Das traditionelle Königsteiner Bahnhofsfest hatte am sonnigen Pfingstwochenende wieder allerhand zu bieten. Fotos: Kuschel
Königstein (mk) – Das Königsteiner Bahnhofsfest (KBF) pflegt seit 1981 dank der Historischen Eisenbahn Frankfurt e.V. (HEF) und vieler helfender Hände eine lange Tradition: Für die erwachsene Kundschaft und insbesondere die „Dampflokliebhaber“ und die gewissen „Eisenbahnromantiker“ gibt es viel zu bestaunen, zu kaufen oder zu fotografieren. Für Familien und Kinder bietet es ebenso einen Anlaufort, manchmal einfach nur zum „Eisenbahnschauen“, manchmal zum Mitfahren in einem der historischen Waggons oder unbedingt, um bei Doris Eiserloh und ihrer Mannschaft beim Zuckerhäuschen die wohl besten Mandeln, Zuckerwatte oder was das Kinderherz begehrt zu kaufen. So auch an diesem sonnig warmen Pfingstwochenende, das für Sonntag und Montag zum Dahinschwelgen in eine andere Zeit einlud.
So vertraut und doch anders
Nachdem das 40. Bahnhofsfest im vergangenen Jahr aufgrund der noch pandemiebedingten Kurzfristigkeit der Planungen nur in einer abgespeckten Form stattfinden konnte und dann im Verlauf der Mitbegründer und langjährige Begleiter des Bahnhofsfestes, Helmut Wahl, erkrankte und verstarb, führten zunächst alle Bemühungen, einen solch engagierten neuen Veranstalter zu finden, bedauerlicherweise ins Leere. Die Stadt Königstein entschloss sich, mit dem Veranstaltungsleiter Ronald Wolf einen Neustart zu wagen, der erfolgreich die Planungen in die Hände nahm.
Zudem hatte auch die HLB einen Verlust im letzten Jahr zu beklagen, nachdem die DB-Tochter „start“ (Regionalverkehre Start Deutschland GmbH) nach einer europaweiten Ausschreibung den offiziellen Zuschlag für das Taunusnetz erhalten hatte und ab Dezember 2022 den Betrieb übernahm. Das Teilnetz Taunus beinhaltet unter anderem auch die Linien RB 11 (Bad Soden – Sulzbach – Frankfurt-Höchst (– Kelkheim)) und die RB 12 (Königstein – Kelkheim – Frankfurt-Höchst – Frankfurt (Main) Hbf).
K(l)eine Dämpfer
Ungeachtet dessen gab dies der Stimmung auf dem Fest keinen Dämpfer – zumindest nicht wahrnehmbar. Die vielen Stände mit Modelleisenbahnen, Schildern, Büchern und allerlei Zubehör waren gut besucht wie auch der HLB-Shop und die gastronomische Bewirtung. Neu war allerdings auch, dass die Züge erst an Pfingstsonntag von Frankfurt aus nach Königstein gestartet waren und von Frankfurt-Süd über Höchst, Liederbach und Kelkheim nach Königstein einfuhren.
Kleinere Herausforderungen gab es dann doch noch: Etwas Geduld mussten die Fahrgäste am Pfingstsonntag bei der endlich wieder eingesetzten, vereinseignen Dampflok 52 4867 haben, da sich wegen verlorener Asche auf der Strecke eine Verzögerung ergab. Nach einem Pumpenschaden an der Lok wurde diese laut Aussagen erst einmal in Augenschein genommen und im Anschluss (provisorisch) unter sogenanntem Schmierdampf wieder nach Königstein geschleppt. Unter vollem, nächtlichen Einsatz der Vereinsmitglieder konnte die ehrwürdige und gut gepflegte Dampflok dann wieder am Pfingstmontag „unter Volldampf“ ihres Amtes walten.
Stiftung SDD
Ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig der Zusammenhalt und die Vereinsarbeit des HEF, der vielen ehrenamtlichen Helfer, Sponsoren und Mitwirkenden ist: 2022 hatten sich insbesondere die Vorstandsmitglieder der HEF für den Erhalt des Bahnhoffestes eingesetzt und viele Hände griffen ineinander.
Auch die Stiftung Deutsche Dampflokomotiven (SDD), die mit einem Stand auf dem 41. Bahnhofsfest vertreten war, setzt sich für den Erhalt und die Finanzierung ein, damit „den Dampfloks in Deutschland nicht der Dampf ausgeht.“ Denn trotz des erfolgreichen Betriebes der Loks reichen die erwirtschafteten Einnahmen durch Fahrten und Vermietung oft kaum aus, um zusätzlich zum normalen Unterhalt die Kosten größerer Reparaturen oder gar Hauptuntersuchungen weiterer Lokomotiven zu finanzieren. Mit dem zuverlässigen Betrieb der 01 150 über fast sechs Jahre konnten die Initiatoren der SDD eindrucksvoll zeigen, dass auch heute noch ein deutschlandweiter Betrieb mit Großdampflokomotiven möglich ist.
Der „organisatorische Lokschuppen“, so heißt es in dem Flyer, ist die Stiftung Deutsche Eisenbahn (SDE), die als Treuhänder die SDD, ebenso wie viele weitere Stiftungen mit individuellen Förderzwecken, verwaltet. Sie biete das „erforderliche professionelle Dach“, unter dem sich die SDD unter dem sprichwörtlichen „Volldampf“ ihrem satzungsgemäßen Zweck widmen könne, nämlich „den Erhalt und die Rekonstruktion von technisch oder historisch wertvollen Dampfloks der Eisenbahngeschichte zu fördern und den Betrieb von geeigneten Fahrzeugen zu unterstützen“.
Spendenaufruf für FK 262
Im Rahmen des Bahnhofsfestes fand deshalb in Zusammenarbeit mit der Stadt Königstein ein besonderer Pressetermin mit Landrat Ulrich Krebs, Bürgermeister Leonhard Helm und weiteren Interessierten statt. Das gemeinsame Vorhaben sei es, die Dampflok FK 262 aus dem Schwarzwald zurück nach Hessen zu holen. 1954 wurde sie bei der Kleinbahn AG Frankfurt-Königstein in Dienst gestellt und war 1969 auch die letzte Dampflok der Kleinbahn. Zuletzt wurde die Lok im Museumsverkehr eingesetzt, doch der letzte Eigentümer konnte und mochte sich den Weiterbetrieb nach erheblichen Ertragseinbußen des Betriebes in den Coronajahren nicht mehr leisten.
Nachdem die SDD die Lok erwerben konnte, bietet sich nun die einmalige Gelegenheit, die hessische Lokomotive wieder in ihre Heimat zu bringen. Auf der Strecke nach Königstein lasse sich laut SDD mit der FK 262 ein „authentischer Museumszug“ am besten realisieren. Vorgesehen sei ein regelmäßiger Museumsverkehr zwischen Frankfurt und Königstein. Darüber hinaus sei – in Abstimmung mit den anliegenden Gemeinden – ein Zubringer- und Pendelverkehr zu Stadtfesten, Weihnachtsmärkten und ähnlichem denkbar. SDD: „Wenn im Kontext knapper Ressourcen ein kostendeckender Museumsbetrieb mit einer Dampflok im Rhein-Main-Gebiet erhalten bleiben soll, eignet sich keine Lok besser als die FK 262.“
Wer spenden oder sich vorab noch Informationen einholen möchte, kann dies unter: www.Stiftung-Deutsche-Dampflokomotiven.de / E-Mail: sdd[at]stiftung-deutsche-eisenbahn[dot]de. Ansprechpartner: Marvin Christ. Spendenkonto: Sparda Bank West: DE61 3306 0592 0805 2462 70.
Bleibt die Frage …
Durch Kostensteigerungen und immer mehr staatliche Regulierungen werden sich gemeinnützige Vereine, wie die Eisenbahn Frankfurt e.V. – sollte es „so“ weitergehen – nicht mehr lange über Wasser halten können. Die große Frage nach einer öffentlichen Unterstützung bleibt, sollte die Erhaltung solcher historisch wichtigen und vor allem betriebsbereiten Eisenbahnen und das nötige „Personal“ für die Zukunft noch erwünscht sein. Weitere Informationen erhalten Interessierte unter: www.historische-eisenbahn-frankfurt.de.