Mammolshain (efx) – Das Mammolshainer Volksfest – aus dem ehemaligen Pfarrfest entstanden – und von der katholischen Gemeinde Sankt Michael und der Kolpingfamilie Mammolshain organisiert, überzeugte wieder einmal mit familiärer Atmosphäre und gut gelaunten Gästen. Die Regenschauer, die noch in den Vormittagsstunden über den Taunus zogen, störten die Festbesucher nicht, denn Mammolshain ist kreativ und so „hatten wir bereits am Freitag entschieden, alle Feierlichkeiten in die Turnhalle zu verlegen“, berichtet die zweite Vorsitzende der Kolpingfamilie, Uta Renn. Auch wenn der Park der Heilig-Geist-Schwestern, der üblicherweise als Festkulisse dient, in diesem Jahr nicht mit Kinderstimmen und leckerem Grillgeruch erfüllt war, stellten die Schwestern ihre Kochkünste in gewohnter Tradition wie jedes Jahr unter Beweis. So ist für Ortsvorsteher Hans- Dieter Hartwich auch klar, was er während der Mittagsstunde kulinarisch auswählt: „Das indische Reisgericht der Schwestern ist der Hit, es war letztes Jahr restlos ausverkauft!“ Dabei erfährt man auch gleich, wie herzlich die Schwestern sind. Er erinnert sich gerne an den Besuch, den er und andere Mammolshainer zum Jubiläumsfest der 50-jährigen Freundschaft im Schwesterndorf in Rauya/ Tansania, das in Ostafrika liegt, machte. Die Eindrücke der vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und die herzliche Art, die den Besuchern aus Deutschland entgegengebracht wurde, waren sehr beeindruckend und sind im Gedächtnis geblieben.
Die mittlerweile tief verwurzelte Freundschaft der beiden Kulturen untermauern die Mammolshainer mit ihrem christlichen Selbstverständnis. Denn sie sehen, wo Hilfe vor Ort benötigt wird und sammeln über wohltätige Veranstaltungen wie das Volksfest, Spenden, die dann zu 50 Prozent für Projekte in Afrika und zu 50 Prozent für Projekte in Mammolshain genutzt werden. „Feierlichkeiten wie diese oder auch beispielsweise der Adventsbasar im Winter nutzen wir, um Projekte der Heilig-Geist-Schwestern zu unterstützen“, weiß Wolfgang Buckel, erster Vorsitzender der Kolpingfamilie, Vorsitzender des Ortsausschusses und Küster der Kirche. Der halbe Erlös des Festes und der mit ihm einhergehenden Tombola fließt in diesem Jahr in das neueste Herzensprojekt der Mammolshainer, die Ausbildung zweier afrikanischer Schwestern zu Altenpflegerinnen oder Altenpflegehelferinnen. Die andere Hälfte der Einnahmen kommt dem Förderverein Katholische Kirche St. Michael zugute. Investitionen zur Pflege und Erhaltung der Kirche Sankt Michael werden kaum noch vom Bistum unterstützt. Buckel erklärt: „Heizkosten, Strom, Orgelwartung, Glockenwartung und vieles mehr, muss von uns finanziert werden. Nur im Außenbereich an der Kirche erhalten wir noch Zuschüsse vom Bistum, da unsere Kirche unter Denkmalschutz steht.“ Eröffnet wird das Fest von Pfarrer Friedrich Glöckler, der als „Pfarrer i.R.“ keinesfalls „im Ruhestand“ ist, sondern „als Pfarrer in Reichweite“, wie er es nennt, immer noch gerne aushilft. Er gestaltet einen fröhlichen Gottesdienst und bezieht auch die jüngsten Gäste mit ein. Mit dem Motto „Wir sind Gemeinschaft unterwegs zu Dir, Herr“, wurde auch von ihm das neueste Afrikaprojekt der Gemeinde in den Gottesdienst integriert. Denn der Besuch der Jubiläumsfeier in Afrika offenbarte, dass die Schwestern mit viel Liebe ein Altenwohnheim in Rauya aufgebaut hatten, allerdings in Sachen kompetenter und fachspezifischer Pflege geringe Kenntnisse besitzen. Dies soll sich nun bald ändern. Schwester Maria und Schwester Sofia werden deshalb zurzeit in Deutschland auf Spendenbasis zu professionellen Altenpflegerinnen bzw. Altenpflegehelferinnen ausgebildet. Dies bedeutet für die Schwestern zunächst einmal das Erlernen der deutschen Sprache. Sie haben an Kursen in Rödelheim und in Schwäbisch Gmünd teilgenommen.
Der Besuch einer Pflegeschule und das Sammeln praktischer Erfahrungen im Bereich der Alten- und Krankenpflege sind wichtige Stationen auf dem Weg zur umfassenden Ausbildung einer Altenpflegekraft. Mehrere Anforderungen haben sie bereits gemeistert, so dass ihr Ziel immer näher rückt. Nach dem Abschluss der Ausbildung sollen Schwester Maria und Schwester Sofia als Multiplikatoren wieder zurück nach Afrika reisen, um dort im Heimatland ihr Wissen weiterzugeben und eine Professionalisierung des Altenwohnheims zu ermöglichen. Ziel ist dann, möglichst viele dort lebende Schwestern in der Altenpflege auszubilden und sie für die in Deutschland erworbenen Kenntnisse zu sensibilisieren. In den vergangenen Jahren konnte viel direkt vor Ort und ohne Umwege geholfen werden und man unterstützte verschiedene Projekte des Schwesternhauses. Die Heilig-Geist-Schwestern konnten mit finanzieller Hilfe der Mammolshainer das „Charlotte Health Center“, eine kleine Busch-Klinik, aufbauen und unterhalten. So ist es mittlerweile möglich, eine Männerstation, eine Frauenstation, eine Kinder- und eine Entbindungsstation zu unterhalten. Selbst ein kleines Labor wurde eingerichtet und gehört nun zum Krankenhaus. Ein speziell für Krankentransporte umgerüsteter Toyota-Geländewagen wurde zum großen Teil von den Mammolshainern finanziert. Damit lassen sich Kranke, die im Busch-Hospital nicht mehr ausreichend behandelt werden können, in das nächste große Stadtkrankenhaus transportieren.
„Die Schwestern kümmern sich darum, dass die Kinder zur Schule gehen können. Denn Schule bedeutet zunächst einmal eine warme Mahlzeit am Tag“, informiert Uta Renn. Sie erteilen Religionsunterricht, betreiben einen Kindergarten und arbeiten als Lehrkräfte, kümmern sich um junge Frauen und Mütter. Es gibt immer viel zu tun, doch besteht die Partnerschaft nicht nur in der finanziellen Unterstützung. Über die Jahrzehnte sind eine tiefe Verbundenheit beider Kulturen gewachsen und persönliche Kontakte und Freundschaften entstanden, die sich gegenseitig bereichern. Kein Wunder also, dass bei solch einem Spendenzweck der Andrang an der Grillstation im Außenbereich der Turnhalle und dem Kuchenbüfett nach dem Eröffnungsgottesdienst groß ist. Und tatsächlich, das von Ortsvorsteher Hans-Dieter Hartwich gelobte traditionelle Reisgericht findet sofort seine Liebhaber. Jung und Alt sitzen zusammen und gerade nach den langen Sommerferien gibt es viel zu berichten. Eine Spielestation sorgt für die nötige Unterhaltung der Kids. „Wir haben ein Labyrinth, die Sockenmaschine und den Bällekorb für die Kinder. Die Punktzahlen der einzelnen Stationen lassen sich die Kinder in ihren Spielepass eintragen. Damit erhalten sie dann im Anschluss Preise“, erklärt Wolfgang Buckel. Auch die liebevoll organisierte Tombola, die aus Sach- und Geldspenden zusammengestellt wurde, findet ihre Interessenten und bringt zum heutigen Festtag weitere Einnahmen. Darüber herrscht große Freude und man ist sich in Mammolshain einig, dass Feiern und Spaß mit Nächstenliebe und gemeinschaftlichem Miteinander einhergehen sollte. Auch wenn der Wettergott in diesem Jahr den Regen nicht zurückhalten konnte, blieb in Mammolshain die Langeweile am vergangenen Wochenende zu Hause.