Königstein
(gs) - Entspannt saß Bettina Brüske, Fachbereichsleiterin Abteilung II – Finanzen und Beteiligungen der Stadt Königtein, im großen Sitzungssaal des Magistrats und präsentierte die Zahlen des städtischen Jahresabschlusses für das Jahr 2020. Die Tatsache, dass das Haushaltsjahr mit einem Gewinn abgeschlossen wurde, teilte sie mit einer gewissen Genugtuung mit, waren doch im Vorfeld oft nicht ganz so positive Stimmen zu vernehmen gewesen. Das Corona-Jahr 2020 stellte die öffentlichen Finanzverwaltungen vor ganz neue und bis dato nicht bekannte Herausforderungen, die in Königstein jedoch mit Augenmaß und großer Disziplin angegangen wurden, so dass am Schluss ein Jahresgewinn in Höhe von 296.617,24 Euro ausgewiesen werden konnte.
Wirtschaftlich orientierte Haushaltsführung
Dass trotz der Corona-Pandemie ein positives Ergebnis erzielt wurde, lag neben der sparsamen und wirtschaftlich orientierten Haushaltsführung in erster Linie an der Gewerbesteuerkompensationsumlage des Bundes. Diese floss der Stadt im vergangenen Jahr in Höhe von ca. 4,3 Millionen Euro als Ausgleich zu, als aufgrund der Corona-Pandemie die Gewerbesteuereinnahmen massiv einbrachen. Gegenüber der Haushaltsplanung für das Jahr 2020, die einen Überschuss des ordentlichen Ergebnisses in Höhe von 125.320 Euro vorsah, war bei dem im Jahresabschluss nun ausgewiesenen ordentlichen Ergebnis in Höhe von 118.014,87 Euro eine Verschlechterung in Höhe von 7.305,13 Euro zu vermerken. Im außerordentlichen Ergebnis entstand ein Überschuss in Höhe von 178.602,37 Euro. Die Bilanzsumme verkleinerte sich in 2020 um ca. 790.000 Euro und betrug zum Jahresende 117.173.671,44 Euro.
Das ausgewiesene Eigenkapital der Stadt Königstein betrug damit zum 31.12.2020 insgesamt 28.720.213,96 Euro.
Keine weiteren Hilfen zu erwarten
Der erfreuliche Blick auf das Zahlenwerk zeigte, dass die sparsame Haushaltsführung sich auch während des mehr als schwierigen und damit von großen Unwägbarkeiten geprägten Jahres 2020 auszahlte und in letzter Konsequenz zu einem guten finanziellen Ergebnis für die Stadt Königstein geführt hat. Wie sich die pandemischen Auswirkungen in Zukunft entwickeln werden, bleibt abzuwarten, denn mit weiteren Subventionen des Bundes oder des Landes Hessen sei derzeit nicht zu rechnen. Allerdings sei die Stadt aufgrund der positiven Jahresabschlüsse der vergangenen Jahre derzeit gut gerüstet.
Öffnungserlass angestrebt
Bürgermeister Leonhard Helm äußerte sich dahingehend, dass die Stadt einen Öffnungserlass von Seiten des Landes Hessen erwarte. Die derzeitigen Vorgaben, so Helm, seien für „gute Zeiten“ konzipiert worden. Sie sehen in einer Regelung vor, dass die Städte und Gemeinden jährlich einen zumindest ausgeglichenen Haushalt vorlegen müssen. Erwirtschaftete Jahresüberschüsse dürfen aktuell nicht zur Ausgleichsfinanzierung in „schlechten Zeiten“ herangezogen werden – sie werden angespart. Kann die Stadt Königstein ihren Haushalt also aufgrund besonderer Umstände, die sie nicht zu vertreten hat (Corona-Pandemie) nicht ausgeglichen gestalten, so müsste sie entweder die Steuern anheben oder alternativ Kosten sparen. Da der Effekt des Letzteren deutlich geringer wäre als bei einer Steuererhöhung, entstünde die skurrile Situation, dass die Stadt erhebliche Guthaben angespart hätte, diese aber nicht zum Ausgleich der Mindereinnahmen aufgrund der Corona-Pandemie einsetzten dürfte. Sie müsste eine Steuererhöhung durchführen, obwohl Guthaben zum Ausgleich der Mindereinnahmen vorhanden wären. Dass eine solche Regelung für die Bürger kaum nachvollziehbar wäre, kann Bürgermeister Leonhard Helm gut verstehen, weshalb auch er einen „Öffnungserlass“ des Landes Hessen befürworten würde. Dieser würde bedeuten, dass das aktuell geltende Verbot aufgehoben würde und durch Mindereinnahmen entstandene Defizite durch angesparte Guthaben ausgeglichen werden dürften.
Bettina Brüske geht in den Ruhestand
Es bleibt also spannend in der Finanzverwaltung der Stadt, was Bettina Brüske in naher Zukunft jedoch keine schlaflosen Nächte bringen wird. Zum 31. Juli wird sie in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet werden. Nicht weniger als 48 Jahre hat sie ihr umfassendes Wissen um die Finanzverwaltung in die Dienste der Stadt Königstein gestellt. Bettina Brüske begann ihre Ausbildung im Jahr 1972 unter den wachen Augen von Paul Bind, dem damaligen Chef der städtischen Finanzverwaltung. Sie selbst hat ihren Beruf immer als einen „Prozess der Umstellung“ begriffen und begleitete den Übergang der städtischen Rechnungslegung von der Kameralistik hin zur Doppik, wobei ihr Ansatz zum lösungsorientierten Arbeiten mehr als einmal von Nutzen war. Auf ihren Ruhestand freut sie sich, denn sie weiß ihr Team für die Zukunft in guten Händen. Bürgermeister Leonhard Helm wies darauf hin, dass Bettina Brüske stets die Arbeit in den Vordergrund stellte, nicht aber die handelnden Personen – was die Beiden zu einem sehr guten Team hatte werden lassen, das, wie Bürgermeister Helm mit einem Lächeln bestätigte, einen sehr geringen „Reibungskoeffizient“ habe. Nun hat Bettina Brüske ihren letzten Jahresabschluss für die Stadt Königstein vorgelegt und präsentiert. Sie hinterlässt ein gut bestelltes Haus, das ihr Nachfolger hoffentlich in gleicher Weise und mit ebenso großer Kompetenz weiterführen wird.
Den positiven Jahresabschluss 2020 präsentierten sie gemeinsam: Bettina Brüske und Leonhard Helm auf der alten Wendeltreppe im Königsteiner RathausFoto: Scholl