Foliant zur Demokratiegeschichte profitiert von Sammelleidenschaft

Sichtlich stolz präsentierten Rudolf Krönke (li.) und Christoph Schlott ihren aktuellen Bildband zur Festungsgeschichte Königsteins. Foto: Krüger

Königstein (sk) – Im Rahmen der 9. Königsteiner Soirée präsentierten Christoph Schlott und Rudolf Krönke vergangene Woche im Auktionshaus Königstein die neueste Publikation zu dem Projekt „Festung Königstein – Ort europäischer Demokratiegeschichte“. Dabei handelt es sich um einen Folianten mit gleichlautendem Titel im Format 30 mal 42 Zentimeter. Der Begriff Foliant ist auf den lateinischen Ausdruck „Folium“ (Blatt) zurückzuführen und beschreibt ein Buchformat ungefähr in der Größe eines DIN-A3-Blattes. Vergleichbar mit einem großformatigen Bildband besticht der Foliant durch seine qualitativ hochwertige Haptik und durch seine zahlreichen Abbildungen und Fotografien, die die Geschichte der Königsteiner Festung vor 225 Jahren in faszinierender Bildsprache beleben. „Nehmen Sie es nicht zum Lesen mit ins Bett“, warnte Christoph Schlott. Denn das 350 Seiten starke Buch wiegt nicht weniger als 3,75 Kilogramm.

Im aufgeschlagenen Zustand bietet der Bildband eine maximale Bildfläche von 60 cm für insgesamt 390 Abbildungen. Der Foliant profitiere von der nahezu 50-jährigen, intensiven Sammelleidenschaft seines Co-Autors Rudolf Krönke, berichtete Christoph Schlott. Er wies aber ausdrücklich darauf hin, dass der Bildband weder ein Forschungsbuch noch eine wissenschaftliche Arbeit sei, sondern vielmehr einen Erkenntnisgewinn wiedergebe aus dem Ergebnis der intensiven Auswertungen des gesammelten Bild- und Quellenmaterials.

Das Buch ist mit einer Förderung der hessischen Staatskanzlei im Chronicon Verlag erschienen. Bislang wurden 500 Exemplare des Folianten im kostenintensiven Digitaldruckverfahren hergestellt. Beziehbar ist das Buch über den örtlichen Buchhandel zu einem Preis von 119 Euro.

Im Vordergrund der Buchvorstellung standen die Ereignisse im Zusammenhang mit der Bombardierung von Königstein Anfang Dezember 1792. Anhand von zahlreichen Bildern, Collagen und Fotografien, die allesamt in dem Folianten abgedruckt sind, begeisterte Christoph Schlott die rund 50 Gäste im Auktionshaus mit seinem geschichtlichen Abriss der Geschehnisse vor genau 225 Jahren. Dabei ließ er seine zeitgenössischen Quellen nicht unerwähnt. Johann Heinrich Liebeskind und der preußische Beobachter Friedrich Christian Lauckhard haben ganz entscheidenden Einfluss auf die heutige Betrachtung der Bombardierung von Königstein am 8. Dezember 1792. Liebeskind äußerte sich beispielsweise sehr eindeutig zu dem Ergebnis der Beschießung: „Am 8ten December entstand in der Stadt Königstein durch hineingeworfene Bomben ein großer Brand, der von etwa 150 Häusern kaum 30 übrig ließ“. Und Lauckhard skizzierte die Bombardierung noch schärfer, was Christoph Schlott zu der Frage motiviert habe, ob die Bombardierung von Festung und Stadt sowie ihre Motive in militärischer wie politischer Hinsicht unabwendbar und überhaupt sinnhaft gewesen waren. „Immerhin wurden 80 Prozent der Stadt in Schutt und Asche gelegt“, wie der Autor zusammenfasste. Um die Geschehnisse und den geschichtlichen Kontext besser nachvollziehen zu können, liefern die zeitgenössischen Quellen eindrucksvolle Bilder und Beschreibungen der damaligen Begebenheiten und Landschaften in und um Königstein. So wurde Königstein im 18. Jahrhundert als wenig beliebtes „Straßendorf mit Zulieferung für die Festung“ beschrieben. Und Goethe erwähnte lapidar: „Auch Königstein wurde besucht.“ In seinen Schilderungen über die Zeit nach 1792 verwies Christoph Schlott auf das „Gefängnis der Demokraten“ mit dem inhaftierten Felix Anton Blau, einen der führenden Köpfe der kurzlebigen Mainzer Republik, und auf den Wiederaufbau Königsteins nach Sprengung der Festung 1796. „Ich könnte noch Stunden darüber berichten, aber Sie sollten das Buch ja selber lesen“, beendete Christoph Schlott seinen äußerst interessanten Vortrag über die Festungsgeschichte.



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