Bahnhofsfest: Lok 01 118 verabschiedet sich mit Volldampf

Da rückt der Burgturm deutlich in den Hintergrund: Wenn der schwarze Technik-Drache an Pfingsten Feuer speit, dreht sich alles nur noch um die Dampfloks am Bahnhof und ihre mutigen Piloten. Foto: Sura

Königstein (aks) – Der Lokomotivführer, der in Wirklichkeit Hamude Bakhit und nicht Lukas heißt, verabschiedete sich mit dem Paradestück unter den Dampflokomotiven, der 01 118 – 1934 von Krupp gefertigt – am Pfingstmontag um 16.40 Uhr mit einem fast zweiminütigen Abschiedspfiff für immer von Königstein. Dieser 85-jährige, schwarze, 171 Tonnen schwere Koloss ging nach 38 Jahren zum 39. Königsteiner Bahnhofsfest in den „Ruhestand“.

Ruhestand nach 3 Millionen km

Die Instandsetzungskosten machten einen Verkauf an einen Privatsammler schon vor Jahren nötig. Bis zum Verkauf an die Historische Eisenbahn Frankfurt am 5. November 1981 hatte die Lok laut Betriebsbuch insgesamt 3.559.271 Kilometer zurückgelegt. Nun geht sie endgültig in Privatbesitz über, wo sie in einer wohltemperierten Halle gepflegt und gehütet werden wird, leider ist sie für Besucher dann nicht mehr zu besichtigen.

Wehmütig lauschten viele dem letzten Pfeifen am Montagabend, als die Lok ein letztes Mal schnaufend und mit viel Dampf Richtung Woogtal verschwand.

Die Historische Eisenbahn Frankfurt (HEF) ist eine Museumsbahn in Frankfurt am Main. Der Verein wurde 1978 gegründet mit dem Ziel, historisch wertvolle Eisenbahnmaterialien – vor allem Dampflokomotiven – als technische Kulturdenkmäler betriebsfähig zu erhalten. Der HEF ist es zu verdanken, dass die 01 118 bis heute unter Dampf stand: Für das Bahnhofsfest in Königstein sind etwa 50 ehrenamtliche Helfer der HEF drei Tage bis zu 12 Stunden im Einsatz.

16 Kilometer durch den Taunus

Der Star auf der 16 Kilometer langen Vorgebirgsstrecke der Hessischen Landesbahn zwischen Frankfurt am Main Höchst und Königstein war an den Pfingsttagen weder zu übersehen noch zu überhören – noch nie war Kohlestaub so schön! Viele Besucher waren von nah und fern gekommen, um die nostalgischen Riesen zu erleben, die weder leise noch sauber im Stundentakt Gäste von Königstein nach Frankfurt-Höchst brachten – mit freundlichen Schaffnern, die beim Ein- und Aussteigen halfen.

An beiden Feiertagen waren die Dampflokomotiven der Historischen Eisenbahn Frankfurt unterstützt von einer Dieseltraktion zuzüglich zu den planmäßigen Triebwagen der HLB mit Sonderzügen unterwegs – Kurzstrecken mit Verweilpausen in Eiscafés inklusive.

Bei sonnigem Wetter erfreuten sich die bunten Stände am Königsteiner Bahnhof eines großen Andrangs: die Eisbuden lockten mit süßen und eiskalten Leckereien in allen Geschmacksrichtungen, und ein Verkaufsstand mit über 2.500 Modellbauartikeln fast aller Spurweiten erfreute viele Sammler. Dazu verbreitete das musikalische Duo „Kinzigtaler Musikexpress“ mit launiger Musik gute Laune zum Früh- und Spätschoppen bei schönstem Wetter.

Vor allem Familien mit Kindern hatten sich auf den Weg nach Königstein gemacht sowie zahlreiche „Trainspotter“, die mit kostbaren Kameras und beeindruckenden Objektiven entlang der gesamten Strecke Jagd auf die besten Foto-Motive machten. Immer wieder malerisch: Dampflok vor Burgruine! Ob alt oder jung, das Spektakel mit viel Lärm und geschäftigem Treiben vor den Gleisen erfreute die Menschen.

Wer lieber vor Ort verweilte, machte es sich bei Pommes und Bratwurst auf den Bierbänken bequem und sah Ankunft und Abfahrt der Loks zu. Es gab auf dem Platz historische Feuerwehrautos in knalligem Rot zu bewundern. Eine kleine Eisenbahn für Kinder vor der malerischen Bahnhofskulisse war in Betrieb, und auch ein Karussell durfte für die Kleinen nicht fehlen.

Die allerletzten Fahrten

Wer jetzt untröstlich ist und die schwarzen Riesen mitsamt Getöse vermisst, dem sei zugerufen, dass es noch drei Veranstaltungen der Historischen Eisenbahn Frankfurt gibt: am 6. Juli „Rhein in Flammen“ in Rüdesheim und am 3. August „Fahrt ins Blaue“ an den Rhein. Die Organisatoren versprechen: „Die Fahrt wird der absolute Knüller!“. Mehr Informationen dazu unter www.Historische-Eisenbahn-Frankfurt.de.

Natürlich wird es an Pfingsten auch weiterhin dampfen und pfeifen zwischen Frankfurt und Königstein, doch ist es nicht einfach, eine passende Lokomotive für die Strecke zu finden, die mit einigen kräftigen Steigungen aufwartet, wie das Erlebnis von Holm Schulze-Clewing aus Schneidhain belegt: „Ich stand an der Lichtung neben dem Sportplatz am Braubachtal und habe den Zug (gegen 12:55 Uhr) kommen gehört. Er kam aber dann doch nicht... Mir wurde berichtet, dass er wieder in den Bahnhof Hornau zurückrollen musste“.

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