffneten sie ihr eigenes Auktionshaus in der Königsteiner Fußgängerzone und haben nach eigener Auskunft diesen Schritt in ein neues Kapitel ihres Lebens nie bereut. „Sammler sind glückliche Menschen“, weiß der Auktionshaus-Inhaber und hat diese Erkenntis nicht von ungefähr gewonnen. Vielmehr sind es seine Klienten, die ihm den Wahrheitsgehalt dieser Aussage jeden Tag aufs Neue bestätigen.
Nachdem die Niederlassung der Bank, für die der vierfache Familienvater in der Mainmetropole arbeitete, geschlossen wurde, musste also ein „Plan B“ her. Schon war die Idee für das Auktionshaus Königstein geboren, die bis dahin nur in der Schublade geschlummert hatte. Wer das Auktionshaus betritt, wähnt sich in einer anderen Welt. Hier ist moderne Kunst ebenso in Form von Künstlern wie Hans Hartung vertreten wie so genannte kleine „Snuff Bottles“, die der Abteilung „Asiatika“ zuzuordnen sind. Im vorderen Bereich der großzügigen Räume steht ein kunstvoll bemalter Schreibtisch. Das Katzenmotiv auf der Oberfläche ist zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache. Um ein Haar wäre das Objekt kürzlich von interessierten Japanern gekauft worden, entsinnt sich Janß. Schließlich freut er sich nicht nur über diejenigen, deren Gebote ihn per Telefon, Internet oder live im Zuge der jeweils aktuellen Auktion vor Ort erreichen. Bei ihm ist auch ein jeder willkommen, der sich einfach mal anschauen möchte, was es denn in einem Auktionshaus so alles zu bestaunen gibt und dabei feststellt, dass er das eine oder andere gerne für sich erstehen möchte. In den meisten Fällen wird die Ware auf Kommission von privater Seite hereingegeben. An einer der Wände im Verkaufsraum steht eine antike Sitzgruppe, die Detlev Janß im Auftrag der Stiftung für krebskranke Kinder anbietet. Er freut sich, dass ein Käufer für die Möbel gefunden wurde, was – auch das ist ein Erfahrungswert der eigenen einjährigen Unternehmerhistorie – bei Wohnmöbeln nicht immer ganz leicht ist. Leider würden gerade die jungen Leute oftmals eher in den Möbelhäusern kaufen, als Liebhaberstücke von hoher Qualität zu ersteigern.
Was die jüngste Auktion am kommenden Samstag angeht, bei der zirka 600 Positionen unter den sprichwörtlichen Hammer kommen, so kann jeder mitbieten – vorausgesetzt, er lässt sich vorher registrieren. Schon jetzt zeichnet sich anhand der abgegebenen Vorgebote ab, dass die Kategorie „Altes Spielzeug“, in der sich auch die gute alte Märklin Eisenbahn wiederfindet, umworben sein wird. Ebenso ein Renner: eine Puppenstube aus Holz, mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet, die aus dem Jahre 1860 stammt. Schwieriger sei es da in puncto Porzellan, da sei viel im Angebot. Daher gelte es hier, die schönen Stücke herauszustellen, wie zum Beispiel ein Service aus dem Hause Meißen.
„Mir geht es nicht etwa darum ‚Masse‘ zu machen“, betont Janß, der in seinem Geschäft nicht etwa den Verkäufertypus darstellen möchte, sondern den es vielmehr motiviert, für seine Kunden faire Preise zu erzielen. Es gehe hier nicht ums Ausreizen des letzten Cents. Viele seiner Klienten, gerade ältere Menschen, seien dabei, sich in puncto Wohnraum zu verkleinern. Ehe sie ihre guten Stücke im Internet unter Wert versteigern, liefern sie sie ihm lieber zum Verkauf ein. Allerdings habe er auch schon so manchem schonend beibringen müssen, dass es sich nicht in jedem Fall um einen besonderen Schatz handele, so der Geschäftsmann. Gerade bei Porzellan, Möbeln und Teppichen habe man leider feststellen müssen, dass der Preisverfall hoch sei.
Auch die Nachbearbeitung einer solchen Auktion ist nicht zu unterschätzen. Sie nehme erfahrungsgemäß zirka vier bis sechs Wochen in Anspruch, weiß Ehefrau Silke zu berichten, die ihren Mann zeitweise im Geschäft unterstützt. Übrigens: Vor der Auktion ist nach der Auktion (oder so ähnlich), wie es so schön heißt und so steht jetzt schon die Auktion am 11. Juni im Fokus. Wer hierfür Stücke einliefern möchte, der sollte dies jetzt schon mal avisieren. Ratsam wäre es, vorher ein Foto mit den Stücken per E-Mail zu schicken. Detlev Janß sieht sein Auktionshaus auf einem guten Weg.
Das anfangs mangelnde Fachwissen, das ihm aufgrund seines beruflichen Backgrounds in puncto Kunst gefehlt habe, das er sich aber nach und nach angeeignet habe, kompensiere er mit seinem betriebswirtschaftlichen Erfahrungsschatz, was eine gute Grundlage darstelle.