Vom Bolzplatz zum Fußballcamp

Frank Klotz (oben, v. li.), Melanie Müller-Belcu, Carmen Sagmeister, Michael Anicic, Ardo Vrabac, Andreas Anicic und Andrea Sagmeister (unten, v. li.), Sotirios Stamatakis, Philipp Müller, Sascha Müller und Kurt Kramm haben extra für das Gruppenfoto die von der Firma Rollladen Borchert gesponsorten Trikots angezogen. Foto: Stehle

Schneidhain – Michael Anicic bläst sein Signalhorn und motiviert seine Schützlinge jedes Mal erneut: „Schneller, gebt Gas!“ Angesprochen fühlen sich hier acht Kinder, jedes im Besitz eines Fußballs, deren Aufgabe es ist, aufeinander zuzurennen und dabei den Ball so schnell wie möglich um ein paar Pfosten herum zu spielen. Diese Prozedur pfeift er genau achtmal, das heißt, die Kinder müssen acht Mal eine Strecke von zirka 50 Metern im Eiltempo mit Ball überwinden. Das geht zwar nicht ohne eine kleine Blessur vonstatten. Doch das stellt kein Problem dar: Trainer Anicic ist sofort zur Stelle, um zu sehen, was passiert ist und natürlich um den weinenden Jungen kurz zu trösten. Wie gut, dass der Schmerz schnell nachlässt und der kleine Fußballspieler sofort wieder fit ist. Getreu dem Motto „Nur die Harten kommen in den Garten“ müssen im Schneidhainer Fußballcamp Mädchen und Jungen, egal welchen Alters, fünf Tage lang von morgens bis nachmittags (von mehreren Pausen abgesehen) physisch und psychisch wirklich alles geben.

Dank der Unterstützung durch Markus Borchert, der als kommissarischer Abteilungsleiter des Schneidhainer Fußballvereins dieses Camp zum zweiten Mal möglich gemacht hat, konnte der ehemalige Bundesligaprofi und Talentförderer, der auch eine eigene Fußballschule hat, auch dieses Jahr wieder gewonnen werden, als Trainer im Ferien-Fußballcamp in Schneidhain den Kindern das Fußballspielen auf hohem Niveau beizubringen.

Dabei achten Anicic und seine sieben Kotrainer sehr darauf, dass jedes der Kinder gelobt, aber auch angespornt wird, sein Bestes zu geben. In Gruppen bis zu maximal zehnKindern kann hier dann auch eine optimale Förderung garantiert werden. So gibt es für die Kinder Trainingsstationen, die nicht nur für Abwechslung sorgen, sondern ihnen auch zeigen, zu welchen Leistungen ihr Körper fähig ist. So gilt es das Passspiel ebenso zu erlernen wie die Kunst, ein Tor zu schießen, Teamgeist zu entwickeln und sich läuferisch und technisch im Zweikampf zu erproben.

Für Anicic, der sein Fußballspiel früher meistens alleine und nur auf dem Bolzplatz gelernt hat, ist so ein Fußballcamp natürlich purer Luxus. Dennoch ist ihm wichtig, dass es bei dieser Trainingseinheit nicht um eine simple Beschäftigungstherapie geht, sondern dass jedes Kind hier wirklich etwas lernt.

Damit neben der notwendigen Technik auch das eigentliche Spiel nicht zu kurz kommt, wird – wie im letzten Fußballcamp – auch dieses Jahr eine kleine WM organisiert. Dazu Anicic: „Wir küren am Ende eines jeden Tages einen Spieler bzw. eine Spielerin des Tages. Es wird hier das Benehmen auf und neben dem Platz bewertet.“ Am Ende des Camps wird noch der Gesamtsieger gekürt. Ein weiteres Highlight dieses Camps war dann auch eine ganz spezielle Weltmeisterschaft, für die jeweils Teams, bestehend aus je vier Spielern, für das jeweilige Land ausgelost wurden.

Zuschauer sind natürlich die Eltern, die ihren Schützling anfeuern dürfen und sehen können, was er in dieser Zeit gelernt hat und wie sich diejenigen verbessert haben, die bereits zum zweiten Mal dabei sind. Besonders froh ist Michael Anicic auch darüber, dass zum ersten Mal bei diesem Fußballcamp auch einige Schneidhainer Kinder dabei sind. Gefragt, warum der Anteil noch relativ gering ist, antwortet der Trainer: „Ich vermute, es liegt vielleicht am Hartplatz, der hat viele vertrieben. Jetzt müssen sie erst wieder merken, dass das Spielen auf dem neuen Kunstrasen wieder richtig viel Spaß macht.“ Und genau diesen Spaß vermittelt der Trainer – gemeinsam mit seinem Team – den Mädchen und Jungen während des Camps, obwohl der seit acht Jahren als Fußballlehrer erfahrene Mann weiß: „Die Leistungsspanne bei einem solchen Camp ist immer groß. Die Jüngeren können sich nur bis zu einem gewissen Punkt konzentrieren, während die Älteren problemlos durchtrainieren können.“ Daher achten alle Trainer darauf, dass die jüngeren Kids auch mal Pause machen konnten, um neue Kräfte zu tanken. Für das leibliche Wohl in den Pausen sorgen zwei Mütter. So kümmern sich Andrea Sagmeister und Melanie Belcu um Getränke, Obst und alles drumherum. Fragt man aber einmal die fußballbegeisterten Kinder, was ihnen an diesem Camp gefällt, so erhält man zum Beispiel von Philipp Müller aus Flörsheim eine ungewöhnliche Antwort: „Der Sportplatz hier ist perfekt, er hat auch so viele Parkplätze und der Kunstrasen ist einfach richtig gut, nicht zu hart und nicht zu weich, wie ich das aus Fischbach gewöhnt bin.“ Marlon Kalig nimmt an dem Fußballcamp schon zum vierten Mal teil. Er bezeichnet sich als Köln-Fan, was Philipp Müller, der ein eingefleischter Eintracht-Fan ist, nicht so gut gefällt. Der kleine Lars, seines Zeichens bekennender Bayern-Fan, sieht das nicht so eng und sagt: „Aber die Eintracht finde ich auch gut.“



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