Prachtvolles Mozart Requiem in St. Marien

Kantorin Katharina Götz brachte mit Mozarts Requiem strahlende Sangespracht nach St. Marien, stimmgewaltig unterstützt vom Vokalensemble Königstein und den Solisten Agnes Kovàcs, Sopran, Birgit Schmickler, Alt, Christian Dietz, Tenor und Markus Flaig, Bass, musikalisch getragen von der Frankfurter Kapelle.
Foto: Sura

Königstein (aks) – Die barocke Kirche St. Marien, stimmungsvoller als jeder Konzertsaal, lud am Samstagabend hell erleuchtet zur Totenmesse ein, die zuletzt im Jahr 2011 dort aufgeführt wurde. Es ist immer etwas Besonderes, Kirchenmusik in einer Kirche zu hören, besonders Mozarts Requiem, das zu den schönsten Werken der Musikgeschichte zählt. So war die Vorfreude groß und die Kirchenbänke schnell und dicht besetzt. „Es wird kuschelig“, hatte Stadtverordnetenvorsteher Alexander von Bethmann schon am Eingang geraunt.

Katharina Götz, die bekannt und beliebt ist durch zahlreiche anspruchsvolle Aufführungen, ist Kantorin der Evangelischen Immanuel-Gemeinde Königstein. Unter ihrer erfahrenen Leitung erweckte sie nicht nur die Totenmesse von Mozart zu neuem Leben, sondern brachte mit Schubert wunderbar leichte Klänge nach Königstein.

Gleich zu Beginn war man verzaubert von Schuberts „Rosamunde“. Der kurze Zwischenakt No.3 (D797), Teil eines großen romantischen Schauspiels, hat sich als eigenständiges Werk erhalten und ließ einen in seiner schlichten harmonischen Melodik mit allen Sinnen in Wohlgefallen dahinschmelzen.

Die Frankfurter Kapelle brillierte mit sanftem Klang und entschleunigtem Tempo. Was für eine Wohltat! In der Frankfurter Kapelle, die auf Georg Philipp Telemann in Frankfurt zurückgeht, spielen seit 1998 Musiker des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters sowie Kollegen der Orchester des Rhein-Main-Gebiets und Studierende der Musikhochschule Frankfurt.

Das Requiem des genialen Musikers Wolfgang Amadeus Mozart, der im Dezember 1791 mit 35 Jahren starb, bevor er dieses Werk vollendet hatte, zählt zu seinen eindrucksvollsten Werken. Das Vokalensemble Königstein entfaltete ein äußerst nuanciertes Stimmvolumen, das niemanden unbeeindruckt ließ und erfüllte den Kirchenraum mit strahlendem Glanz. Die erfahrenen Chorsänger und -sängerinnen sorgten mit ihrer Hingabe dafür, dass man sich vollkommen an die Musik verlor. Es herrschte absolutes tief betroffenes Schweigen in den Reihen. Nicht nur die Chorsänger meisterten die Herausforderung, auch die hervorragenden Solisten ergänzten sich in bester Harmonie. Die wenigen Soloauftritte unterstrichen die Eindringlichkeit und Bildhaftigkeit des lateinischen Textes: im Introitus mit dem zarten Sopran von Agnes Kovàcs und auch mit dem sonoren Bass von Markus Flaig, der den wunderbaren Schall der Posaune in Tuba mirum verkündete, begleitet von Tenor Christian Dietz, beide hochgeschätzte Opernsänger. Die Altistin, Birgit Schmickler, die lange Jahre mit der Oper Frankfurt verbinden, brachte Milde in den Schrecken des jüngsten Gerichts („nichts wird ungestraft bleiben“). Im „Dies Irae“, das wie ein Sturm aufbraust mit einem fürchterlich strafenden Gott, der Ausdruck findet in der Sangespracht des Chors, kauert man als „armer Sünder“ in der Kirchenbank. Der fortissimo Lobgesang Rex tremendae endet in einem pianissimo. Kleinlaut bittet der Mensch um Barmherzigkeit: Salva me, fons pietatis! Vom Lobgesang zum leisen Seufzen, das alles hört man im Requiem, das sich zu den Sündern bekennt und ihre Angst vor der Hölle zum Thema macht. Laut und leise ist der Gesang, viele Tempi-Wechsel und der Einsatz von Posaunen und Pauken erzeugen Hochspannung. Confutatis maledictis, das klingt wie Blitz und Donner, um die Verdammten zu zerschlagen, ganz zart flehen die Solistinnen: Voca me cum benedictis, ruf mich mit den Gesegneten. Das Staccato des Chors im Lacrimosa ist ungewöhnlich, evoziert die Auferstehung des Menschen, der Schonung und nicht harte Gerichtsbarkeit braucht.

Jean Paul rühmte den Gegensatz der „mozartischen Donnerwolken“ und dem „Nachtigallengesang“ sehr treffend. Auch wenn zeitgenössische Kritiker das Mozart Requiem als „zu weltlich, zu opernhaft und virtuos“ kritisierten, hat diese Totenmesse Mozart zu ewigem Ruhm - zur Unsterblichkeit verholfen.

„Sanctus“, das feierlich getragene Loblied, prunkvoll vorgetragen, gehört zu den schönsten Musikstücken, die es gibt. Der Abschluss „Lux aeterna“ mit der reinen hellen Stimme von Agnes Kovàcs klingt noch lange nach - dann bricht lang anhaltender Applaus aus. Der Weg nach Hause ist auf einmal hell in der Zuversicht, dass uns das ewige Licht immer leuchten wird und Mozarts Musik klingt nach wie ein Komet am dunklen Novemberhimmel.



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