Königstein (mk) – An diesem letzten Septembertag, der sich zur Freude vieler in ein sonnig-warmes Spätsommergewand gehüllt hatte, zog es den ein oder anderen mit oder ohne Familienanhang in den „stillen Hain“ am Ende des Seilerbahnwegs. Wobei es zum Erntedankfest weniger „still“ zuging in dem schön gelegenen Hain, denn wie grundsätzlich in jedem Jahr konnten sich die Besucherinnen und Besucher, Förderinnen und Förderer auf einen stimmungsvollen Nachmittag mit den Vereinsmitgliedern der Kleingartenanlage in Königstein freuen. In familiärer Atmosphäre wurde traditionsgemäß mit einem Wortgottesdienst begonnen, um für Ernte und Gemeinschaft zu danken, Kaffee und Kuchen lockten im Anschluss zur Stärkung bei netter Unterhaltung und Live-Musik von Heinz Eichhorn, bis sich schließlich in den Abendstunden eine lange Schlange vor dem Holzkohlegrill bildete, um allerhand weitere Leckereien genießen zu können. Zuvor aber hatten die fleißigen Kleingärtnerinnen und Kleingärtner mit sicherlich vielen helfenden Händen wieder einiges für das Erntedankfest auf die Beine gestellt: So wurden unter anderem Zelte aufgebaut, frisches Fassbier besorgt, Kuchen gebacken, Salate frisch zubereitet – und natürlich durfte auch der feierlich geschmückte Erntedank-Altar im Festzelt nicht fehlen.
Den Vorsitzenden Lothar Vogt beim „Zapfen“ angetroffen, berichtet auch er von den immer spürbareren Klimafolgen, denn auch der September sei, wie überall zu hören, zu warm und zu trocken gewesen. So hätte viel mehr gegossen werden müssen, um die Ernte nicht zu gefährden. Immerhin seien sie als Kleingärtner nicht von Erträgen abhängig – da ginge es den Bauern und Betrieben viel schlechter, gibt er berechtigterweise zu bedenken.
Aber wie eine ertragreiche Ernte und grüne Gärten, ohne das notwendige Gießwasser, wenn es nicht gerade von Petrus in die Regentonne „geliefert wird“? Damit die neunundzwanzig Parzellen auf der circa 10.000 Quadratmeter großen Anlage auf dem einst kargen und steinigen Wiesengelände bewässert werden konnten, mussten zunächst Kanäle für die Wasserleitungen ausgehoben und Rohre verlegt werden. Jede Parzelle verfügt demnach über einen Wasseranschluss, jedoch keinen Stromanschluss.
Ein halbes Jahrhundert
Am 25. April 1974 gegründet, feiert der „Kleingärtnerverein Königstein e.V.“ im kommenden Jahr sein 50-jähriges Bestehen – ein halbes Jahrhundert – das wird mit Sicherheit groß gefeiert werden. Hervorgegangen aus einer bereits Jahre zuvor gegründeten Interessengemeinschaft und in Ermangelung eines eigenen Vereinsheims traf man sich zu der Zeit im damaligen Gasthaus „Zur Post“, die Gründungsstätte vieler Königsteiner Vereine. Von Seiten der Stadt Königstein wurde dem aus der Taufe gehobenen Verein eine „Streuobstwiese“ zwischen Burgberg und Bahnlinie in Pacht zur Verfügung gestellt – sowie ein Zuschuss von damals 90.000 Mark als Starthilfe, heißt es vom Verein. Der Rest ist Geschichte und musste in mühevoller Handarbeit selbst angelegt werden. Nicht nur die Gründungsmitglieder sind stolz auf das, was vor knapp fünfzig Jahren „aus dem Boden gestampft wurde“ und was bis heute eine blühende Oase inmitten der Kurstadt ist. Mehrere der neunundzwanzig Parzellen sind noch immer im Besitz von Mitstreitern, die die Anlage damals gemeinsam mit ihren eigenen Händen aufgebaut haben, so heißt es.
Hohe Nachfrage
Besonders heutzutage ist die Nachfrage wieder groß nach einer eigenen „grünen Oase“ – getreu dem Motto: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“ Spätestens seit der Pandemie ist die Nachfrage gestiegen. Wohnungsmieten und Platz in der Großstadt sind teuer, viele Menschen können sich kein Eigenheim mit Garten leisten und weichen deshalb auf einen Kleingarten aus – auch, um einen Ausgleich zum stressigen Büroalltag zu haben und aus Lust, etwas „mit den Händen zu schaffen und ein Ergebnis zu sehen“. Eltern möchten ihren Kindern zeigen, dass die Salatgurken beispielsweise nicht im Supermarkt „wachsen“, sondern erwirtschaftet werden müssen, um hoffentlich den gewünschten Effekt zu haben, dass Lebensmitteln (und der Arbeit dahinter) wieder mehr Wertschätzung und weniger Vergeudung zuteilwird.
Auch im Kleingärtnerverein in Königstein ist die Nachfrage spürbar groß, und zurzeit, so hieß es, seien wohl alle Parzellen belegt. Doch es gäbe immer wieder auch – entweder durch Umzug oder Aufgabe eines Gartens aus Alters- oder Gesundheitsgründen – Möglichkeiten, Teil dieser Gärtnergemeinschaft zu werden. So zählten aktuell vierzehn „passive“ Mitglieder dazu.
Die Gartenanlage des Kleingärtnervereins Königstein e.V. im „Stillen Hain“ kann bei Interesse gerne besucht oder per E-Mail kleingaertnerverein-koenigstein[at]gmx[dot]de kontaktiert werden.
Viele bunte Impressionen vom Erntedankfest 2023Fotos: Kuschel
Am Kuchenbuffet
Musa Dere in seinem Garten, den er im nächsten Jahr fünfzig Jahre bewirtschaftet.