Falkensteiner Kelterer knüpfen mit Vogeluhr an vergangene Zeiten an

Von links: Ortsvorsteherin Lieselotte Majer-Leonhard, Peter Tandler, Erster Stadtrat Jörg Pöschl, Bürgermeister Leonhard Helm und Gerd Böhmig, Fachdienstleiter Grünplanung und Umwelt, nach dem Enthüllen des „guten, alten Stücks Falkenstein“ Fotos: Puck

Falkenstein (pu/kw) – Rund 30 interessierte Bürger*innen waren am Samstagvormittag an die Ecke „Arbeiterweg“/Straße Am Bergschlag gegenüber dem Friedhof gekommen, um der offiziellen Übergabe einer neuen Vogeluhr an die Öffentlichkeit beizuwohnen und direkt aus erster Hand etwas über die dahinter steckende Idee zu erfahren.

Diese Aktion ging, ebenso wie die Anbringung von drei Nistkästen für Turmfalken auf dem Burgturm im Sommer, auf eine Initiative der ortsansässigen Keltergemeinschaft „Rue de la Fussehl“ zurück. Beim wöchentlichen Apfelweinumtrunk war es erneut Hobby-Ornithologe Peter Tandler, der wenig Mühe hatte, beim Genuss des einen oder anderen Stöffchens, der laut dem deutschen Dichter und Schriftsteller Friedrich Stoltze „den Geist belebt“, die weiteren Keltergemeinschaft-Mitglieder Erik Hess, Rudolf Danzer, Matthias Förster, Jörg Pöschl und Thomas Fischer vom neuerlichen Geistesblitz zu überzeugen.

Hintergrund

Als Vogeluhr wird die ungefähre zeitliche Abfolge von Vogelstimmen verschiedener Arten bezeichnet, mit der anhand des jeweiligen Gesangs oder Rufes eine grobe Schätzung der Uhrzeit möglich ist. Sie basiert darauf, dass unterschiedliche heimische Vogelarten zu verschiedenen Zeitpunkten in den frühen Morgenstunden mit dem Gesang beginnen. Diese Zeiten und Vogelarten sind anschaulich auf einer Tafel aufgezeichnet.

Wie Erster Stadtrat Jörg Pöschl während der Einweihung berichtete, existierte bereits in den 70er- und 80er-Jahren am Hochbehälter Kronberg am Arbeiterweg, etwa einen Kilometer östlich der Falkensteiner Bebauung, mitten im Wald eine handwerklich gefertigte, circa 4 Meter hohe Vogeluhr des Forstamtes, die sich großer Beliebtheit bei Bürgern und Spaziergängern erfreute. Diese sei jedoch vor gut 30 Jahren verschwunden, ob aus irreparabler Baufälligkeit oder Vandalismus, sei nicht mehr in Erfahrung zu bringen. „Die Vogeluhr war jedenfalls ein feststehender und bekannter Begriff in und um Falkenstein“, rief der Erste Stadtrat in Erinnerung. Beispielsweise sei es früher gängig gewesen, sonntags „mal in Richtung Vogeluhr zu spazieren“. In diesem Zusammenhang ließ er außerdem Kindheitserinnerungen aufleben, seine Mutter habe ihm früher erzählt, „kurz hinter der Vogeluhr wachsen besonders schöne Himbeeren“.

Vor diesem Hintergrund war das Vorhaben, mit dem Bau einer neuen Vogeluhr an die Vergangenheit anzuknüpfen, rasch beschlossene Sache. Mit ins Boot holte die Keltergemeinschaft die Stadtverwaltung. In Gerd Böhmig, dem Fachdienstleiter Grünplanung und Umwelt, wurde ein begeisterter Unterstützer gefunden, der sich gemeinsam mit Pöschl an die Umsetzung des Vorschlages machte. Hobby-Ornithologe Peter Tandler suchte die hier anzutreffenden heimischen Singvögel und deren „Gesangs- und Aufwachzeiten“ heraus, um die anzubringende Schautafel denn auch möglichst realistisch zu „bestücken“. Der Betriebshof der Stadt wiederum erklärte sich bereit, die Fundamentarbeiten für den schönen Holzrahmen zu setzen, der die große Tafel einfasst.

Als Standort, darüber waren sich Kelterer und Stadt einig, sollte nicht mehr der Frühere mitten im Wald dienen, sondern ein besser einsehbarer und sichtbarer Platz gefunden werden. So fiel die gemeinschaftliche Wahl sehr schnell auf den „Einstieg“ in den Arbeiterweg direkt am Falkensteiner Friedhof, wo bereits zwei Sitzbänke des Heimatvereins Falkenstein existieren und auch ein Informationsportal des Naturparks Taunus mit Hinweis auf den Heilklimapark steht.

Zur Enthüllung und Rückkehr des, wie es Pöschl launig umschrieb, „guten alten Stücks Falkenstein“ waren auch Bürgermeister Leonhard Helm und Ortsvorsteherin Lieselotte Majer-Leonhard gekommen. Beide gaben ihrer Dankbarkeit ob der gelungenen Aktion Ausdruck. Während die Ortsvorsteherin die Standortwahl herausstellte, weil dort auch abends noch lange die Sonne genossen werden könne, was viele Menschen anlocke, lenkte der Bürgermeister die Aufmerksamkeit auf den wichtigen Erhalt der Vogel- und Insektenwelt. Mit dieser Uhr werde der Blick der Bevölkerung in Sachen Umwelt geschärft. „Wir müssen auf die Vögel achten!“ Aus diesem Grund hoffe er, „dass die Uhr lange dort stehen bleibt.“

Bevor alle Anwesenden eingeladen waren, mit einem Schöppchen auf die Neuerung anzustoßen und dazu eine Brezel zu genießen, ging Hobby-Ornithologe Peter Tandler selbstredend auf die einzelnen, in diesem Bereich zu hörenden und auf der Uhr zu sehenden Vogelarten und deren Gewohnheiten ein. Wer im Detail wissen will, wann Gartenrotschwanz, Stieglitz oder Blaumeise morgens zu hören sind, dem sei ein Spaziergang zur Vogeluhr empfohlen.

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