„Wir schaffen das“: Burgfestbuch 2016 ist früher fertig

Königstein (hhf) – „Ich habe sie vor weniger als einer Stunde zum ersten Mal gesehen, sie sind noch warm“ – in der Begrüßung von Birgit Becker schwang noch deutlich die Erleichterung darüber mit, dass die „Just-in-time-Produktion“ des Burgfestbuches auch in diesem Jahr wieder hingehauen hat.

Traditionell bringt sie Reinhard Stein direkt aus dem Druckhaus Taunus zum Kurbad-Restaurant, wo das begehrte Druckwerk mit unvergleichlichem Blick auf Burg und Stadt der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Dort haben die Mitglieder des Burgvereins unter Regie von Präsidentin Birgit Becker – die auch für die Redaktion verantwortlich zeichnet – mittlerweile eine neue Seite im Gästebuch aufgeschlagen, für deren stets individuelle Gestaltung der Hohen Burgfrau Susanne Hecht ein besonderes Dankeschön gebührt.

Bäcker Emil Hees spendiert zu diesem Anlass die ersten Burgfestbrote der Saison, die jedoch erst mit dem handgefertigten Spundekäs‘ Marke „von Bethmann“ zusammen auch den Geschmacksrezeptoren unmissverständlich mitteilen, dass die Burgfest-Saison nun in greifbare Nähe gerückt ist.

Neben Kurbad-Chefin Almut Boller gehört in diesem Jahr auch das Eiscafé Bistro Latino unter Leitung von Salvatrice De Crescenzo zu den Gastgebern, die die Präsentation des Buches mit freiem Panoramablick auf das Festgelände ermöglichen. Die Erzeugnisse der Sparte „Eiscafé“ dürften die ohnehin schon begehrten Terrassenplätze zum Feuerwerk sicher noch schneller als „reserviert“ vom Markt verschwinden lassen als in den letzten Jahren.

Als Generalprobe kann sicherlich die erfolgreiche Vorstellung des Burgfest-Buches gewertet werden, zu der sich Prominenz von Burgfräulein und Hohen Burgfrauen über Politiker bis zur Ehrenbürgerin Annemarie Ramm reichlich eingefunden hatten – lediglich Schirmherr Alexander Fürst zu Stolberg-Roßla ließ seine Grüße aus der Entfernung überbringen.

Dafür gehört er als Schreiber eines der Grußworte wie Bürgermeister Leonhard Helm oder Burgfräulein Isabella I. zu den insgesamt 22 Autoren der neuen Festschrift, die allein 21 Beiträge zu größeren oder kleineren historischen Begebenheiten verfasst haben, die in diesem Jahr ein rundes Jubiläum erleben.

Geschichte schreibt aber auch der Band 2016 aus der Reihe der Burgfestschriften, denn erstmalig sind alle der über 180 Seiten einheitlich vierfarbig bedruckt. Natürlich steht darin vieles über den Burgverein und den Ablauf des diesjährigen Burgfestes zu lesen, das wegen der Fußball-EM in diesem Jahr schon vom 3. bis 5. Juni stattfinden wird. Der Festzug mit seinen 46 Zugnummern bildet dabei das Scharnier vom aktuellen Programmteil zu den historischen Beiträgen, die mehrheitlich Hintergrundinformationen zu den Szenen bieten, die die verschiedenen Gruppierungen auf dem Umzug darstellen.

Deren Dachthema ist das Jubiläum an sich, der älteste Beitrag dazu beschäftigt sich mit „825 Jahre Mammolshain“, während zum Beispiel „25 Jahre Stadt Königstein als Träger des St.-Josef-Krankenhauses“ sein Schwergewicht deutlich nach der Jahrtausendwende hat. Mit Reichskrieg gegen Philipp von Falkenstein und Kirchweih in Schneidhain sind auch die anderen Stadtteile vertreten, während es in Sachen Kernstadt oft um „Zugezogene“ wie Dr. Hugo Amelung, Pater Werenfried van Straaten oder Dr. Heinz Roth (den „Vater des Burgfestes“) geht. Ernst Ludwig Kirchner war sogar „nur“ Gast im Kurstädtchen, während sich zum Beispiel „Die Traube“ vor 165 Jahren begann, um Gastlichkeit zu bemühen. Mit Nassauer Erb- und Stolberger Heiratsgeschichten oder der Annexion durch Preußen 1866 wird die große Geschichte ebenso bedient wie mit der Sammlung der vertriebenen Ostkirche in den „Königsteiner Anstalten.“

Erfrischend ist, ohne alle Autoren hier aufzählen zu können, dass auch in diesem Jahr wieder neue Namen auftauchen, die den Mut aufbringen, ihre Artikel in direkte Nachbarschaft zu den Aufsätzen altgedienter Lokalhistoriker zu stellen, hier scheint es einmal keinen Anlass für Nachwuchssorgen zu geben. Im Gegenteil darf ruhig der eine oder die andere Angehörige alteingesessener Familien künftig einmal darüber nachdenken, ob es von den Vorfahren nicht interessantes zu berichten gibt – wer sollte sich da besser auskennen als die eigene Verwandtschaft? Ideen kann man jederzeit anmelden, im vergangenen Jahr fand die Kiellegung des neuen Festheftes zum Beispiel im November bei Gesprächen mit Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann statt, Abgabetermin für die Autoren war im Februar, manchmal aber auch noch Anfang April...

Nun aber ist erst einmal die Zeit des Lesens angebrochen, ab sofort beginnt die Auslieferung der Hefte, die bald in zahlreichen Geschäften in und um Königstein zu haben sein werden. Wie in jedem Jahr sind die Exemplare zwar umsonst, daneben heischt aber ein blaues Sparschwein um eine Spende, denn trotz ehrenamtlicher Autoren gibt es das qualitätsvolle Druckwerk für den Burgverein nicht ganz umsonst. Besonderen Dank richtet die Redaktion daher an alle Inserenten, die durch ihre Anzeigen wesentlich zur Finanzierung des heimatgeschichtlichen Kleinods beitragen oder Rainer Möller („Classic Design“) und Ingo Beuth („Ingo‘s Haarladen“), die das Burgfräulein nicht nur für die Titelseite mit Schmuck und Frisur „sponserten“.

Die Nähstube des Burgvereins, deren neuestes Werk an Isabella I. ebenfalls das Titelblatt ziert, sei an dieser Stelle ebenfalls nicht vergessen – vergessen sollten die Königsteiner aber auch nicht, dass sich der Burgverein unter anderem mit Buch, Umzug und Feuerwerk auch darum bemüht, allen Königsteinern ein fröhliches Stadtfest zu bieten, und das unabhängig vom Besuch und der Entrichtung des dort fälligen Eintritts.

Über eine Spende in die blauen Sparschweine hinaus können die Burgfest-Befürworter in diesem Jahr auch „Flagge zeigen“, indem sie ab Mitte Mai einen Anstecker mit dem Konterfei von Isabella I. erwerben, der Button kostet drei Euro, die den Veranstaltern direkt hilft, die gestiegenen Kosten auf der Burg ohne Erhöhung von Eintritten oder Kellermieten zu tragen. Allerdings gibt es für das „Flagge zeigen“ auch noch ein historisches Vorbild aus gar nicht allzu langer Vorzeit - da schmückte man seine Häuser anlässlich des Burgfestes nämlich mit wehenden Wimpeln, ebenfalls ein Ausdruck dafür, dass man seinen Beitrag zum großen Stadtfest leistet.

Wegen der Fußball-Europameisterschaft stehen die Organisatoren des Burgfestes bereits unter hohem Termindruck, wie das Fest selbst findet in diesem Jahr auch Präsentation des zugehörigen Festbuches sechs Wochen früher statt als üblich. Die Terminverschiebung schlägt sich auch im optischen Bereich deutlich nieder: Die Mitwirkenden halten die frischen Druckerzeugnisse und das Burgfest-Brot erst kurz vor Sonnenuntergang in die Kamera, was dem einen oder der anderen ein „Halbmondgesicht“ beschert.

Foto: Friedel



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