Hochtaunus (red) – Nicht alles im Hessenpark ist zwingend „von gestern“, vielmehr findet ein Termin, der natürlich auch uns Papierkünstlern von KöWo und Druckhaus Taunus besonders am Herzen liegt, sogar im Zeichen der Zukunft statt: das Gautschfest der Druckergesellen.
Auch in diesem Jahr unterziehen sich die Kornuten, so nennt man die angehenden Druckergesellen, dem traditionsreichen Brauch des „Gautschens“ auf dem Marktplatz des Freilichtmuseums Hessenpark. 15 Männer und Frauen aus vielen Ausbildungsbetrieben der näheren Umgebung erleben am Sonntag, 31. August, die traditionelle Wassertaufe. Ab 14.30 Uhr schreiten Gautschmeister Erich Heppner, Schwammhalter Hans Kempgen sowie die Packer Hans Gatz und Hans-Peter Pauli zur Tat, um das feuchte Ritual durchzuführen.
Gautschen bezeichnet eigentlich das Entwässern und Pressen von Fasern in der Papiererzeugung. In der Druckbranche nennt man so auch den feierlichen Taufakt, mit dem die Drucker und Setzer als echte Schwarzkünstler und -künstlerinnen in die Gilde Gutenbergs aufgenommen werden. Wasserreich ist dieser Brauch allemal, denn mit der Taufe sollen die „Sünden“ der Lehrzeit abgewaschen werden (deshalb werden die Redakteure auch nicht gegautscht, denn die sündigen ja weiter, Anm. d. Red.).
Während dem zukünftigen Gesellen eine Strafpredigt gehalten wird, bei der die Vergehen aus der Ausbildungszeit verlesen werden, drücken ihn die Helfer auf einen Stuhl, auf dem ein großer, nasser Schwamm liegt. Dem Schwammsitzen folgt die eigentliche „Taufe“. Von zwei Packern wird der Kornut in einen Bottich mit Wasser gesteckt und ordentlich getunkt. Wasser von unten, Wasser von oben und schließlich folgt kühles Nass von innen. Abgeschlossen wird die Taufe nämlich mit einem ehrenvollen Trunk und der Übergabe des Gautschbriefes an die Gegautschten.