Königstein (hhf) – Auch wer mitten im Wald wohnt, braucht ab und zu Urlaub, zumal es auch in der schönen Natur stets reichlich Arbeit gibt. Das Problem ist nur, dass Fauna und Flora sich fröhlich weiterentwickeln, während der Mensch sich eine Pause gönnt. Überraschungen sind daher bei der Heimkehr geradezu vorprogrammiert.
Ein besonders tiefes Durchatmen dürfte Sabine Schädel diesmal hinter sich haben, denn die Wirtin vom Naturfreundehaus war verreist, als der Gewittersturm im Taunus zuschlug. Doch die enge Begrenzung solcher lokaler Unwetter hat sie und ihr beliebtes Ausflugsziel diesmal gerettet, sie standen auf der richtigen Hälfte, in die das Schicksal Königstein und Stadtteile gespalten hatte.
Nur einige Äste und Teile vom Holzzaun sind heruntergefallen, „das übliche nach einem kräftigen Wind“, so lautet der Lagebericht und natürlich ist das Naturfreundehaus ab sofort wieder planmäßig geöffnet. Den Weg durch den Wald dorthin sollten Wanderer allerdings derzeit sorgfältig auswählen...
Wie es dort oben nun auch aussehen könnte, war erst vor drei Wochen mit allen Sinnen zu erfahren: Der Zeltplatz voller Feuerwehr und Polizei, rauchende Trümmer und weiträumige Absperrungen, dazwischen eilen Menschen mit technischem Gerät hin und her und immer wieder laute Kommandos: „Ruhe am Set, wir drehen!“
Unter größtmöglicher Geheimhaltung hatte sich ein Filmteam im Auftrag des ZDF bei den Naturfreunden für neun Tage eingemietet, um hier Schlüsselszenen für den mittlerweile achten „Taunuskrimi“ in den Kasten zu bekommen. Titel: „Im Wald“, dazu braucht es wohl keinen weiteren Kommentar. Wie so oft hatte Nele Neuhaus den verwunschenen Tatort persönlich beim Wandern entdeckt. Neben dem beliebten Ausflugsrestaurant „Naturfreundehaus“ stehen auf einer großen Wiese, die vor mehr als 90 Jahren mitten in den Wald gerodet worden ist, Zelte und Wohnwagen in weiter Runde.
Der Verein der Naturfreunde, hier die Ortsgruppe Höchst, versucht damit seit annähernd 100 Jahren, auch für jene Stadtmenschen Urlaub im Grünen zu ermöglichen, deren Budget große Ferien nicht vorsieht. Wohlhabendere Campinggäste sind natürlich auch willkommen, im Wald gibt es da nicht so große Unterschiede wie in der Stadt. So war es auch für alle Camper gleichermaßen um ihre Ruhe geschehen, als die Filmcrew lange Drehtage zu Drehnächten machte. Wer ein Leben vor der Kamera, die zur Not auch auf einem Hubsteiger kreiste, ertragen wollte, musste sein Domizil nicht verlassen, aber sich eben den neuen Regeln unterwerfen. Dazu gehörte zeitweise sogar, sich an Umbauten zu gewöhnen, denn im Film ist ja bekanntlich alles nicht ganz echt.
Mit Abstand die größte Illusion dürfte allerdings der Wohnwagen sein, in dessen qualmenden Resten die Retter in unserem Foto gerade nach der Leiche suchen. Selbstverständlich wurde das gute Stück an anderer Stelle, einem sicheren Brandplatz abgefackelt, danach die Trümmer auf die Billtalhöhe gefahren und originalgetreu drapiert. Selbst der Brandfleck aus der Szene ist kein echter, wer heute dort über die Wiese geht, bemerkt nichts Auffälliges mehr.
Einige Spuren haben die Dreharbeiten aber bewusst zurückgelassen, kleine Andenken, die kaum auffallen – erst wenn die Wirtin darauf zeigt, entdeckt man den anderen Firmenaufdruck auf einer Lampe oder das falsche Schild zum „Waldfreundehaus“. Am besten, man fragt die Belegschaft, dann werden die Erinnerungen an den Nele-Dreh wieder fühlbar.
Im Übrigen ist das Naturfreundehaus endlich wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt, bis Ende September ist es von Mittwoch bis Sonntag ab 11 Uhr geöffnet, 21 Uhr ist Feierabend (im Winter 18 Uhr).
Jeden ersten Samstag im Monat gibt es Flammkuchen aus dem Holzbackofen, das neue Backhaus sorgt auch für frisches Brot, die Forellen sind fangfrisch...
Wer sich vor dem langen Weg versichern möchte, dass auch offen ist oder andere Wünsche besprechen möchte, kann gerne anrufen (06174/255 329) oder erst mal webben: www.naturfreundehaus-billtal.de.
Weder Sturmschaden noch aus den Fugen geratenes Lagerfeuer auf dem Campingplatz am Naturfreundehaus: Der Rauch kommt aus der Dose und die Feuerwehr hat es gar nicht eilig, sondern alle warten auf ihren Einsatz als Statisten. Schuld an diesem Einsatz waren Nele Neuhaus und das ZDF, das am neuen „Taunuskrimi“ arbeitet.
Fotos: privat