Dialog-Pionier und Gründer der „Königsteiner Akademie“

Königstein (aks) – Seit über 15 Jahren befindet sich die „Königsteiner Akademie“ in einem großen Büro am Königsteiner Kreisel. Ihr Gründer Wilhelm Engel ist im August gestorben, am 21. Oktober wäre er 90 Jahre alt geworden. Zeit seines Lebens war er ein leidenschaftlicher Verfechter konstruktiver Dialoge, die den Menschen nicht nur Erfolg im Beruf, sondern auch ein gutes Miteinander im privaten Alltag bescheren sollten. Er geht als „Dialog-Pionier“ in die Geschichte der persönlichen Weiterbildung ein, ist der Dialog doch das, was die Menschen verbindet. Er ist als erster völlig neue Wege in der Weiterbildung gegangen ist – und dies seit über 40 Jahren mit Erfolg. Seine Dialog-Trainings ermunterten Tausende von Teilnehmern, ihr Leben dank einer guten Kommunikation selbst in die Hand zu nehmen und zum Guten zu wenden.

Schon in seiner Schulzeit, die wegen des Zweiten Weltkriegs nur bruchstückhaft stattfand, mit einem ausgebombten Schulhaus in Unterliederbach und nächtlichen Fliegerangriffen, wurde Wilhelm Engel bereits vom Lernen im Dialog geprägt. Sein Lehrer, Herr Graulich, der mehrere Klassen auf einmal zu betreuen hatte, half sich in seiner Not mit der Methode, dass die älteren Schüler die jüngeren unterrichteten, die Schüler also miteinander in Dialog traten.

Als Industriemanager stellte er sich immer wieder die Frage nach dem Engpass im Unternehmen. Das waren zu 20 Prozent Störungen technischer Art und 20 Prozent waren organisatorisch bedingt – zu 60 Prozent aber gab es zwischenmenschliche Probleme. Streitereien, Reibungsverluste, „alles Dinge, die man so kennt“. Den Grund sah Engel in „einer ungenügenden Dialogführung“. Es gab zwar psychologische Seminare auf dem Markt, aber das war für ihn nicht die Lösung für die Probleme seiner Mitarbeiter. Auch seine langjährigen Erfahrungen als Sporttrainer machten ihm klar: „Mit reden kommen wir hier nicht weiter!“

Trainieren wie im Sport schien ihm die bessere Lösung und so bot er bald in seinem eigenen Institut Seminare an, die mit der Methode „Lernen durch Erleben“ den persönlichen Erfolg bringen sollten. Das bedeutete aber auch die Rückbesinnung vor allem auf die Philosophen der Antike: Plato und Sokrates, die großen Dialog-Meister. Wilhelm Engel war kein Weltverbesserer und kein Guru. Er verfolgte keine ideologischen Ziele, sondern leistete Basisarbeit.

Pädagogisch wertvoll war sein Konzept „Lernen im Dialog“: Die Teilnehmer waren stets mit Spaß und Aufmerksamkeit bei der Sache. Das direkte schnelle Feedback war ebenso wichtig wie die eigene Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zu fühlen, „sich selbst beim Denken zuzuschauen“. Das waren für ihn Kernkompetenzen, die „erprobt, erfühlt und oft auch erlacht“ wurden, wie die Financial Times einst berichtete.

Sein Credo lautete: „Es geht nur darum, mit sich und anderen klarzukommen. Konstruktive Dialoge sind für das tägliche Miteinander von grundlegender Bedeutung. Ohne Dialoge gibt es keine erfreulichen Kontakte und auch keine erfolgreiche Zusammenarbeit.“ Seine Vision vom Dialog-Unterricht in Schulen, wie er ihn selbst als Schuljunge erlebt hatte, mit dem die Aufmerksamkeit der Schüler gefördert werde, konnte er in seinem Leben nicht mehr realisieren. Er wusste: „So etwas dauert Generationen“. Nun ist die nächste Generation dran, gute Dialoge zu führen und zu fördern und so in Engels Sinn Streit und Krieg zu verhindern.

Er zitierte gern Papst Franziskus: „Der Dialog kann den Krieg besiegen“. Dieser klugen Botschaft schloss er sich gern an: „Nur der Dialog verleiht die Fähigkeit, uns mit den unterschiedlichsten Menschen und Meinungen zu verbinden und in Frieden miteinander zu leben – immer und überall.“



X