Königstein (nd/as) – Am vergangenen Freitag war es endlich so weit – der Königsteiner Event-Sommer wurde eröffnet. Bei milden Temperaturen füllten schnell zahlreiche Besucher die Konrad-Adenauer-Anlage. Nicht nur die Stühle und Bänke vor der Bühne wurden genutzt, viele Konzertbesucher hatten es sich auf mitgebrachten Picknickdecken und Campingstühlen bequem gemacht. Auch die Oechsle-Weinbar hatte geöffnet und war stark frequentiert.
Nach Begrüßung und Eröffnung durch Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko übernahm die Irish Folk-Band „The Stokes“ die Mikros an diesem Sommerabend. Für die Licht- und Soundtechnik war Jan Boeren zuständig.
Handgemachte irische Klänge
Gegründet wurden The Stokes vor über 20 Jahren von Sänger und Gitarrist Kevin Sheahan sowie Banjo-Spieler Jörg Gleba. Seit zwölf Jahren ergänzt Flötist Roland Noack die Gruppe. Ihr Markenzeichen ist ihre Ursprünglichkeit. Traditionelle irische Klänge treffen auf schelmischen Humor. Über mangelnde Aufträge können sich die Musiker nicht beschweren. „Wir spielen circa 60 Gigs im Jahr“, erklärte Jörg Gleba. Auch in Königstein spielte das Trio nicht zum ersten Mal. Selbst der Fremdenverkehrsverband Tourism Ireland im Geburtsland des Irish Folk ist schon auf die Musikgruppe aufmerksam geworden und zeichnete sie zweimal als beste Band aus. Im September geht das Trio drei Wochen auf Tour.
Zu den großen Talenten der drei Musiker gehört es, das Publikum mit einzubinden und so wurde kräftig mitgeklatscht und -gewippt.
Sänger Kevin erklärte, dass die Iren große Profiteure der Europäischen Union seien. Daher gebe es auch einen Kulturetat. Unerwartet hätten die Bandmitglieder einen Anruf erhalten. „Sie sagten, wenn ihr den Leuten etwas irische Kultur beibringt, bekommt ihr Knete“, so Sheahan. Man habe also überlegt, was man den Zuschauern beibringen könne. Daraufhin stimmte die Band Klänge an, die wohl am ehesten mit bayerischer Zithermusik vergleichbar waren. Nicht wirklich irisch, musste Sheahan feststellen. Dann wurden griechisch angehauchte Töne angeschlagen und Sheahan tanzte Sirtaki. Das könne auch keiner wollen, meinte der Sänger. Englisch gehe auch nicht, schließlich sei England aus der EU ausgetragen. „O sole mio“ des neapolitanischen Komponisten Eduardo Di Capua brachte Kevin Sheahan zwar viel Applaus ein, war aber auch nicht gerade irisch. Zu guter Letzt kam ihm die rettende Idee. „Wir Iren können Tanzmelodien besonders gut mit dem Mund verfolgen“, erklärte der Leadsänger. Daher durften die inzwischen sehr erheiterten Zuschauer bei dem Traditional „The rare old mountain dew“ die Melodie übernehmen. Diese bestand allerdings nicht aus Worten, sondern imitierte im weitesten Sinne die Töne einer Fidel. Das Lied hat seine Ursprünge im Jahr 1882 und rühmt den selbstgebrannten irischen Whiskey „Poitín“.
The Stokes begeisterten ihre Zuhörer mit weiteren irischen Klassikern wie „Whiskey in the jar“, „When the boys come rolling home“ und „All for me grog“. Die Stimmung war ausgelassen und die Besucher jeden Alters genossen den wunderbaren Sommerabend mit handgemachter irischer Musik sichtlich. Überall im Park verteilten sich gut gelaunte Menschen. The Stokes sind immer wieder ein Garant für eine außergewöhnlich gute Atmosphäre. „Es war bombig, es waren bestimmt 350 Menschen in der Anlage“, freute sich Königsteins Eventmanager Florian Fuchs über den gelungenen Auftakt.
„Königliche“ Kingstruments
Am Sonntagnachmittag ging es gleich weiter mit dem nächsten musikalischen Höhepunkt: Die „Kingstruments“, das Bläserensemble der Königsteiner Musikschule, hatten ihren Auftritt beim Event-Sommer und brachten trotz der inzwischen sehr wackligen Wetterlage auch wieder ihre Fangemeinde von rund 250 Zuhörern mit. Beim dritten Open-Air-Auftritt der Kingstruments in der Konrad-Adenauer-Anlage wurde die klassische Musik erstmals mit Mikrofonen verstärkt, um auch den sich in größerer Bühnenentfernung im Park aufhaltenden Besuchern ein Hörerlebnis bieten zu können. Ein Experiment auch für den musikalischen Leiter der Kingstruments, Andrew Laubstein – das aber sehr gut aufging. Tontechniker Jan Boeren hatte das klassische Setting mit Klarinetten und Querflöten vorne und Posaunen, Trompeten und Percussion-Instrumenten hinten beim Soundcheck sehr gut abgestimmt, auch feine Klänge und Nuancen kamen gut zur Geltung.
Zu Gehör brachten die 30 Musikerinnen und Musiker aus drei Generationen die vier Elemente: Jedes Stück hatte einen Bezug zu Feuer, Erde, Luft oder Wasser, was Konzertmoderator und Posaunist Marlon Brossler jeweils sehr launig anmoderierte und dabei das Publikum interaktiv bei der Zuordnung der Elemente beteiligte.
Hinein in die „Musik der Elemente“ flogen Orchester und Publikum mit „Firebird“ – vielen besser bekannt als „Der Feuervogel“ von Igor Strawinsky, gefolgt vom luftig-leichten Filmmusik-Stück „Aladin“, der auf seinem Zauberteppich in den dunkler werdenden Königsteiner Himmel und hinein in neue Abenteuer flog. Und dann fing es an zu regnen, das Element Wasser wollte sich offenbar nicht nur bei den passenden nächsten Stücken der Kingstruments ins Bewusstsein der Konzertbesucher bringen. „Hätten wird gewusst, dass wir mit ,Earth & Sky‘ den Himmel aufmachen, hätten wir es uns überlegt, ob wir dieses Stück spielen“, kommentierte Brossler die stärker werdenden Regentropfen.
Die Stadt Königstein war jedenfalls darauf vorbereitet, dass der Wetterwechsel nach der langen Trockenheit ausgerechnet bei einer ihrer Veranstaltungen vonstattengehen könnte. Florian Fuchs vom Eventmanagement verteilte Regencapes unter den Besuchern und hatte bereits vorsorglich die Bühnenüberdachung per Zeltpavillon nach vorne verlängert, andernfalls hätten die vorderen Reihen des großen Orchesters im Regen gesessen. Doch klassischer Musik zu lauschen, kann auch zusammengekuschelt unter einem Regenschirm recht romantisch sein. Wer sich von dem intensiver werdenden Regen nicht vertreiben ließ – erfreulicherweise blieben die meisten den Kingstruments treu und flüchteten sich höchstens unter die schützenden Bäume –, der konnte im Verlauf des Konzerts noch zwei Premieren erleben. Zunächst das erste Gesangsstück in der Geschichte der Band: Die aus Schweden stammende Carina Althaus brillierte, begleitet vom Orchester, mit „Gabriellas sång“, einer Ballade aus dem schwedischen Film „Wie im Himmel“ und bekam hinterher den größten Applaus des Tages. Auch das Orchester applaudierte zwischendurch seinem Publikum für dessen Durchhaltevermögen.
Und dann die zweite Premiere des Tages: ein Medley verschiedener musikalischer Elemente der Harry-Potter-Filmreihe. Und die natürlichen Elemente bei Harry Potter? Natürlich könnten erfahrene Zauberschüler mit ihren Zauberstäben sämtliche Naturkräfte heraufbeschwören und bändigen, doch der Bezug, den Marlon Brossler herstellte, waren die Wappentiere der vier Häuser innerhalb der Hogwarts-Schulgemeinschaft. Und dann war auch schon die charakteristische Titelmelodie „Hedwig‘s Theme“ aus John Williams’ Soundtrack zu hören, auch wenn auf der Königsteiner Bühne, anders als im Original, keine Celesta stand, klang das großartig – und alle spürten die Magie des Moments. Einfach zauberhaft, diese Kingstruments.