Königstein (el) – Historische Aufnahmen vom sogenannten „Gesindehaus“ oder aber „Remise“ der Villa Rothschild in der Graf-Stolberg-Straße 1-3 sind nicht so zahlreich vorhanden. Dieser Umstand lässt auch den Rückschluss zu, dass eben dieses Gebäude in der damaligen Zeit, vermutlich um 1900, einen einzigen praktischen Zeck diente: der Unterbringung des in der Villa tätigen Personals.
In der Remise waren auch Stallungen, später wurden hier auch Autos abgestellt. Seit Kurzem hat das frühere Gesindehaus einen neuen Besitzer: Markus Demme, selbst mit seinem in der Limburger Straße ansässigen Königsteiner Unternehmen MDL auf dem Gebiet der Immobilienverwaltung tätig, hat das historische, in U-Form erbaute Gebäude-Ensemble nun erworben und hat auch schon Pläne für die weitere Nutzung, die er uns gerne verraten hat.
Das historische Haus, das sich zuletzt über viele Jahrzehnte in Familienbesitz befand, biete genau die Art von historischem Ambiente, das er gesucht habe und in dem er sich wohlfühle, so Markus Demme, der angibt, ein Faible für alte Gebäude zu haben. Zuletzt hatte sein expandierendes Unternehmen seinen Sitz in seinem Elternhaus in der Limburger Straße gehabt, doch seit einiger Zeit sei man nun schon auf der Suche nach neuen Büroflächen gewesen und habe nun in der Graf-Stolberg-Straße die ideale Lösung gefunden und werde dort nach dem Umzug von MDL Ende des Jahres mit seinen neun Mitarbeitern, innerhalb der zirka 800 bis 900 Quadratmetern, die zur Verfügung stehen, auch einiges an Nutzfläche beanspruchen. Die weiteren, im Gebäude befindlichen Flächen, wie etwa ein Büro, werden auch weiterhin für diese Nutzungen zur Verfügung stehen. Die Idee, Fuhrwerkshalle im unteren Bereich, wo einst Pferdekutschen untergestellt wurden und auch ein Taxiunternehmen eine Zeitlang seine Wagen abstellte, eventuell einem Verein zur Verfügung zu stellen, der mit Kindern und Kunst zu tun hat, habe man wieder verwerfen müssen. Auch im hinteren Bereich geht das Grundstück sehr in die Tiefe und grenzt sogar an die Adelheidstraße. Das Gesindehaus habe sich hier nicht eingebürgert, sagt Historiker Rolf Krönke in Bezug auf das Haus, über das in der Tat in Königstein wenig bekannt ist. Allerdings wusste Krönke seinerseits zu berichten, dass nach dem Wegzug der Rothschilds aus Königstein, die die Villa Rothschild als Sommerresidenz genutzt hatten, deren Verwalter weiterhin im sogenannten „Pförtnerhaus“ in der Graf-Stolberg-Straße gewohnt habe.
Und als man 1968 das Heimatmuseum im Alten Rathaus eröffnet habe, hätte eben dieser Verwalter dem damaligen 1. Vorsitzenden des Vereins zwei Ölgemälde geschenkt, auf denen zum einen der alte Toreingang der Villa Rotschild zu sehen ist und zum anderen das Gesamtbild der Villa. Eine Kopie der Gesamtperspektive hängt übrigens heute in der Villa Rothschild.
Allerdings gibt die für 2013 herausgegebene Denkmaltopografie für den Hochtaunuskreis schon mehr Aufschluss über die Bauweise und die Form des Hauses, so dass man auch ohne ein historisches Bild vor Augen eine Idee von der Einzigartigkeit des Gebäudes hat, das ehemals Stallungen und Personalwohnungen beherbergt hat.
Im ländlichen Stil um 1900 erbaut, weist das Gebäude Materialvielfalt auf mit seinem verputzten Haupthaus und Gauben besetztem Walmdach. Hinzu kommen unterschiedlich gestaltete Giebelseiten. Linke Hand findet man einen Fränkischen Erker und rechte Hand einen über eine Konsole vorgezogenen Aufgang, bestehend aus einer mit ausgehängten Brettdocken verzierten Treppe und überdachten Absätzen. 1927 wurde die Remise von dem Kronberger Architekten Kurt Friedenberg, dessen Handschrift viele Gebäude in und um Königstein tragen, umgebaut, sodass sie für Autos genutzt werden konnte. Wer ein historisches Bild des Pförtnerhauses sucht, der findet es im Blauen Buch des Königsteiner Langewiesche Verlags auf Seite 107.