Interessante Einblicke in Pläne und Modelle der Festung Königstein

Rudolf Krönke, der erste Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, erklärte in seinem Lichtbildvortrag auf sehr interessante Weise alte angefertigte Pläne und Modelle der Königsteiner Burg. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – In einem Lichtbildvortrag zum Thema „Pläne und Modelle der Festung Königstein“ nahm der erste Vorsitzende des Königsteiner Vereins für Heimatkunde Rudolf Krönke, seine Besucher auf eine spannende Reise durch die Vergangenheit mit. In den Räumen der Stadtbibliothek trug er letzten Mittwoch historisch fundierte Fakten in Wort und Bild zusammen und bezog sich dabei auf Bilder, Pläne und Modelle der Festung Königstein. Alte Pläne und Modelle ermöglichen es, die ursprüngliche Konstruktion der Burg nachzuvollziehen, die heute nur noch als Ruine besteht. Der Heimatkundeverein Königstein unter dem Vorsitz Krönkes, aber auch der Verein Terra Incognita, dessen Vorsitzender Christoph Schlott ist, möchten die Erinnerungen an die Königsteiner Festung pflegen. Christoph Schlott unterstützte den Vortrag Krönkes mit Bild- und Informationsmaterial und war während der Veranstaltung auch persönlich anwesend. Das Publikum staunte nicht schlecht zu hören, dass man, um die Worte Krönkes aufzunehmen, „nicht gerade mit alten Bildern (der Burg) gesegnet ist“. So erklärte der Vorsitzende des Heimatkundevereins, dass zwar 1646 eine bis heute überlieferte Ansicht der Festung Königstein angefertigt wurde, aber erst wieder 140 Jahre später weitere Bebilderungen folgten. Die Erklärung hierzu liegt nach Krönkes Erkenntnissen auf der Hand: „Die Anlage war nicht attraktiv, wohnte dort kein Fürst, sondern nutzte man die Festung als Staatsgefängnis. Und wer hängt sich schon ein Gefängnis an die Wand?“ Mainz hatte kein Interesse mehr an der Burg und investierte nicht mehr in deren Erhaltung.

Erst 1785/86 fertigte der Kronberger Kartograph Johann Weigand eine liebevolle Ansicht von Königstein, die die Burg im Zentrum abbildete. Eine ähnliche Ansicht zeigte ein Bierbrauer in seinem Wanderbrief. „Dabei wäre es eigentlich geblieben und wir hätten heute eigentlich keine Pläne und Abbildungen von unserer Burg“, erklärt Rudolf Krönke. Erst der Ausbruch der Französischen Revolution 1789 brachte die Änderung. „Als hier die Fürstenhäuser dies (die Revolution) vernahmen, hatten sie Angst um ihr Hab und Gut und man schaute auf die Landesverteidigung.“ Dies brachte den desolaten Zustand der Festung Königstein wieder ins Bewusstsein der Bürger, weshalb man zur Bestandsaufnahme und für weitere Planungszwecke den Architekten, Ingenieur Leutnant Mauguin beauftragte. Er fertigte zehn detaillierte und hochinteressante Pläne an, die den kompletten Grundriss der Festung samt Schlossteil, Bastionen, Kasematten, Burghof sowie die drei Stockwerke der Burg zeigten. Darauf beruhen nahezu alle zukünftigen Modelle und Abbildungen der Königsteiner Festung. Die Pläne wurden bereits kurz nach Fertigstellung kopiert und für Verbesserungen an der Festung genutzt. Aufbauend auf Mauguins Plänen weitete man die Ansichten der Burg aus und zeigte in den Folgejahren auch die an die Festung angrenzenden Straßen, Gärten und Gebiete, wie auch die Haupt- oder die Kirchstraße. Der Frankfurter Künstler Georg Melchior Kraus, ein Freund Johann Wolfgang von Goethes, fertigte im auslaufenden 18. Jahrhundert einen Kupferstich Königsteins als romantischen Zufluchtsort im Taunus an. Romantische Bebilderungen wechselten sich in den Jahren nach 1819 mit realitätsbezogenen Darstellungen ab, so dass das Publikum auch Bilder der vom Blitzschlag völlig ruinierten Festungs-Holztreppe und der zerstörten Turmhaube inspizieren konnte. Referent Krönke gab zu, dass der Burgruine in der Folgezeit „keine große Rolle mehr zukam, denn als Ruine war sie praktisch nur noch als Baumaterial gut, um den Königsteinern beim Bau ihrer Häuser zu helfen.“ Auch der spätere Besitzer, der Herzog von Nassau, verzichtete auf einen Wiederaufbau und ließ den Steinabbau durch die Königsteiner Bevölkerung für weitere 20 Jahre zu.

Pläne aus dieser Zeit sind nach den Angaben Krönkes selten. Im Zuge der Erfindung der Fotografie wurde die Burgruine Königstein wieder als Motiv beliebt. Daher existieren auch heute noch viele detailreiche Fotografien. Schließlich baute der Königsteiner Architekt Karl Söhngen 1909/10 basierend auf den Mauguin-Plänen ein Modell der Festung Königstein, das die Stadt ihm für 6000 Reichsmark abkaufte. Es ging später an den Heimatkundeverein über, der es um weitere Außenbereiche ergänzte. Dieses detailreiche Modell ist heute im Stadtmuseum zu bewundern. Gegen Ende seines Vortrags bedauerte Krönke den für Burgbesucher stark eingeschränkten Blick auf die Baureste der heutigen Burgruine Königstein. Der dichte Pflanzenbewuchs verdeckt seiner Meinung nach viele interessante Bereiche der Burg und mindert damit deren Erlebniswert. Sein Vorschlag, während der nächsten Burgsäuberungen die Burgmauern wieder stärker vom Pflanzenwachstum zu befreien, traf auf viel Verständnis unter den Gästen. So kann die von Grünpflanzen befreite Burgruine Königstein künftig noch besser den Blick in die Vergangenheit geben und gleichzeitig die Historie bewahren.



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