Königstein – 112 waren sie an der Zahl, die Abiturientinnen und Abiturienten, denen Schulleiterin Roswitha Stengl-Jörns bei der diesjährigen Akademischen Feier zur Übergabe der Abiturzeugnisse gratulieren konnte. Die Abitur-Durchschnittsnote liege mit 2,43 im hessischen Durchschnitt von 2,4. Aufgenommen wurden die frischgebackenen Abiturienten im Jahr 2006 zusammen mit 141 anderen Schülern und Schülern. Als erfreulich bewertete es die Schulleiterin, dass bezogen auf die reine Zahl der seinerzeit in Klasse 5 aufgenommenen Schülerinnen und Schüler 79 Prozent – und damit mehr als in den vergangenen Jahren – den gymnasialen Abschluss erfolgreich erreicht haben.
2014 ist ein Fußballjahr, in dem die deutsche Nationalmannschaft in Brasilien zu Gast war. Im Jahr 2006, als die heutigen Abiturienten ihre gymnasiale Laufbahn am Taunusgymnasium begannen, war es ähnlich, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Die brasilianische Nationalmannschaft trainierte in Deutschland, und zwar zu allseitiger Begeisterung auf dem Sportplatz des Taunusgymnasiums. Nicht verwunderlich also, dass angesichts dieser Parallelen die Rede der Schulleiterin von Sportsgeist im Allgemeinen und vom Geist des Fußballs im Besonderen inspiriert war. „Teamgeist“, „Foul“, „Trainer- und Versorgungsteams“ etwa waren die Begriffe aus der Sportwelt, die die Schulleiterin auf die Welt der Schule und insbesondere auf die Zeit der Abiturvorbereitung projizierte. Um schließlich zu „gewinnen“, seien unter anderem – wie beim Fußball – exzellente theoretische Kenntnisse, schnelle und souveräne Entscheidungsfähigkeit sowie Ausdauer und Durchhaltevermögen vonnöten. Abschließend verlieh die Schulleiterin ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die achtjährige Gymnasialzeit am Taunusgymnasium den Abiturienten das mentale, kognitive und instrumentelle Rüstzeug für ein ausgefülltes, erfolgreiches privates und berufliches Leben mitgegeben habe.
Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr hielt die Rede für die Elternschaft der Abiturienten. Immer wieder klang hier ein wenig Bedauern darüber durch, dass es an anderen Schulen offenbar leichter ist, einen Numerus clausus-freundlichen Durchschnitt zu erreichen. Insofern hätten die Abiturienten wohl Pech gehabt, ihr Abitur am Taunusgymnasium abgelegt zu haben. Rohr schien ein wenig mit sich selbst zu ringen, als er dann doch einräumte, dass es letztlich vielleicht doch wichtiger und wertvoller sei, eine anspruchsvolle Schule durchlaufen zu haben.
Jana Reichenbach, Christian Meier-Preschany und Massih Qubad gestalteten die Schülerrede und dankten unter anderem herzlich allen an der Gestaltung der Akademischen Feier Beteiligten. Auf dieses Redner-Trio folgte ein Redner-Duo: Für die Lehrerschaft sprachen Stephan Eichberger – Mathematiker, Geograf, exzellenter Fußballkenner – und Christine Antony, Germanistin und Theologin. Schon aus der Kombination der beiden Charaktere ergaben sich eine Reihe belebender Momente für die Dramaturgie der gemeinsamen Rede.
Zum einen erlebte man hier den trocken-eindringlichen, stets von einem Hauch Ironie unterströmten Stil Eichbergers, der mit Mark Twain den Mittelteil einer Rede als eher überflüssig erachtet und sich lieber auf einen gelungenen Anfang und ein effektvolles Ende
konzentriert. Im Wechsel mit der eher von Philosophie und Schöngeist getragenen, mitnichten freilich weltfremden Haltung An-tonys entstand ein anregendes rhetorisches Spannungsfeld, auf das sich die Zuhörer mit Vergnügen einließen. Nun war der Mittelteil vielleicht doch ein wenig länger geraten, als es Mark Twain geschätzt hätte. Doch die prägnante, im Nachhinein geradezu prophetisch anmutende Eichbergersche Initialaussage „Wir werden Weltmeister“ (die sich dann auch bestätigen sollte) und der Antonysche Schluss, eine gelungene Paraphrase eines berühmten Faust-Zitats, wären wohl durchaus in seinem Sinne gewesen.
Nach Grußworten der Vorsitzenden des Fördervereins des Taunusgymnasiums, Christiane Schönherr, und des Oberstufenleiters, Winfried Romahn, kam es zu Auszeichnungen für besondere Leistungen. Kim Palmert und Joshua Hennig wurden für ihr glattes Einser-Abitur geehrt und Sarah Sommer für ihr soziales Engagement im Amguri-Projekt. Robert Pretschner wurde mit dem Dieter-Behrend-Preis ausgezeichnet. Darüber hinaus gab es fachbezogene Ehrungen: Gewürdigt wurden die Leistungen von Joshua Hennig und Tim Unverzagt im mathematischen und physikalischen Bereich, Maria Walzel wurde für ihre Leistungen im Fach Mathematik ausgezeichnet. Im Anschluss wurden in den Tutorengruppen die Abiturzeugnisse überreicht.
Keine Akademische Feier ohne Musik: Mit einer „vierhändigen“ Bearbeitung des Kopfsatzes von Beethovens fünfter Symphonie eröffneten Abiturient Marlon Malter und Angelina Knopp von der Musikschule Königstein die festliche Veranstaltung; weiterhin verliehen der Bariton und ehemalige Taunusgymnasiast Julius Weber sowie Tina Müller-Behet als Pianistin und Leiterin des Kammerchors des Taunusgymnasiums der Feier einen würdigen musikalischen Rahmen.