Dynamische Fahrgastinfoanlagen: ALK hakt nach, Stadt längst dran

Screenshot des DFI-Anzeigers Stadtmitte vom 3. Februar

Foto: Stadtverwaltung

Königstein (pu) – Nach Mitteilung der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) hat die Wählergemeinschaft die Notwendigkeit gesehen, in der letzten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses Fragen zur Verlässlichkeit der dynamischen Fahrgastinformationsanlagen (elektronische Displays) an den Königsteiner Bushaltestellen zu stellen sowie auch zur Busanbindung Schneidhains an die Kernstadt an Sonn- und Feiertagen.

„Für Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs sind vor allem die Taktung der Bus- und Bahnzeiten sowie verlässliche Abfahrts- und Ankunftszeiten wichtig. Über die 2019 neu installierten Displays an den Bushaltestellen sollen Fahrgäste über die tatsächlichen Abfahrtszeiten informiert werden“, unterstreicht die Co-Fraktionsvorsitzende Nadja Majchrzak. Nach Erkenntnis ihrer Kollegin, ALK-Co-Fraktionsvorsitzende Runa Hammerschmitt, sei dies jedoch nicht der Fall. „Offensichtlich werden nur die Fahrpläne angezeigt. Ergeben sich Verspätungen, werden die Daten nicht an die zentrale Datendrehscheibe weitergeleitet. Somit erscheint die echte Ankunftszeit auch nicht auf den Displays“, schildert sie ihre Beobachtungen. Das sei nicht Sinn einer dynamischen Fahrgastinformationsanlage, die Displays seien schließlich für eine Qualitätsverbesserung an den Bushaltestellen angeschafft worden, legt sie nach.

Nach Aussage der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK), die sich auf die Fahne schreibt, der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zähle seit der Gründung der Wählergemeinschaft zu deren zentralen Anliegen, habe Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) zugesagt, dass die Experten der Verwaltung das Gespräch mit den Busbetrieben suchen werden, um hier eine Verbesserung zu erreichen.

Schon länger an der Sache dran

Auf entsprechende Nachfrage der Redaktion der Königsteiner Woche bei Rathauschef Helm stellt dieser richtig: „Es entspricht nicht der Wahrheit, dass erst nach der Frage der ALK die Experten in der Verwaltung der Sache nachgehen. Stadtrat Rolf Kerger (ehrenamtlich, Bündnis 90/Die Grünen) ist als zuständiger Dezernent schon länger an der Sache dran und hat auch, bevor die ALK ihre Fragen formuliert hatte, die Datenlieferung durch die Busbetriebe – die ins RMV-System eingespielt werden und dann einheitlich zur Verfügung stehen – als Fehlerquelle identifiziert.“ Der von der ALK erweckte Eindruck sei demzufolge falsch.

Eigene Experten im Rathaus habe man nicht, die Zuständigkeit liege ganz klar beim VHT, dem Vertragspartner der Busunternehmen, die die Daten zu melden hätte, und über entsprechende Experten verfüge. „Diese wurden von Herrn Kerger bereits auf das Problem hingewiesen“, so die Stellungnahme des Bürgermeister.

Ersatzbusse und Frühstarter

Der zuständige Dezernent kann das nur bestätigen und untermauert das mit weiteren Details. „Am letzten Donnerstag wurde beispielsweise bei einem Bus keine Echtzeit auf dem Display angezeigt, beim Rest dagegen durchaus.“ Die Problematik trete vor allem auf, wenn Ersatzbusse eingesetzt werden, die nicht über die notwendige technische Ausstattung verfügen, um die Daten zu liefern. Ähnlich verhalte es sich, wenn die Busfahrer zu früh losfahren. „Das sollen sie zwar nicht, machen es teils dennoch, und dann kommt es ebenfalls zu Problemen“, informiert Kerger. Nach seinem Wissen liefern die dynamischen Fahrgastinformationsanlagen aktuell „zu 90 Prozent exakte Echtzeitdaten“, weitere Optimierung werde angestrebt, um größtmögliche Zuverlässigkeit zu garantieren, wenn man das System mit den insgesamt fünf installierten Anlagen in voraussichtlich einem Monat abnimmt.

Abweichungen melden

Abgesehen davon könne jeder Fahrgast, wenn er vor dem DFI-Anzeiger steht und Zweifel hat, die RMV-Auskunft auf seinem Handy starten und die Abfahrtszeiten vergleichen. „Abweichungen von mehr als einer Minute (Rundungen beziehungsweise Datenübertragung) sollten uns gemeldet werden, um die Ursache in den Log-Dateien der beteiligten Systeme zu klären.“

Das Thema wird im Übrigen am heutigen Donnerstag auch die Parlamentarier beschäftigen. Auf der Tagesordnung steht die „Genehmigung einer überplanmäßigen Ausgabe zur Realisierung der dynamischen Fahrgastinformationsanlagen im Stadtgebiet Königstein im Taunus“.

ÖPNV in den Stadtteilen

Darüber hinaus regte Hammerschmitt im Ortsbeirat Schneidhain an, Vertreter der Verkehrsbetriebe Hochtaunus einzuladen, um zu besprechen, wie der Stadtteil an Sonn- und Feiertagen besser an die Kernstadt angebunden werden könne. Nach ihrer Kenntnis fährt samstags um 17 Uhr der letzte Bus Richtung Innenstadt, dann erst wieder montags früh. Zwar habe der Stadtteil die Kleinbahn (HLB), die man zumindest einmal pro Stunde Richtung Bahnhof nehmen könne, doch der Weg zum Schneidhainer Bahnhof sei für viele Stadtteilbewohner weit und auch der Weg vom Königsteiner Bahnhof in die Innenstadt. Ähnliche Probleme scheine es in Falkenstein und Mammolshain zu geben. Das will die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein ändern, denn nach ihrer Meinung erhöht eine Verbesserung der Anbindungen die Bereitschaft, auf Busse und Bahn umzusteigen, entlaste somit den Verkehr und biete gerade älteren Menschen und Jugendlichen mehr Flexibilität. Insgesamt habe Königstein beim ÖPNV „noch Luft nach oben!“

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