„Mach mir mal ‘nen schönen Kopf für die Fußgängerzone...“ Im großen Redaktionsbüro schnappt man immer wieder unfreiwillig Gesprächsfetzen der Kolleg/inn/en auf, wenn sie telefonieren, man gewöhnt sich aber auch daran und ignoriert den Geräusch-Hintergrund im Normalfall. Ab und zu bleibt aber auch etwas hängen, so wie die obige Äußerung der Nachbar-Redakteurin.
„Typisch Frau, hier brennt die Luft und die telefoniert mit ihrem Friseur“, so die erste Idee des Königsguckers, der sich diesmal aber eher als Laienlauscher offenbarte, denn beim nun zugegeben aktiven weiteren Horchen stellte sich schnell heraus, dass besagte Dame mit der Grafik-Abteilung sprach. Ihr unzweifelhaft rein dienstliches Bestreben war, eine ansprechend gestaltete Titelzeile für eine Sonderseite in Sachen Fußgängerzone zu bekommen, alles in Ehren also.
„Typisch Mann“ nun also die Selbstkritik zu diesem Vor-Urteil, und: „ein Glück habe ich nichts laut gesagt, sonst hätte es von der rein weiblich besetzten Korrektur-Mannschaft nebenan jetzt aber reichlich Feuer gegeben...“
Ach ja, Korrekturen, da mussten ja noch einige Zettel rüber, fast vergessen, nun aber schnell. Drüben angekommen – die Tür stand offen – dann die Absolution: „Sag‘ mal, telefoniert die da bei dir echt gerade mit ihrem Friseur oder was ist da los?“ (Jaja, die Kollegin hat schon eine kräftige Telefonstimme).
„Nee, mit der Visagistin“ rutschte es gerade noch unbedacht raus, was nun zu „friendly fire“ aus dem Redaktionsbüro führte, da Madame hier inzwischen den Hörer aufgelegt hatte und ihrerseits lauschte.
Am Ende stand aber schnell das versöhnliche Ende, gekrönt von der Erkenntnis, dass Männlein wie Weiblein nicht qua Geschlecht von Vorurteilen befreit sind – so etwas ist schlichtweg übergeordnet „menschlich“. Und bestimmt auch trans- und gender, aber da fehlen uns allen noch die persönlichen Erfahrungen, und von Vorurteilen sind wir ja geheilt, also dazu hier und jetzt kein Wort mehr.