Mammolshain feiert den goldenen Oktober

Die Sonne lockte rekordverdächtige Besuchermengen nach Mammolshain.

Mammolshain (hhf) – Das ganze Jahr über kümmert sich der Obst- und Gartenbauverein e.V. um Felder, Haine und Obstwiesen, das ist Landwirtschaft und richtig viel Arbeit, die zum großen Teil auch dem Landschafts- und Naturschutz zugute kommt. Wenn dann die Erntezeit dem Ende zugeht, ist es natürlich auch eine Pflicht, dies zu feiern. Die traditionelle Form dieses Erntedankes ist der große Apfel- und Kastanienmarkt, doch der Name täuscht etwas. Neben Kunsthandwerk sind hier auch Kohlköpfe oder säckeweise Kartoffeln zu haben, neben weiterem Obst und Gemüse gab es in diesem Jahr unter anderem Nüsse, Honig, Hausmacher Wurst und Schnäpse, vorzugsweise Apfelbrand.

Ort des Geschehens ist seit langem der Wiesenhof am Ende der Schwalbacher Straße, neuerdings wird die Vereinshalle gegenüber mit einbezogen. Damit ist man für jedes Wetter gerüstet, doch wenn, wie in diesem Jahr, der goldene Oktober sich mit voller Kraft einbringt, dann wächst die Veranstaltung schnell aus dem Gelände heraus und bezieht die umliegenden Wiesen und Wege mit ein. Dieselbe Sonne, die im Frühjahr die Natur zur grünen Explosion bringen kann, lockte rekordverdächtige Mengen von Besuchern an das untere Ende Mittel-Mammolshains. Hier wurden selbstverständlich bald die Parkplätze knapp, so dass sich ein nicht abreißender Strom von Menschen durch den Ort bewegte, teils schwer bepackt mit Vorräten für den ganzen Winter. In Einzelfällen bedeutete dies sogar Pech für die Kinder, die bergab noch auf dem leeren Leiterwagen gesessen hatten...

Voll familientauglich ist die Veranstaltung, man möchte geradezu von einem Fest der Generationen reden – die Landwirtschaft verbindet noch heute Jung und Alt. Das belegt eindrücklich auch die hohe Zahl von Kindern und Jugendlichen, die dem Verein angehören, sie betätigen sich in bewährter Weise am Kelterstand, wo der „Süße“ frisch gepresst wird. Einen riesigen Anhänger voll Äpfel haben sie in diesem Jahr versaftet, und nicht einmal das reichte, gegen 14 Uhr wurde Nachschub angefordert. Gegenüber in der Sonne, wo der Federweiße so wunderbar im Glas funkelte, hatte sich ein regelrechter Rentnertisch neben dem Weinstand gebildet – das Zuhören lohnte sich hier besonders für jene, die ihre gärtnerischen Erfolge noch verbessern wollten.

Übrigens kommen nicht nur die Bewohner aus dem Umland zum Apfel- und Kastanienmarkt, so wie Philipp Kaiser, der sich extra von Königstein chauffieren ließ, um seinen Kanister füllen zu lassen, sondern auch aus Thüringen und Rheinland-Pfalz melden sich treue Besucher stets vorab am Telefon, um den Termin zu erfragen. Leider waren im Vorfeld aber auch unbekannte Langfinger unterwegs, die es auf Äpfel und Nüsse abgesehen hatten, frisch vom Baum, versteht sich. Da die überwiegende Mehrzahl der fröhlichen Besucher aber nicht auf Selbstbedienung aus war, hatten ganze Heerscharen unermüdlicher Helfer reichlich zu tun, um dem Ansturm gerecht zu werden. Schon deutlich vor 11 Uhr, dem eigentlichen Eröffnungstermin, war die Schwalbacher Straße gut besucht, gegen 13 Uhr waren die ersten Brotsorten ausverkauft.

Für die Arbeitsgemeinschaft Kastanie, die am Eingang mit gerösteten Maronen gleich den richtigen Duft verströmten, hieß das Kastanien ritzen im Akkord. Gleichzeitig galt es noch, die vielen interessierten Fragen zu beantworten, denn natürlich informierte man mit einem eigenen Stand über die Pflege der Kastanien und daraus entstehende Produkte, sogar eine kleine Fruchtsortenanlage im Topf stand zur Verfügung. Besonderes Interesse zog auch die Verarbeitung von Maronenholz zu Kunstwerken, auch in Kombination mit Waldglas, auf sich, dazu kam ein weiterer Stand mit Holzkunst aus anderen Arten, dessen Produkte das Gelände eindrucksvoll dekorierten. Sogar ein abgenagter „Abbelkrotzen“ von gut einem Meter Höhe gehörte dazu.

Rein zufällig konnte man von dem richtigen Standpunkt aus den Frankfurter „Spargel“ aus einer erhobenen Baggerschaufel in Reihen der Traktorenparade sehen, eine der wenigen Speisen, die nicht zu bekommen waren. Stattdessen verarbeiteten die „Füchse“ auch bunte Kartoffeln zu Knödeln oder Pommes Frites, vor dem Spanferkelbraten bestellte sich der Kenner noch eine Kastaniensuppe. Nur einige Schritte weiter liefen gleich drei Grills auf Volllast, während sich die Kuchentheke in die Kelterhalle zurückgezogen hatte – der Schatten bekam vor allem den sahnehaltigen Schnittchen einfach besser, obwohl auch hier die große Auswahl beängstigend zusammenschrumpfte.

Das „Carpe diem“ – „Nutze den Tag“ – stand eindeutig im Vordergrund, doch gemahnten selbst gestrickte Wollschals und Mützen auch an den bevorstehenden Winter. Die Oberurseler Werkstätten mit ihrem Holzspielzeug erinnerten sogar schon ein wenig an Weihnachten, das Fest, zu dem sicherlich auch Mammolshainer Traubenmarmelade oder 2016er Apfel-Secco ihren Auftritt haben werden. Vorläufig erinnert der Obst- und Gartenbauverein jedoch daran, dass die Keltersaison noch nicht beendet ist, Termine sind weiterhin am Telefon unter 0151/15515099 zu bekommen.



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