„Sound of Königstein“: Die mit den Affen hüpfen

Königstein (hhf) – Was die Bezeichnung „Monkey Jump“ im Ursprung genau bedeutet, ist bislang nicht festzustellen, wofür sie steht aber schon: Wenig affig springen die Teilnehmer der Ein-Abend-Aktion von Kneipe zu Kneipe, in denen jeweils eine andere Band für die abendliche Unterhaltung zuständig ist. Ob man den dortigen Affentanz meidet oder sich begeistert den Wolf tanzt, entscheidet jeder selbst, schließlich besteht für den einmaligen Eintritt die Möglichkeit, bis zum Ende des Abends „laufend“ das Etablissement zu wechseln, weshalb die „Locations“ stets nahe beieinander liegen.

So weit das allgemeine Konzept des „Monkey Jump“, der seit 1999 in mittlerweile 30 Städten bundesweit stattfindet. Im vergangenen Jahr entdeckte Organisator Alex Schäfer auch Königstein als Veranstaltungsort, besonders das Altstadt-Ambiente mit Burg im Hintergrund hatte es ihm angetan, denn das Flanieren zwischen den Auftrittsorten gehört fest zum Ablauf.

Nach etwa 1000 Monkeys 2012 lustwandelten bei der zweiten Auflage des „Sound of Königstein“ am vergangenen Samstag wohl etwas weniger Musikfreunde durch die Stadt, was mit dem angekündigten, aber nicht eingetroffenen schlechten Wetter zusammenhängen mag oder auch mit der recht dürftigen Werbung im Vorfeld, da waren sich viele Wirte und Gäste einig. Wer aber Augen und Ohren aufgesperrt hatte, kam mit einem sehr gelungenen Abend voll auf seine Kosten (auch darin bestand breiter Konsens). Neun Gaststätten boten diesmal zum Preis von 9,50 Euro wieder ein gut ausgesuchtes und abwechslungsreiches Musikprogramm und es lag tatsächlich Musik in der Luft zum „Sound of Königstein“.

„My Sherona“ und „Ballroom Blitz“ lockten am oberen Ende des Rundganges in die Villa Borgnis, wo die „Cover Kidzz“ ein Kurkonzert der besonderen Art gaben. Trotz des Namens waren die Musiker zwar schon etwas älter, was aber zu ihrer Musik der 70er und 80er Jahre ebenso gut passte wie der „Glitter“, Plateausohlen, Federboas und Schlaghosen.

„Good Vibrations“ in der Luft begleiteten von den Kurhausterrassen in die Fußgängerzone, wo im Café Chapeau mit „Acoustic Storm“ die Post bis auf die Gasse abging, statt dem Wirt stand hier diesmal eine blonde Röhre hinter der Theke und verkündete Hard Rock. Nebenan in der Stadtschänke ließ es Volker Söhner etwas ruhiger angehen und interpretierte gemeinsam mit einem spontan mitgekommenen Bekannten Rock und Pop zur Akustikgitarre: „The first cut is the deepest“.

Für Eddie St. James im Torbogen vor dem Altstadtstübchen hatte man dort kurzerhand die Kugelherrnstraße abgesperrt, das Allroundtalent mit der unendlichen Künstlermähne zelebrierte dort ein Wunschkonzert („Wenn sie ihren Musikwunsch auf einen 50-Euro-Schein schreiben, kommt er schnelle an“) und ließ sich auch von einem spontan angetretenen „Jungen mit der Mundharmonika“ nicht aus der Ruhe bringen. Nicht nur die Gäste genossen diese Darbietung an Stehtischen auf der Straße, auch etliche Nachbarn waren an offenen Fenstern oder im Vorgarten zu finden.

Ebenfalls mit vollem Vorgarten war das „Bahia“ gesegnet, wo passend zum südamerikanischen Flair die Band „Gypsy Princess“ mit spanischem Pop die Luft brennen ließ, so dass etliche Tänzer den Bedienungen ihre Wege verstellten – gut, dass man vorgesorgt und eine zweite Bar vor der Tür installiert hatte. Der Gartenbereich des Pfännchen hingegen war eher weniger frequentiert, was sicherlich damit zu tun hatte, dass „Stormin‘ Norman“, der sympathische Ire, das Publikum drinnen in seine Nähe zog und mit einigen Johnny-Cash-Nummern auch die Jugend bei der Stange hielt.

Richtig schwarz wurde die Musik im Web, wo sich „Pro Sax“ der Sparte Funk & Soul hingaben und auch nicht vor ein wenig Reggae zurückschreckten. Gemäß dem Motto „Platz ist in der kleinsten Hütte“ drängte sich die Band in dem kleinen Lokal gegenüber der Theke auf das Treppenpodest zum Kellergeschoss, so dass auch hier der direkte Kontakt zum Publikum spätestens dann erfolgte, wenn jemand auf Toilette musste... Gegenüber im „Limburger 18“ hatte Abby Moe sich direkt vor der Eingangstür platziert – eine eher unscheinbare kleine Sängerin mit großer Gitarre und noch größerem Stimmvolumen. Mit selbstgeschriebenen Titeln begeisterte sie das Publikum ebenso wie mit altbekanntem und bei „Me and Bobby McGee“ wippten auch die Profi-Türsteher mit den Füßen.

Im Ku’damm dagegen bekamen die Türsteher gegen 23.30 Uhr Besuch von der Polizei, die darauf bestand, dass der Laden dichtgemacht werde – nicht etwa die Tür war gemeint, sondern die großen Schiebefenster zur Terrasse. Nachbarn hatten sich wie schon öfter beschwert, obwohl die Musik von „Soundwichmaker“, die als Ersatz für „Desperado“ eingesprungen waren mit leichter Lounge- und Barmusik sicherlich die leiseste Variante an diesem Abend darstellte und dennoch auch hier viele Gäste zum Tanz anregte.

Wo es wann wie voll war, lässt sich letztendlich nicht wirklich beschreiben, denn gemäß des Konzeptes war die Fluktuation sehr hoch, besonders wenn eine Band es wagte, eine kurze Pause einzulegen, „jumpten“ viele der „Monkees“ weiter zur nächsten Adresse. Neben anderen Lokalen, die ganz normal geöffnet hatten, konnten sie dabei allerdings auch an zwei Stationen hängenbleiben, die sich „außer Konkurrenz“ angehängt hatten: Am Jugendhaus hatte Streetworkerin Wei-Chi Chen wieder einmal ihre „Saftbar“ eröffnet, um die Jugend mit alkoholfreien Cocktails aus frischgepressten Früchten vom Saufen abzuhalten, was in hervorragender Weise gelungen ist – auf den straßen blieb es angenehm ruhig. Nur am Kapuzinerplatz nicht ganz, denn dort hatten sich rund 20 jüngere Leute mit Gitarre zusammengefunden und gaben ihr eigenes Konzert, aber ebenfalls leise, harmonisch und eben rundum angenehm, wie es der gesamte Abend war. Ein Gewinn für die ganze Stadt, der sich hoffentlich im nächsten Jahr fortsetzt.

Mit Federboa und Mick-Jagger-Perücke in die 70er (Borgnis).

Fotos: Friedel

Funk & Soul waren im Lokal „The Web“ mit „Pro Sax“ zu Hause.

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