Winfried Gann: In Königstein muss vieles wieder in Fluss kommen

Der 50-jährige Winfried Gann will ins Königsteiner Rathaus. Einer seiner Beweggründe dafür: Vieles in Königstein sei bisher an der Umsetzung gescheitert.

Foto: Schemuth

Königstein (el) – Viele kennen ihn bereits seit Jahren in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Vereins für Handwerk und Gewerbe (HGK), wo sich Winfried Gann seit sechs Jahren für die Belange der Gewerbetreibenden und Dienstleister engagiert, wie er auch einer ist. Und genau hier ist auch die Antriebsfeder zu finden, die dazu geführt hat, dass der Inhaber eines Spielwarengeschäftes in der Innenstadt nun als unabhängiger Kandidat einen neuen Arbeitsplatz anstrebt. Und zwar im Königsteiner Rathaus, wenn er denn in der Gunst der Bürger nach dem Urnengang am 28. Januar vorne liegen sollte. Gann hatte seine Kandidatur als erster Herausforderer von Bürgermeister Helm bekanntgegeben und hatte nun am vergangenen Freitagabend zur Vorstellung seiner Person und seines Wahlprogrammes in den Adelheidsaal eingeladen. 50 Gäste nutzten die Gelegenheit, sich ein Bild vom Kandidaten und seinen Vorstellungen vom Königsteiner Stadtleben der Zukunft zu machen. Eingangs skizzierte der gebürtige Frankfurter, der auch einige Zeit in Unterliederbach verbracht hat, sein bisheriges Leben und die Entscheidung, die ihn am besagten Abend in den Adelheidsaal gebracht hat. Auf eine Lehre bei der Höchst AG als Bio Laborant war später ein Studium der Biologie gefolgt. Kinder- und Jugendarbeit habe er schon in jungen Jahren in der evangelischen Gemeinde in Unterliederbach geleistet, so der 50-Jährige, der 1996 das Geschäft seiner Schwiegereltern übernahm und im selben Jahr seine Simone heiratete, mit der er zwei Kinder hat, die mittlerweile selbst erwachsen sind. 2009 wurde das Spielwarengeschäft eröffnet und die Tätigkeit, die die Begegnung mit vielen Menschen zulässt, habe auch seinen Blick dafür geschärft, dass verschiedene Sachen in der Stadt nicht so gelaufen seien wie gedacht. Projekte, die angepackt worden seien, scheiterten oftmals an der Umsetzung. Es laufe einiges nicht so flüssig, hoffe er nun in seinem Bestreben um das Bürgermeisteramt mit Hilfe der Bürger weiterzukommen. Als evangelischer Christ würde er die Belange anderer Menschen sehen, so Gann, der bei der Stadt Königstein auch das soziale Engagement vermisst.

Einen Eckpfeiler seines Programmes stellt auch das Kurbad dar, dessen Sanierung schon seit Jahren Thema ist. Ein Sanierungsbeschluss liegt vor und Gann sieht den Ankauf eines Grundstückes neben dem Kurbad als ein wichtiges Puzzleteilchen in dem zu schnürenden Sanierungspaket, hätte sich aber bezüglich des Grundstücksankaufs mehr Transparenz gewünscht, auch was den Kaufpreis angeht. Er sei nun froh, dass man das Grundstück erworben habe, das bislang ein Hemmschuh für die Sanierung des Kurbades gewesen sei. Denn der Erlös aus dem Grundstück könne die Stadt für die Sanierung des Kurbades verwenden; dieses Konzept – das jedoch nicht von Gann selbst stammt – könnte aufgehen, so der Geschäftsmann, der ein weiteres Manko sieht, das es in der Stadt zu beseitigen gilt. Die diesbezüglichen Schlagworte lauten Sauberkeit und Ordnung. Hier würden innerhalb der Verwaltung die Zuständigkeiten und die Verantwortlichkeiten fehlen, so Gann, der ein Beispiel anführte. Nur so könne es passieren, dass eine Kolonne den Gehweg reinigt und zwei Stunden später am selben Standort eine weitere Kolonne anrückt, um die Büsche zu schneiden und das Grün auf dem gerade erst gereinigten Gehweg liegen bleibe. Auch die Jugend, die sich abends rund um den Kapuzinerplatz aufhält, sei ein Thema, mit dem sich der Bürgermeister beschäftigen müsse, so Gann, der hier zwar die Zuständigkeit bei der Polizei sieht, dennoch müsse sich ein Rathauschef kümmern. Eine Idee könnte sein, die Konrad-Adenauer-Anlage wieder zu bevölkern, sodass die Jugendlichen nicht so allein seien. Kindergarten und Hort seien weitere „Baustellen”, die es anzupacken gilt und das schnell.

Was neue Hortplätze angehe, so bevorzugt Gann ein schulnahes Modell und hätte die Idee eines Stelzenbaus in unmittelbarer Nähe der Grundschule Königstein befürwortet, die aber in der Vergangenheit wieder verworfen wurde. Das Jugendhaus-Grundstück stelle eine weitere Möglichkeit für eine Hort-Ansiedlung dar. Insgesamt gebe es zu wenige Angebote für die Jugend in Königstein, so Gann, der sich wundert, dass das Jugendhaus in der Klosterstraße plötzlich keines mehr sei. Was er anders machen würde als bisher: Die Jugendarbeit gehe aufgrund der „Konkurrenz” durch die große Auswahl an Freizeitangeboten sowie „G8” heutzutage erst in den Abenstunden los. Darauf müsse man sich einstellen und könne nicht erwarten, dass sich junge Leute schon in den Nachmittagsstunden einfinden.

Was den Kindergartenneubau betrifft, so müsse laut Gann eine Lösung ummittelbar her, darum gehe es jetzt in erster Linie. Daher halte er auch bis zur Wahl an dem Standort Hardtberg fest, denn wie man hört, solle das Ganze in zwei Wochen unterzeichnet werden. Wenn ein entsprechender Vertrag nicht zustande komme, dann müsse man sich Gedanken über eine Alternativ-Planung machen, aber erst dann. Eins sei sicher: Wenn der Plan scheitere, dann müsse man von vorne anfangen, das wäre dann ein Desaster und peinlich.

Die Belebung der Innenstadt – ein Anliegen, das Winfried Gann auch als Gewerbetreibendem am Herzen liegt. Daher müssten solche “Baustellen-Katastrophen” wie jüngst jene vom Opel-Zoo bis zum Königsteiner Kreisel im Interesse der Geschäftsleute vermieden werden. Es könne nicht angehen, dass eine Stadt in einer Angelegenheit wie dieser die Haltung einnehme „Augen zu und durch” und dann auf das zuständige Hessen mobil verweise.

Die Verkehrswacht sei doch am verkaufsoffenen Sonntag immer da, um die Leute aufzuschreiben und wenn es wirklich mal wichtig sei, dann kümmere sich niemand. Auch die Baumaßnahme in der Klosterstraße habe sich bemerkbar gemacht, sagt Gann, der ebenfalls prophezeit, dass man den Weggang der Traditionsbäckerei Hees als Frequenzbringer Ende des Jahres auch noch merken werde.

Auch den Kapuzinerplatz müsste man beleben und dazu gehöre auch eine vernünftige Anbindung im Rahmen eines Gesamtkonzeptes, so Gann, der der Meinung ist, dass Planungen wie diese auch in Zeiten knapper Kassen machbar seien.

Wer Rainer Kowald kennt, der weiß, dass er immer ein flammender Befürworter des Kurbades ist, der auch während der Gann-Vorstellung die Gelegenheit ergriff, einmal näher auf die bevorstehende Sanierung und eventuelle Pläne, wie sich diese finanzieren ließe, einging. Das Bad könne voll auf Kostendeckung gehen, wenn der Bereich daneben mit entwickelt würde, so Kowald, der von einem Investor zu berichten weiß, der das Grundstück mit einer Seniorenanlage bebauen würde. Unter der Anlage würde eine Tiefgarage gebaut, die auch für die Besucher des Bades zu nutzen wäre. Auf dem Grundstück selbst könnte laut Kowald eine Kombination aus seniorengerechtem Wohnen und Mehrgenerationen-Wohnen entstehen. Als Abschottung zur B8 solle ein Drei-Sterne-Hotel errichtet werden – dieses Segment sei bislang in Königstein unterrepräsentiert.

Durch dieses Hotel könne auch das Haus der Begegnung besser ausgelastet werden, denn aufgrund der fehlenden Hotelräume im mittelpreisigen Segment würde kaum einer ins HdB zum Tagen kommen. Der Tourismus und somit das Kurbad seien ein großer Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Zum Tourismus hätten sich alle Fraktionen vor der Kommunalwahl bekannt. Dennoch werde seit Jahren keine Werbung für das Kurbad gemacht, so Kowald, der auch anmerkte, dass man den Verband der Hessischen Heilbäder aus Königstein habe wegziehen lassen. Dabei kämen 80 Prozent der Gäste des Kurbades von außerhalb, würde dieses schließen, dann würde sich das auch negativ auf die Königsteiner Geschäfte auswirken.



X