Mit Blick in die Zukunft:Faksimiles der Verfassung ausgestellt

Die Teilnehmer des Stadtrundgangs, versammelt unter dem Torbogen des Alten Rathauses

Foto: Kuschel

Königstein (kw/mk) – Mit dem Projekt „Das virtuelle Museum im Stadtrundgang“, für das der Verein für Heimatkunde Königstein eine Förderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien erhalten hat, sahen die Beteiligten ein zentrales Element, nämlich eine Dauerausstellung zum Thema „Demokratiegeschichte in Königstein im Burg- und Stadtmuseum“ vor. Die dortige Ausstellung nahm schließlich mehr als nur eine Vitrine, nämlich einen kompletten Raum im zweiten Obergeschoss des Museums, ein.

Der neu gegründete „Königsteiner Kreis“, zu dem federführend der Vorsitzende Christoph Schlott auch als Mitglied im Heimatkundeverein zählt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Entstehungsgeschichte der Demokratie, insbesondere in und um Königstein, der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Denn, so fand der Vorsitzende im Zuge seiner Recherchen heraus: Königstein habe in der Zeit nach 1945 eine wichtige Rolle im Entstehen der Demokratie gespielt – nicht nur in Hessen, sondern auch in der gesamten Bundesrepublik. In Königstein sei der ‚Königsteiner Entwurf‘ der Hessischen Verfassung entstanden, dieser stamme von den zwei damaligen CDU-Politikern Ulrich Noack und Paul Kremer. Noack lebte zu der Zeit im Mammolshainer Weg 1 unweit des Königsteiner Kreisels. So sei der Entwurf zwar nicht im Wortlaut, wohl aber „dem Geiste nach“ in die Verhandlungen der Fraktionen im Verfassungsausschuss des Hessischen Landtags eingeflossen. Den Zeiten der wirtschaftlichen Knappheit sei es wohl geschuldet, dass dieser Entwurf auf rosa Papier entstand und bis heute in dieser Fassung gut verschlossen im Safe des Hessischen Landtages aufbewahrt werde. 

Der „Königsteiner Entwurf“, die Hessische Verfassung und das Grundgesetz sind demnach die drei Dokumente, die als Faksimiles im Rahmen der Dauerausstellung im Museum zu sehen sind und die Rolle Königsteins als einen „Ort der Demokratiegeschichte“ manifestieren sollen. Um sie auch der breiteren Öffentlichkeit vorstellen zu können, habe Christoph Schlott den Direktor des Amtsgerichts Königstein, Philipp Hess, angesprochen, sie mitsamt begleitender Information in Form eines Rollups in jeweils einer Vitrine im Amtsgericht in der Gerichtsstraße und im Luxemburger Schloss auszustellen. Nun wurden die „Verfassungs-Vitrinen“ auch im Beisein von Heike Hofmann, Vizepräsidentin des Hessischen Landtages, der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Ergänzend fügt der „Neue Königsteiner Kreis“ hinzu: für das Faksimile des Grundgesetzes habe ein wichtiger „Pate“ zur Verfügung gestanden. Aus dem Konrad-Adenauer-Haus in Rhöndorf stamme die Version der Urschrift, die Konrad-Adenauer mit einer ehrenden Widmung erhielt, und die er Zeit seines Lebens in seinem Haus in Rhöndorf aufbewahrte. Während also die Urschrift des Grundgesetzes weiterhin im Safe des Bundestages in Berlin liege und nur zur Vereidigung von Bundeskanzlern und Ministern dort „mit Handschuhen ans Tageslicht“ geholt werden könne, sei das Faksimile aus dem Adenauer-Haus ab sofort „zum Anfassen“ im Königsteiner Museum ausgestellt. Überhaupt sei es das Anliegen des Heimatkundevereins und auch Inhalt des Projektes, dass Exponate des Museums einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt würden, hierzu habe der Verein das „Statt-Museum“ gegründet – es sehe vor, dass auch an Orten außerhalb des Museums die Inhalte abgerufen werden könnten. Die Idee des „digitalen Museums“ sei durch QR-Codes und kurze, informative Videos auch über weitere Ausstellungsgegenstände der Ausstellung „Königstein nach 1945“ erfolgreich umgesetzt worden.

Wie wichtig es aktuell ist und für weitere Generationen womöglich noch werden wird, sich näher mit der Entstehung und vermutlich der viel wichtigeren Rolle, der Verteidigung der Demokratiegeschichte, zu beschäftigen, wurde mitunter auch im Gespräch mit der Vizepräsidentin des Hessischen Landtages, Heike Hofmann, klar. Aktuellen Zahlen zufolge, dass sich weniger als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland noch für die Demokratie aussprechen würden, sieht auch sie spürbar bedenklich. Die Gründe hierfür seien „vielschichtig“ und in einer „Mehrfachkrise“ zu finden. In ihrer abschließenden Rede am Rathaus vor dem Königsteiner Museum hieß es: „Unsere hessische Verfassung ist ein Juwel und wir können stolz darauf sein (...). Die Geschichte lehrt uns, Fehler für die Zukunft zu vermeiden.“



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