Programmänderungen auf der Mammolshainer Kerb kamen gut an

Mammolshain (hhf) – Hoch schwebte der Schlagges über dem Kerbeplatz, mit dieser Tradition wurde natürlich nicht gebrochen. Schälspuren am Stamm des Kerbebaumes verrieten allerdings auch, dass die Schneidhainer Kerbeburschen sich ebenfalls mit den historischen Gepflogenheiten auskennen. Der Igges hingegen, Martin mit Vornamen und seines Zeichens (unter anderem) Pressesprecher des Mammolshainer Kerbevereins (Vorsitz: Michael Schiffmann), rotierte eher in Bodennähe, gerade noch hatte er Magistratsmitglied Thomas Wickerath über das Fest geführt, nun ist die Hüpfburg am Sinken und der Kübelspritze auf dem Kinderparcours geht gerade das Wasser aus. Da muss die KöWo einen Moment warten, der richtige Moment, um den steckengelassenen Autoschlüssel an der Rezeption abzuholen (Danke, Robert!).

Endlich kam es doch noch zum Treffen in der Kerbehalle, bei den Mammolshainern ersetzt nämlich das Lagergebäude von Getränke-Elzenheimer zur Kerb das Zelt. Auf dem Kuchenbüfett zeugte unter anderem ein gebackenes Feuerwehrauto vom Engagement der anderen Vereine.

Die Getränketheke steht vor einem offenen Tor, denn Elzenheimers Nachschub muss ja vom Hof besorgt werden. Früher zog hier auch der Qualm von der Schnitzelpfanne ab, seit diesem Jahr gibt es aus heilklimatischen Gründen Spießbraten am Samstag. Zum Frühschoppen am Sonntag spendierten die „drei Füchse“ traditionell wieder den Eintopf und am Freitag wurde das Publikum mit Weißwurst und Brezeln versorgt, er stand nämlich unter dem Motto „Oktoberfest“, auch wenn statt Bier ein Fass Ebbelwoi angezapft wurde.

Dieses Horrorszenario ist im Übrigen schon vor Jahren von der prophetischen Band Rodgau Monotones“ unter dem Titel „Erbarme, die Hesse komme“ entworfen worden: „Ganz München stöhnt entsetzt ‚owei‘, Oktoberfest mit Ebbelwoi...“ Den Mammolshainern war es offenbar recht so, denn die Organisatoren vom Kerbeverein konnten erleichtert verbuchen, dass die Kerb trotz gravierender Änderungen im althergebrachten Programm richtig gut besucht war. Lediglich der Sonntag begann im Regen etwas schleppend, so dass sich nach dem Gottesdienst ein minimaler Kerbeumzug eilends in die trockene Halle flüchtete, die aber füllte sich alsbald zum Frühschoppen – die „Schnaken“ kennen eben ihren St. Michael, der Anfang Oktober nicht immer mit Sonnenschein aufwartet.

Einmal im Trockenen, ging natürlich so schnell keiner wieder nach Hause, außerdem sorgte Diskjockey Olli Ernst kräftig für Stimmung, dazu kamen Auftritte des Kinderchores des MGV Heiterkeit, sportliche Vorführungen mehrerer Kindergruppen der Tanzschule Kratz und Einlagen der Musikschule Königstein. Somit tobte zum dritten Mal der Bär im Haus, am Samstag unter den Tönen der altbewährten „NiceTimeBand“ und am Freitag mit Werner Erker bis nach 3 Uhr morgens. Da hatte sich der aufwendige Aufbau doch wirklich gelohnt, fast eine Woche lang hatten sich die Helfer daran betätigt.

Bei nur fünf Kerbeborsch und einem Kerbemädel mussten noch weitere Helfer zupacken, sie und reichlich Material kamen von Feuerwehr, Obst-und Gartenbau-Verein und den Fußballern, dazu engagierten sich mit Keivan und zwei seiner Freunde auch hier Flüchtlinge und Gartenbau-Schießer hatte die grüne Dekoration organisiert. Dazu zählt letztendlich auch der Kerbebaum, dessen Aufstellung durch Daniel Schießer von einem echten Baumpflege-Fachmann geleitet wurde. Für den Abbau hatte man sich in diesem Jahr an eine länger vergessene Tradition erinnert und das Fest-Gehölz meistbietend versteigert – er wird in diesen Tagen als fertiges Brennholz bei Thilo Maier angeliefert.

Auf dem Oktoberfest wurden dann zwar keine Sägen geschwungen, dafür aber Maßkrüge gestemmt, unter bayrisch-katholischer Trennung der Geschlechter. Bei den Herren verteidigte Bernhard Bunte seinen Titel aus dem Vorjahr, gefolgt von Markus Becker, in der Damenriege besiegte Lucia Kunkel Evelina Ebeling nur knapp. Damit konnte Mammolshain gerade noch seine Ehre verteidigen, denn die Zweitplatzierte stammt aus Schneidhain und ist Stadträtin. Mit ihren eigenen Kerbeborsch im Gefolge war sie in Vertretung des Bürgermeisters gekommen, um gemeinsam mit Ortsvorsteher Hans-Dieter Hartwich das erste Fass anzuzapfen, was mit fünf Schlägen auch gerade noch als „gelungen“ gewertet werden darf.

Sobald die saure Pracht in die Gläser fließt, beginnt auch die Variante Nummer eins des Kerberennens, nämlich der Gang zur Toilette. Hier freuten sich die Gäste über den Ersatz der bisherigen „Dixies“ durch einen Toilettenwagen, während die Änderungen bezüglich der samstäglichen Variante nicht allen gefielen. Der aufwändige Hindernislauf mit Seifenkiste fiel nämlich mangels Teilnehmern in diesem Jahr erstmalig aus, stattdessen fand ein großes Kinderfest zwischen Hüpfburg, Los- und Schießbude großen Anklang. Wer nach dem Kinderschminken den Spieleparcours aus Eierlaufen, Brezelschnappen, Feuerlöschen, Dosenwerfen und Dreibeinlauf absolviert hatte, erwarb sich damit die Zulassung zum Finale.

Nur für die drei besten Schätzungen, wie viele Kaubonbons sich im Einmachglas am letzten Stand befanden gab es nämlich Preise. Erschwert wurde die Arbeit der Jury dadurch, dass das Organisationsteam zuvor noch einmal kräftig genascht hatte, weshalb niemand mehr wusste, welche Zahl denn nun stimmt. Die Bandbreite der Schätzungen reichte von 40 bis 500 und nach nervenzehrender Auszählung von Hand freuten sich endlich Leo, Joko und Nadine darüber, dass der tierische Spaß für sie noch weiter geht, denn sie gewannen je eine Eintrittskarte für den Opel-Zoo.

Auf dem kleinen Festplatz neben der Lagerhalle von Getränke-Elzenheimer, die traditionell als Kerbezelt diente, drängten sich die verschiedenen Schieß-, Los- und Spielstationen – den unbestrittenen Höhepunkt stellte aber die Kinder-Hüpfburg dar.

Foto: Friedel



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