Am Anfang ist der Strich

Die Kunst ist zurück in der Galerie Uhn, Galeristin Jimin Leyrer ist hocherfreut.

Foto: privat

Königstein (kw) – Die international bekannten Künstler Frédéric Prat und Jean-Marc Thommen, die in Paris leben und arbeiten, reisten diesmal nicht, wie bei einer Vernissage üblich, zu Sekt und Häppchen in Jimin Leyrers Galerie Uhn an, wo sie schon mehrfach ausstellten.

In Zeiten des Lockdowns, der für beide Künstler keine Umstellung bedeutete, da sie sowieso allein in ihren Ateliers arbeiten, haben beide ihre abstrakte Kunst weiterentwickelt: In völliger Abgeschiedenheit, ungestört, konnten sie den „Kopf leer machen“ und spontane Ideen sofort umsetzen. Ihre Werke wirken freier und noch farbenfroher. Während Jean-Marc Thommen einer inneren Melodie, „einem intuitiven Prozess“ zu folgen scheint, den er bisher in wunderbaren Linien wie die Koloraturen einer Arie mit Drehungen und Wendungen wiedergab, präsentiert er nun komplexere Kompositionen, die konzentriert in der Form sind und mit ihrer Farbigkeit einen starken Eindruck machen. Seine auffälligen Collagen, in denen er verschiedene Materialen nicht übereinander klebt, sondern als Intarsienarbeit fast unscheinbar zu einem großen Ganzen zusammenfügt, zeugen von seiner Leidenschaft für eine gewisse Strenge der Form, bei der die Spontaneität einen großen Platz einnimmt – „wie eine allerletzte Grenze“. „Dabei steht der Strich am Anfang und entscheidet die folgenden Manipulationen“, so beschreibt er selbst sein aktuelles Werk.

Frédéric Prat findet mit energischem Strich und kräftigen Farben zu einem noch schnörkelloseren Stil als vorher. Alles Überflüssige ist verschwunden, und doch wirken seine abstrakten Formen, die sich nur auf sich selbst beziehen, verspielt und leicht. „Solide Farben, formlose Formen … rohe Malerei … von der Bedeutsamkeit befreit, kann sie endlich SEIN“, so formuliert es Elsa Lopez. „In extremis“, so heißt die Ausstellung, was für die Künstler bedeutet, das Äußerste zu wagen, mutig an die Grenzen zu gehen und darüber hinaus den starken Impuls der persönlichen Freiheit zu spüren und diese grafisch in Bilder umzusetzen. Die kubistischen Collagen von Braque und Picasso kommen dem Betrachter dabei in den Sinn, die vor 100 Jahren den Anfang dieser Kunst bildeten.

Die Galeristin freut sich, dass sie nach drei Monaten die Galerieräume wieder einem kleinen Publikum öffnen darf und die geplante Ausstellung zeigen kann. „Endlich wieder Kunst, es tut gut, schöne Sachen zu sehen.“ Sie vertritt als einzige Galeristin in Deutschland die Künstler Prat und Thommen, „meine Künstler“, wie sie sie liebevoll nennt. Die Ausstellung kann bis zum 22. April besucht werden, um Terminabsprache unter der Telefonnummer 06174-221750 oder per E-Mail an info[at]galerie-uhn[dot]de wird gebeten.

Die ursprünglich für Januar geplante Ausstellung mit Arbeiten der beiden koreanischen Künstlerinnen Hyesook Yoo und Soo Kyoung wird nach momentanem Stand der Dinge vom 4. Juni bis zum 16. Juli stattfinden.



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