Im Gedenken an Robert Rohr

Königstein (kw) – Im ablaufenden Jahr erlebte die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) einen tiefen Einschnitt durch den plötzlichen Tod von Robert Rohr nach kurzer, schwerer Krankheit am 9. September. Nachdem der Verstorbene nach wie vor in zahlreichen Gesprächen präsent ist, erinnert die Wählergemeinschaft an die herausragende Persönlichkeit, dem selbst Vertreter von Parteien anderer Couleur Respekt und Anerkennung zollten.

Robert Rohr hat einen Großteil seines Lebens und seiner Freizeit der unabhängigen Wählergemeinschaft Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein gewidmet. Schon als junger Mann gehörte er im Jahre 1981 zu den Gründern der Gemeinschaft. Die ALK hatte sich aus der Bürgerbewegung, die sich für den Erhalt des Bangerts eingesetzt hatte, und einer Interessengemeinschaft, der die Farbgebung des damals neuen Kurbades missfiel, entwickelt und kandidierte 1981 erstmals für das Königsteiner Stadtparlament. Auf Anhieb eroberte sie acht Sitze.

In den vielen Jahren seines Engagements war Robert Rohr Vorsitzender der ALK, Fraktionsvorsitzender, Mitglied im Magistrat und schließlich auch Stadtverordnetenvorsteher, vor allem aber war er, wie es Pfarrerin Stoodt-Neuschäfer bei seiner Trauerfeier ausdrückte, „spiritus rector“ der ALK.

spiritus rector

Er bestimmte und prägte ihre Politik maßgeblich mit, wobei es ihm, wie er immer wieder betonte, darauf ankam, den Charakter Königsteins als liebenswerte Kleinstadt zu erhalten. Königstein sollte erkennbar bleiben. Das war sein Credo. Bestrebungen, immer mehr und immer dichter zu bauen, ohne auf die Folgen dieser Planungen für Verkehr, Umwelt und Infrastruktur zu achten, entsprachen nicht der Vorstellung der ALK. Bis heute betrachtet die Wählergemeinschaft nach eigener Aussage die Entwicklung Königsteins im Gesamtkontext. Robert Rohr prägte in diesem Zusammenhang das Wort der „behutsamen Entwicklung“, die für Königstein gelten sollte. Darunter verstand er eine ökologisch und nachhaltig orientierte Politik.

Die Rolle der ALK sah er als eine Art „Frühwarnsystem“, das Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen, benennen und diesen entgegensteuern sollte. Um dieses Ziel zu erreichen, führte er mit unendlicher Geduld und Beharrlichkeit unzählige Einzelgespräche und gewann immer wieder neue Mitstreiter. So wuchs die Aktionsgemeinschaft über die Jahre stetig und konnte nach der letzten Kommunalwahl sogar als größte Fraktion in das Stadtparlament einziehen.

Mitnichten war die ALK eine „one-man-show“. Robert Rohr war zwar die unumstrittene Triebfeder, er setzte aber stets auf Teamarbeit, hörte gut zu und entwickelte daraus Ideen. So wurde am Rande einer ALK-Weihnachtsfeier auch die Idee zum ersten erfolgreichen Bürgerbegehren in Königstein geboren, das sich gegen die geplante Wohnbebauung des Rodelberges in Schneidhain richtete, dort wo jetzt ein Zentrum für die Betreuung von Unterdreijährigen entstanden ist.

Als gelernter Journalist gestaltete Robert Rohr auch die Öffentlichkeitsarbeit der ALK im Wesentlichen. Er beobachtete nicht nur scharf, sondern brachte die Dinge treffend auf den Punkt, ohne dabei verletzend zu sein. Er konnte mit teilweise akzentuierten Formulierungen so manchem den Wind aus den Segeln nehmen. Vor vielen Jahren rief einmal ein besorgter Bürger bei ihm an und meldete entrüstet, dass auf einem Grundstück in seiner Nähe ein Baum gefällt würde, was ihn sehr beunruhigte. Robert Rohr begab sich zum Ort des Geschehens.

Einige Tage später erhielt er ein Schreiben eines bekannten Königsteiner Immobilienbesitzers, der ihm vorwarf, widerrechtlich sein Grundstück betreten zu haben. Dies sei Hausfriedensbruch, und er werde ihn anzeigen, hieß es weiter in dem Schreiben. Robert Rohr entschuldigte sich für sein Versehen und bat den bekannten Immobilienbesitzer ihm doch eine Liste der ihm gehörenden Grundstücke zu übersenden, damit er nicht wieder versehentlich eines davon betrete. Er hat nie wieder etwas von diesem Immobilienbesitzer gehört.

Dies war typisch für das Politikverständnis, das Robert Rohr vertrat, seine Waffe war eher das Florett als das Schwert, wie es sein Freund und Wegbegleiter Bürgermeister Albrecht Kündiger aus Kelkheim ausdrückte. Dieses setzte er aber mir großer Beharrlichkeit ein, wenn es um eine Sache ging, die ihm wichtig war.

Robert Rohr hinterlässt eine große Lücke in der ALK, sein Rat und seine Art, die Dinge zu sehen und auszudrücken werden sehr vermisst. „Aber nicht zuletzt auch dank seiner gewinnenden Art, auf die Menschen zuzugehen, ist die ALK personell gut aufgestellt und wird die politische Arbeit in seinem Sinne fortführen“, betont Co-Fraktionsvorsitzende Nadja Majchrzak.

Foto: privat



X