Königstein (hhf) – Gut 25 Jahre lang war „Die Traube“ in der Gerichtsstraße eine bekannte gastronomische Adresse – nicht nur für Einheimische, Autokennzeichen auf den umliegenden Parkplätzen belegten, wie weit der Ruf der guten Küche reichte.
In eben dieser Küche stand Edmund Brütting, unterstützt von seiner Familie, dessen Weg zu einem renommierten Koch so interessant ist, dass er zu seinem 80. Geburtstag (morgen, am 26. Juli) einmal erwähnt werden soll. Nicht zuletzt, weil die Lebensgeschichte des Königsteiner Bubs auch ein Stück Heimatgeschichte ist, welche wiederum zu seinen Hobbys zählt. Jenseits der Küche hat er sich damit unter anderem längst als Autor im Burgfestbuch einen Namen gemacht und hat auch immer wieder gute Ideen, Bilder oder Artikel für die KöWo.
Dass es sich bei ihm auch im Historischen gerne um etwas kulinarisches handelt, vermutet Edmund Brütting als genetisch veranlagt: Schon sein Vater kochte in der Nachkriegszeit im Königsteiner „Victory Guesthouse“ (Villa Gans) für die „Hohen Alliierten Kommissare“, zum Beispiel General D. Eisenhower, General Lucius Clay und deren internationale Gäste.
Das mag den kleinen Edmund während seiner Schulzeit weiter beeinflusst haben, so dass er 1952 aushilfsweise die ersten Versuche als Küchenjunge in der hiesigen „Weinstube Leimeister“ startete. Seine Lehre als Koch begann er zum 1. April 1954 im „Haus der Länder“ (heute Villa Rothschild), damals eine sehr begehrte Lehrstelle, denn der spätere Sonnenhof war damals ein Haus ersten Ranges und wurde wegen der dort stattfindenden Tagungen der Ministerpräsidenten auch als „Wiege der Bundesrepublik“ bezeichnet – gerade deswegen ist Brütting in jüngster Vergangenheit auch als wichtiger Zeitzeuge sehr gefragt. Nach Schließung des Hotels im Oktober 1954 folgte er seinem Lehrherrn nach Bad Nauheim, wo er im „Hilbert’s Parkhotel“ seinen Abschluss erlangte.
Mit dem Hotel „Petersberg“ in Königswinter, das damals als Gästehaus der Bonner Regierung fungierte, näherte sich der Koch nun wieder der großen Politik, sammelte aber auch Erfahrungen in Travemünde, einigen Stationen in der Schweiz- und in Heidelberg (Hotel „Europäischer Hof“), wo er seine Frau Margot kennenlernte.
Vom Restaurant „Locanda Ticinese“ im Singer Haus am Marktplatz von Basel – einem Tessiner Spezialitätenrestaurant mit sieben Köchen für 45 Plätze – wechselte der in der Berufswelt längst anerkannte Königsteiner 1962 als Chef Saucier in die „Gutsschänke Neuhof“ bei Offenbach, 1964 gewann er die Goldmedaille bei der „Internationalen Kochkunstausstellung“ in der Festhalle Frankfurt am Main.
So dekoriert folgte 1965 bis 1970 ein Tapetenwechsel nach Bonn als Küchenchef und Ausbilder im „Hotel La Roche“ am Beethoven-Platz und dazu ein Engagement als Chefkoch der Bundespräsidenten H. Lübke und G. Heinemann. Das bedeutete die Verantwortung für die Staats- und Geschäftsessen in der Villa Hammerschmidt (Sitz des Bundespräsidenten), mitunter aber auch private Termine im kleinen Haus der Lübkes auf dem Bonner Venusberg. Mit seinen Kochkünsten hat Edmund Brütting unter anderem Kaiser Haile Selassie von Äthiopien, König Hassan II von Marokko, König Hussein I von Jordanien, die US Präsidenten Nixon und Johnson oder General de Gaulles erfreut.
1970 zog es die Familie – mittlerweile zwei Söhne, eine Tochter – zurück nach Königstein, wo das Haus Gerichtsstraße 3, in dem sich die neu eröffnete „Traube“ befand, nach dem Kauf auch zur festen Heimat wurde. Seit der Schließung des Restaurants nach 26 erfolgreichen Jahren im Dezember 1996 widmet sich Edmund Brütting – seit 2002 Witwer und inzwischen Stammvater von sechs Enkeln und drei Urenkeln vorrangig diversen Arbeiten am über 300 Jahre alten Fachwerkhaus. Nahe verwandte Hobbys kommen dazu, es sind Fotografie, Sammeln von Königsteiner Ansichtskarten, alte und historische Kochbücher und dazu historische Menüs und Speisekarten als spezielles Fachgebiet.