Ort der Demokratiegeschichte: Festung Königstein rückt in das Bürgerinteresse
Königstein (gs) – Die Bürger Königsteins leben in einer unglaublich geschichtsträchtigen Stadt, nur ist dies den meisten leider nicht bewusst. Der Verein Terra Incognita e.V. hat es sich schon seit längerem zum Ziel gesetzt, diesen bedauerlichen Umstand zu ändern. Mit ihrem Projekt „Festung Königstein – Ort europäischer Demokratiegeschichte“ möchte er daran erinnern, dass in den Jahren 1793 - 95 viele der damals aktiven Demokraten auf der Festung Königstein interniert wurden, die damit zum „Gefängnis der ersten Demokraten“ wurde. Das Projekt hat zum Ziel, diese geschichtlichen Hintergründe bekannt zu machen und bildungspolitisch zu erschließen. Im Einvernehmen mit der Stadt Königstein ist ein Konzept entwickelt worden, das auch die touristischen Belange der Stadt einschließt.
Mit der Umsetzung möchte der Verein neue mediale Wege gehen. Das Konzept beruht nicht auf dem „herkömmlichen“ Aufstellen von Schautafeln o.ä. auf der Burg und in der Stadt, sondern angestrebt ist eine zeitgemäße mediale Bearbeitung der Thematik. Die Festungsruine wird digital, mittels dreidimensionaler Rekonstruktion, aufgearbeitet und durch stereoskopische Ansichten (hier handelt es sich um eine besondere fotografische Aufnahmetechnik) ergänzt. Das Konzept sieht vor, dass die Inhalte über eine App den interessierten Bürgern und natürlich den Besuchern unserer Stadt zugänglich gemacht werden. Ein wichtiges Augenmerk dieses innovativen Konzeptes liegt auf bildungspolitischer Ebene. Durch die Nutzung modernster Anwendungen hofft der Verein, das Interesse der Schulen und Schüler für die Geschichte der Festung Königstein zu wecken und diese als außerschulischen Lernort zu etablieren. Ergänzt werden soll der „virtuelle“ geschichtliche Rundgang durch Stadt und Festung mit der Einrichtung eines modernen Medienraumes, der im Bereich der Innenstadt angesiedelt sein soll. Abgesehen von dem hohen konzeptionellen Aufwand, der hinter diesem Projekt steht und der zur Gänze ehrenamtlich von den Mitgliedern des Kuratoriums geleistet wird, sind auch die mit der Umsetzung verbundenen Kosten nicht unerheblich. Christoph Schlott, Vorsitzender des Vereins Terra Incognita e.V. hatte zu diesem Aspekt sehr erfreuliche Neuigkeiten zu vermelden. Die „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main“ fördert das Projekt mit 70 Tsd. Euro und sichert damit einen großen Teil der Kosten für die Umsetzung.
Für den Abschluss des Projektes hat sich der Verein ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Bis zum 23. Mai 2019 soll das Projekt abgeschlossen sein und die App zur Verfügung stehen. Dieser Termin wurde nicht zufällig gewählt, sondern fällt auf das 70-jährige Gründungsjubiläum der Bundesrepublik Deutschland. Bis dahin bleibt noch viel zu tun. Zusammen mit den Königsteiner Vereinen und in enger Abstimmung mit der Stadt Königstein wird man bis dahin intensiv an den Inhalten arbeiten und dabei versuchen, die Arbeit von z.B. Burgverein und Heimatverein in das Konzept einzubinden.
Einen ersten Vorgeschmack auf diese, hoffentlich fruchtbare Zusammenarbeit der Vereine bekommen die Bürger unserer Stadt bereits am 18. März dieses Jahres. Angesichts der Tatsache, dass der offizielle Festakt zu diesem Staatsjubiläum erst am 19.3. stattfinden wird, plant Terra Incognita e.V. in Zusammenarbeit mit dem Burgverein, dem Verein für Heimatkunde, der Königsteiner Festungsgarde und der Stadt einen „Salut für die Demokratie“. Mit historischen Kanonen, die einzig für diesen denkwürdigen Anlass auf der Burg installiert werden, werden daraus an dem Tag mehrfach jeweils zehn Salutschüsse zu Ehren der Demokratie abgefeuert. Umrahmt von einem umfangreichen Festtagsprogramm mit Festungsführungen, Artillerievorführungen und einem Empfang im Stadtzentrum wird Königstein diesen besonderen Festtag feierlich begehen. Zum Abend wird die Festung in bengalisches Licht getaucht, um einen weiteren Salut abzufeuern. Vom Kapuzinerplatz aus wird dieses fulminante Kanonenevent für alle Bürger gut sichtbar – und hörbar sein. Darüber hinaus möchten die Verantwortlichen Geschichte und Geschäft verknüpfen, weshalb die Mitglieder des HGK ihre Schaufenster zu historischen Themen dekorieren werden. Eine Sonderzeitung ist für dieses historische und in seiner Art einzigartige Event ebenfalls angedacht. Durch die Einbindung aller Vereine möchten die Kuratoriumsmitglieder erreichen, dass sowohl die Festungs-App als auch das „Kanonenevent“ nicht als reines Entertainment verstanden werden. „Wir möchten gerne mehr Bürgerbeteiligung anregen, schließlich handelt es sich bei der Aufarbeitung der Demokratiegeschichte um eine wichtige, gesellschaftliche Thematik“, umschreibt Bärbel von Römer-Seel, selbst Mitglied des Kuratoriums, den Anspruch an die Königsteiner Bürger. Darüber hinaus hat Terra Incognita e.V. auch in diesem Jahr wieder eine große Anzahl hochinteressanter Vorträge geplant. In der Veranstaltungsreihe „königstein:demokratie“ wird u.a. Dr. Alexander Jehn, Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, am 8. April zu dem Thema „Schule, Bildung, Erlebnis: Festung Königstein“ referieren. Das vollständige Vortragsprogramm kann im Internet auf der Seite www.koenigstein-demokratie.de eingesehen werden.