Königstein/Bad Soden (kw) – „Deutschsommer ist besser als Schule“, ist die Aussage eines Kindes, das in den letzten drei Wochen an der diesjährigen, dreiwöchigen Sprach- und Theaterakademie teilgenommen hat. Sie fand auf Initiative des Rotary Clubs Bad Soden-Königstein mit Unterstützung des Rotary Clubs Oberursel zum fünften Mal statt und gastierte in der Grundschule Mitte in Oberursel. Die Idee und der Name stammen von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt, die die „Kopisten“ freundlich begleitet und coached, denn gute Initiativen gilt es mit vereinten Kräften zu verbreiten. Es geht darum, die Sprachkompetenz in Deutsch von Kindern in der Regel aus den dritten Grundschulklassen in einem dreiwöchigen Intensivkurs in den Sommerferien zu fördern. Den Nutzen haben in erster Linie Kinder mit migrantischem Hintergrund, aus geflüchteten, Zuwanderer- oder internationalen Gastfamilien. Die Teilnahme wird über die Ansprache der Eltern durch die Klassenlehrer organisiert. Der Kurs hat viele Module: Es beginnt mit dem Kennenlernen und Sich-vorstellen. Tägliches Vorlesen, Lesen, Nachsprechen, spielerisches Umsetzen, Rollenspiele sind feste Bestandteile. Grammatik, Betonung, Ausdruck, Bewegung, Körpersprache sind schon die anspruchsvolleren Teile. Sich verstehen und sich verständlich machen, und zwar nicht nur über die Sprache, sondern über die Wirkung der Persönlichkeit, wobei Haltung, Sprechen und Handeln eine runde Botschaft vermitteln, sind die Ziele des Unterrichts. Aber alles geht spielerisch, mit viel Spaß voran.
In diesem Jahr nahmen 15 Kinder aus 14 Nationen teil, nur die Ukraine war doppelt besetzt. Die anderen Kinder kamen aus Staaten von China und Afghanistan über Kenia und Eritrea bis Mexiko. So hatte das Theaterstück „Ronja Räubertochter“ der schwedischen Autorin Astrid Lindgren eine wahrhaft globale Besetzung mit Schauspielern. Seit Jahren wird der Deutschsommer von einem festen Pädagogenteam gestaltet. Die Leitung liegt bei Ingrid Krumnikl. Ute Malek ist die Deutschpädagogin, Corbinian Deller der Theaterpädagoge, dritter im Bunde ist Jonas Malek als angehender Sportpädagoge mit starken musikalischen Kompetenzen und als Ressourcen-Allrounder assistiert Jonas Beetz. Die Initiative erfährt regelmäßig große, unverzichtbare professionelle Unterstützung und Begleitung durch den Hochtaunuskreis, Leitstelle Integration (Räume, Ressourcen, Versicherungen etc. – „der äußere Rahmen“), durch das staatliche Schulamt (pädagogisches Konzept) und natürlich durch die gastgebenden Schulen. Für den Kreis sprach Frau Katrin Hechler, Kreisbeigeordnete, ein Grußwort. Außerdem freute sich auch der Bildungskoordinator des Kreises, Rainer Hoffmann-Alfke, zum wiederholten Mal an den Lernerfolgen der Kinder. Und Daniel Dietz, Schulamt Hochtaunus/Wetteraukreis, zeigte sich wiederum beeindruckt, wie schnell und wie sehr die Kinder in den drei Wochen sprachlich wie menschlich zusammengefunden haben. Die Grundschule Mitte repräsentierte die stellvertretende Schulleiterin Birgit Rosenfelder.
Vor dem bislang größten Publikum, es waren knapp 70 Eltern, Geschwister, Rotarier und Gäste anwesend, spielten die Kinder mit großer Begeisterung und Leidenschaft „Ronja Räubertochter“. Die Handlung wurde eingeleitet, untermalt und szenisch verstärkt durch Trommeln. Das Stück spielt im tiefen Wald am Rande einer Schlucht. Da gibt es viele und manchmal rätselhafte Geräusche. Die Waldszene ließen die Kinder vor dem geistigen Auge durch Zischen, Knurren, Heulen, Pfeifen (Tiere des Waldes), Reiben der Trommeln oder eben durch kräftiges Trommeln (Gewitter!) entstehen. Dann entfaltete sich die Handlung: Die Häuptlingskinder zweier verfeindeter Räuberbanden finden Gefallen aneinander, freunden sich an und sorgen schließlich dafür, dass das Kriegsbeil zwischen den Räubern begraben wird.
Projektleiter Herbert Meyer vom Rotary Club Bad Soden-Königstein lud die Besucher abschließend zum internationalen Buffet in die Mensa der Schule ein. Die schmackhaften, exotischen Speisen waren von den Eltern der Deutschsommer-Kinder zubereitet worden. Die Kinder bauten sich hinter den Angeboten auf und erklärten den Besuchern, um was es sich jeweils handelte. Es ist nicht viel übrig geblieben.