30 Jahre städtischer Kinderhort – Zeitzeugen zu Besuch

Die Sprecher*innen von heute trafen sich mit Walter Krimmel (ehemaliger Erster Stadtrat), Hermann-Josef Lenerz (langjähriger Amts- bzw. Fachbereichsleiter) sowie Daniel Georgi, der selbst anfangs im Hort war. Fotos: Stadt Königstein

Am 12. August wird es auf den Tag genau 30 Jahre her sein, dass der städtische Kinderhort in der Eppsteiner Straße seine Türen für Königsteiner Kinder öffnete. Viele Dinge, die heute selbstverständlich sind, steckten 1991 noch in den Kinderschuhen. Für die junge Generation nahezu unvorstellbar: Sechs Tage vor Öffnung des Horts in Königstein hatte zum Beispiel der britische Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee gerade das Word Wide Web öffentlich zugänglich und somit weltweit verfügbar gemacht.

Eine Zeit ohne Hort – für die heutigen Kinder kaum vorstellbar. Das Jubiläum ist somit willkommener Anlass, einmal genau zu erforschen: Wie war das damals eigentlich?

Also Kuchen gebacken, kritische und lustige Fragen gesammelt und „alte Zeitzeugen“ in die Eppsteiner Straße eingeladen. Die Hortsprecher*innen von heute trafen sich mit Walter Krimmel (ehemaliger Erster Stadtrat), Hermann-Josef Lenerz (langjähriger Amts- bzw. Fachbereichsleiter) sowie Daniel Georgi, der in der Anfangszeit als Kind selbst den Hort besucht hatte.

„Wer hatte eigentlich die Idee, einen Hort zu bauen?“, starteten die fünf anwesenden Hortsprecher*innen ihr Interview. Krimmel und Lenerz berichteten, dass die Idee für einen Hort im Jahr 1986 von den Frauen der SPD, sowie der Aktion Kinderspielplätze erstmalig eingebracht worden war. Eine Bedarfsermittlung wurde initiiert. Heute kaum noch vorstellbar, natürlich nicht digital, sondern auf fälschungssicherem Papier, das extra für dieses Vorhaben erstellt worden war und per Post verschickt wurde. 80 Familien meldeten Bedarf an und so begannen 1987/1988 die Planungen, die schnell in die Tat umgesetzt wurden. Natürlich nicht nur zur Freude aller: Die Nachbarn in der Eppsteiner Straße und in der näheren Umgebung mussten sich von einem gern genutzten Kinderspielplatz auf dem heutigen Hortgelände verabschieden, für den allerdings in der Goethestraße Ersatz geschaffen wurde.

„Warum wurde der Hort denn dann an der Eppsteiner Straße gebaut?“, wollten die Hortsprecher*innen wissen. „Wir haben die Nähe zum Kindergarten gesucht“, berichteten die Gäste. Dies sollte Familien mit mehreren Kindern die Organisation der Kinderbetreuung erleichtern. Da waren sich alle Beteiligten schnell einig, zumal dort ausreichend Platz für einen Neubau war.

„Wie viele Bauarbeiter waren denn auf der Baustelle?“ Leider hatte damals keiner gezählt, so dass diese Frage unbeantwortet blieb. Aber der ehemalige Erste Stadtrat Krimmel erklärte, dass auf so einer Baustelle viele Gewerke tätig seien und somit vermutlich zahlreiche Maurer, Zimmerleute, Installateure und andere Handwerker den Hort gebaut hätten.

Das Konzept einer Nachmittagsbetreuung für Schulkinder war vor dreißig Jahren noch recht unbekannt.

„Woher wussten Sie denn dann, wie Sie das machen sollten?“, fragten die Hortkinder nach. „Wir haben uns die Erfahrungen unserer Partnerstädte zunutze gemacht, Königstein in Sachsen hatte damals schon Betreuungsangebote von 6 - 18 Uhr, und wir haben Konzepte gelesen und Hospitationen gemacht, da gab es lebhafte und spannende Diskussionen“, erzählte Lenerz. Nach drei Jahren Bauzeit und Kosten in Höhe von 600.000 D-Mark konnte dann zu Beginn des Schuljahrs 1991/1992 die Hortbetreuung in Königstein starten, damals erst einmal nur mit 19 Kindern.

Wie der Hortalltag in den 90er-Jahren von damaligen Hortkindern erlebt worden war, erzählte Daniel Georgi. Er wurde detailliert zu den damaligen Spielmöglichkeiten befragt, so zum Beispiel, ob es bereits einen Tischkicker und die Koloss-Steine gegeben hätte. Und tatsächlich, zur Überraschung aller, waren die heiß begehrten Riesenbausteine, die heute im Bewegungsraum des Hortes zum Bauen einladen, schon vor fast 30 Jahren im Einsatz, damals noch im Untergeschoss der Einrichtung. Ein Hortsprecher der ersten Klassen berichtete, dass auch sein großer Bruder ihm schon von diesen tollen Steinen erzählt habe, die die Kinder nun erstaunlicherweise seit vielen Jahren nahezu unbeschadet begleiten.

Natürlich wollten die Hortsprecher*innen auch wissen, welche Streiche die damaligen Hortkinder den Erzieher*innen gespielt hatten und welche Lieblingsessen es gab. Lecker und frisch gekocht war das Mittagessen auch damals schon. „Spaghetti“ mochte Daniel besonders gerne und sein Lieblingskuchen „Kalte Schnauze“ war damals ein begehrter Geburtstagskuchen. Den Hortsprecher*innen heute ist dieser Kuchen allerdings unbekannt – und somit sicher ein spannendes Rezept für die Back-AG des Hortes. Fußball und Musik hören mochten in jener Zeit schon viele Kinder, die Hits der 90er Jahre sind aber heute nicht mehr aktuell. Hortleiterin Mechthild Justen: „Streiche wurden auch gemacht, aber sie waren nie böse – wie heute auch.“ Viele schöne Dinge sind bis heute erhalten geblieben, beispielsweise Angebote im Werkraum, die Töpfer-AG, die Back-AG und spannende Ferienangebote. Über die Jahre ist natürlich auch viel Neues dazugekommen. Hortleiterin Justen: „Wir sind gespannt, was die nächsten 30 Jahre bringen werden.“

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