Schulkabarett im Taunusgymnasium gab „Deutsch für Semantiker 2.0“

Die Haarlängen sind gleich, aber nicht die Gesichter: Was Annika Hellbach da zu sagen hat, lässt Kabarett-Chef Franz-Peter Budde offenbar erstaunen. Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Premiere war am Sonntag, 17. Dezember um 18 Uhr, am Freitag darauf folgte die Wiederholung um 20 Uhr: Unter dem Titel „Deutsch für Semantiker 2.0“ gab es unter der Regie von Franz-Peter Budde zum nunmehr zweiten Mal Schulkabarett auf der Bühne des Taunusgymnasiums.

In der Neuauflage begann das Programm mit nur einem gespielten Bilderrätsel. Annika Hellbach, Amelie Löblich und Sara Wezel hauten sich gegenseitig Bücher auf den Kopf. Die Lösung war: „Mit Literatur in Berührung kommen.“ Um Literatur ging es dann auch bei der zweiten Nummer des Abends, es ging um die Keunergeschichte „Wenn die Haifische Menschen wären“ aus der Feder von Bertolt Brecht, die wie bereits im Vorjahr in erweiterter Dialogfassung präsentiert wurde. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass Annika Hellbach sich als Tochter der Wirtin des Herrn Keuner schauspielerisch noch einmal sichtlich verbessert hatte im Vergleich zum Vorjahr. Auf genau diesen Aspekt kommt es im Schulkabarett schließlich an, auf die subjektive Weiterentwicklung der Auftrittssouveränität.

Diese Weiterentwicklung war noch bei weiteren SchülerInnen deutlich festzustellen, bei Anne Burkhardtova, Hella Todt und Tom Eiserbeck. Unvergleichlich, weil zum ersten Mal dabei, waren Sarah Burkhardtova, Arvin Graf und Sara Wezel, die zusammen mit Hella Todt ein absolut fehlerfreies A-Cappella-Duett zum Vortrag brachte. Gesungen wurde „Flying Robert“ von Sarah Hakenberg, eine anglophone Verballhornung von Heinrich Hoffmanns „Der fliegende Robert“.

Nun lief allerdings nicht an beiden Abenden dasselbe Programm. Während am zweiten Abend originelle Zitate aus der Fußballwelt gebracht wurden, stand am ersteren Abend eine kommentierte Fassung des Kleistschen „Prinz von Homburg“ im Zentrum des Programms. Weil dadurch der Abend eine Überlänge erhalten hatte, wurde diese kommentierte Basisfassung mit dem Schwerpunkt „preußische Erziehung“ am zweiten Termin aus dem Programm genommen.

Ein Hauch von Besinnlichkeit gelangte in die vorweihnachtliche Veranstaltung durch Texte wie „Grippe in der Krippe“ von Fritz Eckenga und „Weihnachten der Kinder wegen“ von Wiglaf Droste. Diese beiden Texte wurden von Anne Burkhardtova und Tom Eiserbeck sehr anheimelnd vorgetragen, ohne dass dabei ihr ironischer Impetus verloren ging.

Sehens- und hörenswert waren auch Sarah Burkhardtova und Arvin Graf, die beide die 5. Klasse besuchen. Während Sarah „Der Wurm“ von Heinz Erhardt genüsslich zelebrierte, hatte Arvin die Kategorie „Zungenbrecher“ verbal souverän im Griff.

Beflügelt wurde der Abend durch das Tastenspiel des ehemaligen Taunusschülers Kevin Haubitz, der vielen Katholiken im Vordertaunus als „Wanderorganist“ bekannt sein dürfte. Er intonierte an diesem Abend mal keine Kirchenlieder, sondern Klassiker der Rockgeschichte wie Cat Stevens „How Can I Tell You, That I Love You“.

Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Tontechniker des zweiten Abends, nämlich der ehemalige Taunusschüler Philipp Chalupsky, der den kurzfristig erkrankten Esrom Berhane spontan und exzellent vertrat.

Insgesamt war das ein recht abwechslungsreicher Schulkabarettabend, der sicherlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Vielleicht gibt es daher im Januar oder Februar noch eine dritte Aufführung, bei der man dann sein Fernbleiben nicht mehr mit vorweihnachtlichen Befindlichkeiten begründen könnte, so die Überlegung der Veranstalter. Die KöWo wird sie dabei mit einer Ankündigung gerne unterstützen.

Fotos: Friedel



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